Quelle: Archiv MG - EUROPA AUSTRIA - Unsere neutrale Ostmark


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       Wochenschau
       

KRIEGSMINISTER UND KRIEGSVERBRECHER

soll man in einer westlichen Demokratie sorgfältig auseinander- halten. Deshalb darf man zwar, wie der Kärntner FPÖ-Landesvorsit- zende Haider, den SS-Sturmbannführer a.D. Walter Reder als "tapferen Soldaten, der für sein Vaterland kämpfte" bezeichnen, als Verteidigungsminister Österreichs bringt man hingegen "das Bundesheer in einen bedauerlichen Zusammenhang mit Nazi-Kriegs- verbrechen", wenn man wie der schneidige Friedhelm Frischenschla- ger den "letzten Kriegsheimkehrer" persönlich empfängt und zum Essen in die Kaserne einlädt. Ein erklärtermaßen deutschnational gesinnter Minister vereidigt einmal Rekruten im ehemaligen KZ-Ge- lände, begrüßt ein andermal den "Henker von Marzabotto" als Kame- raden und beides in der gleichen Absicht: Die moralische Formung der Truppe läßt sich sowohl aber die Anschauung von Verbrechen des nicht-demokratischen Staates machen als auch über die Pflege der Traditionen im Dienst für Österreich, repräsentiert durch einen Staatsempfang für den "langjähristen Kriegsgefangenen". In- teressant an den Erörterungen zum Verbrechen des Reder ist allein die feine Unterscheidung zwischen "sauberem" Töten und Vernichten und einem "verbrecherischen Übergriff gegen Zivilisten": Fürs Er- schießenlassen aller Bewohner eines Dorfes a u f B e f e h l v o n o b e n wurde Reder freigesprochen; für 24 Partisanen, die e r p e r s ö n l i c h exekutieren ließ, kriegte er 30 Jahre Festungshaft. Und wegen eines Händedrucks mit Reder, der mittlerweile wenigstens dienstuntauglich ist, stolpert beinahe ein Minister! Jetzt darf er, geläutert, weitermachen: Er hat die Kommandogewalt über eine Truppe, die für den K r i e g trai- niert. Das ist kein V e r b r e c h e n. zurück