Quelle: Archiv MG - BRD WIRTSCHAFTSPOLITIK UMWELTPOLITIK - Smog und Molke - alles im Griff!


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       Wochenschau
       

DER WALD HINTER DEN BÄUMEN

Die Sache mit dem s a u r e n R e g e n ist lange genug als Problem des d e u t s c h e n W a l d e s verhandelt worden, so auch wieder letzte Woche "in einem von der Zeitschrift 'Bild der Wissenschaft' organisierten Pressegespräch." (Süddeutsche Zeitung vom 24. November). Man sollte sich möglichst bald ent- scheiden, ob man angesichts dessen, daß "Politiker davon ausge- hen, daß zur Zeit mit Sicherheit etwa 10% des Waldes unrettbar verloren sind" und manche Wissenschaftler "den Anteil sogar auf bis zu 25% schätzen", die Affäre als gelaufen abhaken und ihre weitere Besprechung Horst Stern, Bernhard Grzimek und der Eichen- dorff-Gemeinde überantworten sollte - oder ob man sich ein paar anderen Fragen zuwendet. Hierzu ein paar konstruktive Vorschläge: Stimmt es wirklich, daß ein Regen, an dem Bäume krepieren, bei den Leuten nur den Haarwuchs fördert? Ist der ständig zunehmende "Einfluß von Stickoxiden, Schwermetallen und anderen giftigen Substanzen" langfristig nur eine "Schwächung des Ökosysterns" oder ein wesentlich handfesterer Beitrag zum Thema "Sterben die Deutschen aus" als die mangelnde Gebärfreudigkeit? Ist es nicht eine faustdicke Lüge, wenn sich "Wissenschaft und Politik ver- blüfft" darüber geben, "daß eindeutige Ursachen, die man gezielt bekämpfen könnte, nicht zweifelsfrei nachzuweisen sind"? Ist nicht die geplante Verordnung, derzufolge "Großkraftwerke ab 175 Megawatt elektrischer Leistung nur noch 400 mg Schwefeldioxid je Kubikmeter Abgase freisetzen dürfen", alles andere als eine Si- cherheitsauflage, sondern vielmehr die gesetzliche Sicherheit fürs Energiekapital, daß sie überhaupt Gift an die Bevölkerung weitergeben dürfen? Und dient schließlich nicht der ganze Jammer um Bäume der ideologischen Durchsetzung von Atomkraftwerken, die laut Bayerns Umweltminister Dick, überhaupt die "umweltfreund- lichste Energieproduktion" bieten? "Mit großem Engagement, aber auch unverhülltem Pessimismus haben Wissenschaftler und Politiker" ihre "Fragestellungen diskutiert". Eine Antwort auf unsere Fragen, die zu unverhülltem Engagement im entgegenge- setzten Sinne führt, böte den erwähnten Herrn wirklich einmal An- laß zu großem Pessimismus. P.S.: Wie wir der WAZ vom Wochenende entnehmen, schlug nun auch NRW-Landwirtschaftsminister Bäumer (!!) "Alarm wegen Waldster- bens" - wohl aus Sorge um seine Kollegen draußen im Walde: "Als eine der Ursachen für die dramatische Verschlechterung sieht Bäu- mer das außergewöhnliche Klima mit einem langen, warmen Sommer, hohen Temperaturen und wenig Niederschlag an. 'Normalerweise steckt die Natur das (!) weg, aber zusammen mit der Belastung durch sauren Schwefelregen und andere Schadstoffe war der Streß für die Fichten zu groß', sagte Bäumer." Da bleibt den streßge- plagten Bäumen ja wohl nichts andere übrig, als auf einen gewöhn- lichen Sommer mit niedrigen Temperaturen und viel Niederschlägen zu hoffen... zurück