Quelle: Archiv MG - BRD WIRTSCHAFTSPOLITIK UMWELTPOLITIK - Smog und Molke - alles im Griff!
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Münchner Hochschulzeitung Nr. 12, 25.06.1980
"DIE DEUTSCHE INDUSTRIE BEKENNT SICH ZUM UMWELTSCHUTZ"
- und das stimmt auch, wenn eine neue Technologie folgende
"Eigenschaften" aufweist: 1. staatliche Förderung 2. erhöhte Ren-
tabilität. In diesem Sinne kamen die Meldungen über die Bleiver-
seuchung in Goslar den Bleikapitalisten z.B. gar nicht ungelegen.
Die selben Unternehmer, die jahrzehntelang kein Geld fÜr ordent-
liehe Filter ausgeben wollten besinnen sich plötzlich auf ihre
"soziale Verantwortung" und ersetzen ihre alten Produktionsanla-
gen. Denn:
"Das Bundesforschungsministerium hat jetzt 21 Millionen Mark für
den Bau und den Versuchsbetrieb einer Demonstrationsanlage zur
umweltfreundlichen und energiesparenden Bleiverhüttung ... zur
Verfügung gestellt."
Diese als "Forschungsvorhaben" vom Staat mitfinanzierte Fabrik
bringt den Bleikapitalisten doppelten Profit ein:
"Die Vorteile des Verfahrens liegen in einer drastischen Vermin-
derung der Umweltbelastung, ... in einer erheblichen Energieein-
sparung durch einen um 25 Prozent geringeren Stromverbrauch und
durch geringeren Bedarf an Brennstoffen, wofür zudem billiger
Kohlenstaub verwendet werden kann, und in einer Einsparung von
Rohstoffen durch Verwendung geringerwertiger Bleierze."
Man sieht, es gibt durchaus Fälle, wo die Unternehmerschaft be-
reitwillig der Forderung nach gesünderer Luft nachkommt. Aller-
dings weiß der BDI auch, daß durchaus nicht immer die billigeren
Produktionsverfahren auch die umweltfreundlicheren sind; daher
hat er unlängst "vorgeschlagen", in der Umweltschutzgesetzgebung
"zunächst auf der Grundlage der bestehenden Bestimmungen weiter-
zuarbeiten und die Wirtschaft nicht mit zahlreichen neuen Rege-
lungen zu belasten." Das Problem ist hierbei wieder die
"Unvernunft" unserer Bürger, die vor lauter Sorge um ihre Gesund-
heit glatt "unsere" Wirtschaft total vor die Hunde gehen lassen
würden, kurz, die den Umweltschutz ganz falsch verstehen:
"Durch solche aus einer falsch verstandenen Umweltschutzidee her-
aus geforderten Auflagen würde die ohnehin vielfach schon besorg-
niserregend schmal gewordene Ertragsbasis unserer Wirtschaft in
Frage gestellt ... Dies sei mit den Erfordernissen einer gesunden
Wirtschaftsentwicklung unvereinbar."
Da können wir bloß noch "Gesundheit!" wünschen!
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