Quelle: Archiv MG - BRD WIRTSCHAFTSPOLITIK UMWELTPOLITIK - Smog und Molke - alles im Griff!


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DIE TRAURIGEN ERFOLGE DES UMWELTBEWUSSTSEINS

Ein neuer Minister, eine Partei im Aufwind und jede Menge Kata- strophen Warum sind die Herrschaften von der Umweltpartei so fröhlich? Ist gerade ein Atomkraftwerk oder sonst eine der nationalen Dreckschleudern abgestellt worden? Ach was! Sie haben das Wahl z i e l ihrer Partei e r r e i c h t und hocken nun - üb- rigens ohne weiteren Einfluß - leibhaftig im Parlament. Das ist ein Erfolg für eine Partei, die am "Umweltproblem" nie die poli- tischen Taten entdeckt haben will, durch die es in die Welt kommt, sondern auf lauter V e r s ä u m n i s s e des Staates aufmerksam machen möchte. Dieses Bedürfnis nach ihrem Handwerk haben Politiker gern. Und schon wegen der Konkurrenz um Wähler- stimmen haben die anderen Parteien den Vorwurf, sie würden dieses Bedürfnis unbefriedigt lassen, nicht lange auf sich sitzen lassen. Einen praktischen Erfolg kann man den GRÜNEN deswegen nicht absprechen: seit diesem Jahr gibt es Einen Umweltminister, der alles im Griff hat -------------------------------------------- Nach eigener Auskunft hat der in seiner kurzen Amtszeit schon "die Gesetze verabschiedet, die weitgehend unter meinem Vorgänger vorbereitet worden waren, zum Beispiel Abfallbeseitigungs- und Wasserhaushaltsgesetz". Nicht ganz einfach, seine Aufgabe, die auch sein hessischer Amtskollege zu bewältigen hat: Einerseits muß er bestimmen, wo die Industrie ihren giftigen Dreck hinschüt- ten darf, so daß sie ihn kostengünstig loswird; andererseits soll bei dieser Prozedur auch noch Trinkwasser übrigbleiben. Da heißt es, die Grenzwerte für Gift im Wasser richtig festzusetzen. Und das ist erst der Normalfall. Weil auch die Stör- und Katastro- phenfälle rechtlich geplant und geregelt sein wollen, müssen für den Fall, daß die Normalwerte überschritten werden, neue Grenz- werte definiert sein. Bei alledem muß er im Ausnahmefall die Be- völkerung bei Laune halten, mit Späßen wie dem über das "nukleare Unglück": "Das halte ich nicht für möglich. Aber... theoretisch nicht auszuschließen". So kann rechtlich und moralisch eigentlich nichts mehr danebengehen. Die Umwelkatastrophen finden statt ---------------------------------- Und zwar so, daß der SANDOZ-Vorstand Hans Winkler zu Protokoll geben kann: "Die Frage ist, ob die bestehenden gesetzlichen Vorschriften in allen Teilen ausreichend waren. Das wird man jetzt untersuchen müssen. Aber den Vorwurf, daß wir illegal gearbeitet haben, muß ich in aller Form zurückweisen." Der Umweltminister wird also Konsequenzen ziehen müssen oder auch nicht. Inzwischen hat er schon wieder zu tun. Mit BASF und ziemlich ungiftigen Sachen, die ins Wasser gelangt sind. Der Rest der Abwicklung der "Rhein-Kata- strophe" ist einerseits eine versicherungstechnische Angelegen- heit; andererseits ein Wahlkampfthema. So regelt der Kapitalismus seine Probleme mit der Umwelt. Daß dabei die Natur als Lebensmit- tel systematisch zerstört wird, ist unterstellt. Jedoch kommt auch dieses geschädigte Interesse zu seinem Recht: in der priva- ten Sorge um die eigene Gesundheit, um die Umwelt und um die Mo- ral: Das Umweltbewußtsein greift um sich ----------------------------------- Daß die privaten Anstrengungen in Sachen "gesünder leben" ständig praktisch ad absurdum geführt werden, stört die aufgeklärten Zeitgenossen wenig. Es kommt schließlich auf die Haltung an. Und die wird nicht irre an einer Nachricht über einen Chemie-Unfall größeren Ausmaßes, die von einer ebenso schönen Nachricht über das rapide Ansteigen von Allergien und so Zeug abgelöst wird. Ei- nig ist man sich darin, daß das Rauchen beispielsweise ziemlich intolerant ist. Die einschlägige Definition dieses Sachverhalts hat die Gesundheitsministerin auf dem Nichtrauchertag gegeben: "Rauchen ist die größte, v e r m e i d b a r e Krebsursache." Das Rauchen dient schließlich einzig dem Genuß und der ist ver- meidbar, weil er den ohnehin in Anspruch genommenen Körper nur zusätzlich belastet; so tolerant sind rechtschaffene Nichtraucher gegenüber den unvermeidbaren Krebsursachen! Biowaschmittel werden gekauft - als persönlicher Beitrag zur Minderung der Rheinver- schmutzung. Und Robbenbabies geraten in die Schlagzeilen, weil sich an denen so schön demonstrieren läßt, wie säuisch der Mensch mit der unschuldigen Kreatur umgeht. Ist ja auch nichts näherlie- gend, als den Materialismus zu denunzieren, wo der gerade ganz grundsätzlich, nämlich beim Schnaufen und Essen, praktisch in die Schranken gewiesen wird. zurück