Quelle: Archiv MG - BRD WIRTSCHAFTSPOLITIK UMWELTPOLITIK - Smog und Molke - alles im Griff!
zurück Die Amtsgeschäfte des Klaus Matthiesen, NRW-Umweltminister:EINE DRECKSVERWALTUNG, DIE SICH GEWASCHEN HAT
Ein Minister legt seinem Amt alle Ehre ein: "Matthiesen verliert die Geduld" (Aachener Nachrichten), "Matthiesen nimmt Bürger in die Pflicht" (Westfälischer Anzeiger), "Matthiesens Kampf gegen den Müll" (FAZ) - die Zeitungen berichten gern und nicht ohne Bewunderung vom Wirken des NRW Umweltministers, der aus seiner Zuständigkeit für den landesweit anfallenden Dreck einen "Umwelt"-Schlager erster Güte zu machen versteht. Wofür ihm - nach allgemeinem Dafürhalten - volle Hochachtung gebührt! Wie er das schafft? Indem er - mit Waldhelm und Öko-Bart seiner jeweiligen Umwelt angepaßt - den Bürgern des Landes folgende fünf Lektionen ins Stammbuch schreibt: Lektion 1: ---------- Gift, Dreck und Müll - eine Notwendigkeit, mit der "wir" immer prächtiger klarkommen Daß der "Müllberg immer höher wird"; immer neue Gifte den Ge- schmack von Lebensmitteln aller Art verfeinern; Luft, Boden und Wasser höchst seltsame Konzentrationen aufweisen; die Unternehmer des Landes fleißig so viel Dreck produzieren, daß mit dem "Vergraben, Ablagern und Verbrennen" gar nicht mehr nachzukommen ist - das alles beweist in den Augen des Klaus Matthiesen nur eins: "Eine abfallfreie Industriegesellschaft gibt es nicht"! Der ganze aufgehäufte Giftmüll spricht für so einen Mann eben gar nicht gegen eine "Industriegesellschaft", die ganz systematisch dafür sorgt, daß die Natur in ihrer Eigenschaft als Lebensmittel für die Leute untauglich gemacht wird. Wenn nämlich Produktion für den Profit heißt, daß im Dienste geschäftsfähiger Produk- tionskosten die Natur als billiger kapitalistischer Mülleimer herzuhalten hat, dann ist das für ihn - wie für jeden anderen (Umwelt-) Politiker - unter der Rubrik "Industriegesellschaft" lässig abgehakt. Sodaß der Herr Minister fortzufahren pflegt: "Heute sind alle stolz, aus dieser Industrieregion die sauberste weit und breit gemacht zu haben" ...Einmal tief durchatmen. Und - schon was gemerkt? Ach was, so war die Sache natürlich gar nicht gemeint. Sondern so: "Kaum eine Woche vergeht, in der ich (Klaus Matthiesen) nicht eingeladen werde, die neueste Anlage zum Umweltschutz in Betrieb zu nehmen". Im Klartext: Jede Entsorgungsanlage (w a s wird da eigentlich entsorgt?), jede Sanierungsmaßnahme (w a s wird da eigentlich immerzu saniert?) und jeder Grenzwert (von w a s wird da ei- gentlich die Höchstgrenze festgelegt?) beweist, daß ein politisch beaufsichtigtes Herumsauen die sauberste Lösung ist, die man sich denken kann. Das heißt nicht weniger als: der ganze Dreck, mit dem die Leute beim Schnaufen, übers Essen und Trinken und sonst- wie belästigt und geschädigt werden, steht u n t e r S t a a t s s c h u t z - und deshalb außer jeder Kritik. Im Ge- genteil: "Heute sind wir alle stolz...". Logo? Lektion 2: ---------- - Weil die Produktion von Gift und Müll gesetzlich geregelt ist, gibt es bloß noch "Auswüchse". Und das sind die, die der Minister entdeckt. Regelmäßig (der August z.B ist Kälber-Monat) entdeckt Klaus Matt- hiesen einen "Skandal". Natürlich weiß der Düsseldorfer Umweltverantwortliche ganz genau, daß in seinem Zuständigkeits- bereich genug Gründe existieren, geltenden Umweltauflagen ein Schnippchen zu schlagen: schließlich ist der Mann in schöner Per- sonalunion auch L a n d w i r t s c h a f t s minister. Also der Mann, der mit allen einschlägigen staatlichen Geldspritzen für eine Landwirtschaft sorgt, in der nicht die Güte des Produkts, sondern die marktwirtschaftliche Wachstumsrate zählt - da kann es nicht ausbleiben, daß so mancher Mäster auf die Idee verfällt, da mit Hormonspritzen und ein bißchen Hustensaft nachzuhelfen. Matthiesens "Entdeckungen" gehen ohne ein paar faustdicke Heuche- leien nicht ab, die er in die Umwelt setzt. Was heißt hier schon "Auswüchse" und "schwarze Schafe" - eine stinknormale Ge- schäftskalkulation haben die "ertappten" Geschäftsleute ange- stellt, wie sie hierzulande gang und gäbe ist. Daß diese und an- dere Lebensmittelvergiftungen notwendigerweise zu unserem unver- gleichlichen marktwirtschaftlichen Laden dazugehören, das macht das Skandale-Inszenieren so einfach. Der Herr von der obersten staatlichen Aufsichtsbehörde in NRW wird da fündig, wann immer er es will! Seine Grenzwert-Listen zeigen nämlich, welches Giftzeug die Geschäftswelt (in der Landwirtschaft genauso wie in der Indu- strie) verwenden darf. Und sämtliche Verbotslisten führen die Gifte auf, die darüberhinaus in unserer "Industriegesellschaft" dauernd eingesetzt werden. Jede staatliche Kontrolle stachelt dann logischerweise den unternehmerischen Erfindungsreichtum wie- der ein bißchen an ... "Es" soll ja weitergehen (aber die Lektion 1 haben wir ja schon gelernt). Nützlich sind die "Skandale" allemal: von "Auswuchs" zu "Auswuchs" wird der Normalwuchs der Dreckproduktion samt seiner staatlichen Beaufsichtigung so richtig schön ins Recht gesetzt. Alles, was s o = "normal" in die Umwelt abgelassen wird, ist - ein echter Beitrag zum Umweltschutz! Und staatliche Ausnahmerege- lungen, wie im Falle des Kohlekraftwerks Ibbenbüren von Meister Matthiesen erteilt ("Überschreitung des amtlichen Grenzwerts für Stickoxydausstoß um das Dreifache"), sind dann eben - weil er- laubt - eine "umweltpolitische Leistung, die sich sehen lassen kann". Klaro? Lektion 3: ---------- Weil die Produktion von Gift und Müll jeden betroffen macht, wird auch jeder zur Verantwortung gezogen. Das nennt sich auch: "Gemeinschaftsaufgabe". Für diese "Aufgabe" nimmt der Umweltminister die Gemeinschaft recht unterschiedlich ran. Da kennt er sich aus: - Den U n t e r n e h m e r n bescheinigt er "Innovations- fähigkeit", und es ist ihm innerstes Anliegen, die "Flexibilität der privaten Wirtschaft stärker zu nutzen". Den "Beitrag" der In- dustrie für die Umwelt hat der Minister wohldosiert: deren Auf- gabe besteht nicht nur darin, durch fleißiges und kostengünstiges Produzieren dafür zu sorgen, daß Entsorgungsexperten, Altlasten- sanierern und Sondermüllverbrennern die Arbeit nicht ausgeht - er hat diese "Arbeit" auch durch ein paar Subventionen längst zu ei- nem einträglichen Zweig der Geschäftemacherei ausgestattet. An- sonsten gilt der freiheitlich-marktwirtschaftliche Grundsatz: Keine "überstürzten" Eingriffe, "die Wirtschaft nicht überfor- dern"... - Das kann bei einer Figur namens V e r b r a u c h e r nicht passieren, er ist ja nicht "die Wirtschaft". Also auch nicht zu überfordern. Und Eingriffe in den Geldbeutel der Leute gehen ja immer. Schließlich schmälert das ja bloß den privaten Konsum. So diktiert der Herr Minister den privaten Haushalten "ihre Mitver- antwortung für die Umwelt" - vom Autokauf bis zum Wasserverbrauch - in ihr Haushaltsbuch. Denn das ist die billige "Lösung", der eine verantwortungsbewußte Umweltpolitik noch jedes "Umweltproblem" zuführt: Mit "Wasserpfennigen", Sondersteuern auf verbleites Benzin u.ä. schröpft sie die Leute, ohne den Gewinn zu schmälern und die Freiheit zur produktiven Vergiftung zu beschneiden. Lektion 4: ---------- Der Staat sind "wir alle" - darum hat keiner außer dem Minister was zu melden Bei alledem gilt es, "die führende Rolle des Landes NRW in diesem Sektor auszubauen". Bürger, die das nicht einsehen und sich gegen Anlagen zur Bodensanierung (die sie ein bißchgen vergasen) oder gegen ministeriell gewünschte Müllverbrennungsanlagen (die ein paar neue Giftsorten freisetzen) wenden, stellt Klaus Matthiesen persönlich als "Egoisten" an den Umweltpranger. Eine unverblümte Klarstellung darüber, daß die Unterordnung unter das umweltpoli- tische "Allgemeinwohl" auf das Interesse eines Normalsterblichen an Gesundheit und ein bißchen Luft zum Schnaufen badengehen läßt. So sorgt der aus dem Norden importierte Saubermann für glasklare Verhältnisse in der Umweltpolitik: diese ist einzig und allein Sache derjenigen, die für jeden Dreck zuständig sind. Und wenn er da einen "Entsorgungsnotstand" der Industrie entdeckt, dann läßt er den "Gesetzesnotstand" gleich auf dem Fuße folgen: wo bishe- rige Rechtsvorschriften die Genehmigung von Müllverbrennungsanla- gen u.ä. verzögern, da braucht's eben ein paar neue. Lektion 5: ---------- SPD wählen Denn das ist die volksnahe Politik der Mitte: den Leuten mit den grünen Verbesserungsvorschlägen gezeigt, was ein richtiger Realo ist - und den Rechten "mit starker Hand" das Grundwasser abgra- ben. Das ist Saubermanns Lust. zurück