Quelle: Archiv MG - BRD WIRTSCHAFTSPOLITIK UMWELTPOLITIK - Smog und Molke - alles im Griff!
zurück Münchner Hochschulzeitung Nr. 6, 16.12.1981KONZENTRIERTE ENTGIFTUNG
"... und erhalte uns die Farben deines Himmels weiß und blau." Da haben sich die Münchner Stadtwerke aber einen Ausrutscher geleistet! Um ihre Vorbildlichkeit in Sachen Umweltbewußtsein zu demonstrieren, haben sie von sich aus verkündet, "die gelben Rauchschwaden aus den Kaminen des Heizkraftwerks Süd zu beseiti- gen"; es handle sich allerdings lediglich "um geringfügig über- höhte Mengen ungiftigen Stickoxids (NO2)". Nichtsdestoweniger werde alles getan, "mit hohem technischen Aufwand" unseren weiß- blauen Himmel von diesem "häßlichen Gelbstich" zu befreien. Weil aber peinlicherweise das "Stickstoffdioxid (NO2) ein hoch- giftiges ätzendes Gas" ist, das "mit Wasser außerdem salpetrige Säure bildet", sah sich die "Südeutsche Zeitung" genötigt, mit geballter Kritik in die Bresche zu springen. Sie hat die "zahlreichen Zuschriften und Warnungen" eingesammelt und selbst klargestellt, was hier kritisiert gehört. Und das ist nicht etwa der hier sichtbar gewordene Umgang der Stadt mit der Gesundheit der Leute - der verdient so viel Vertrauen, daß er mit keinem Wort erwähnt wird. Anlaß zur Kritik gibt ausschließlich die "Vermutung (!), die Stadtwerke haben (natürlich nur) in diesem Fall entweder bewußt oder fahrlässig falsch i n f o r m i e r t, oder zumindest so ungenügend, daß..." Was ist auch ein bißchen mehr Gift in der Luft anderes als ein "Grund, sich als Opfer ei- ner (ausgerechnet!) Verdummungs-Aktion vorzukommen." Nichts nöti- ger also, als auf sein "Recht ..., korrekt und sachlich unmißver- ständlich informiert zu werden", zu pochen, damit man dann weiß, warum die Atembeschwerden unausweichlich waren. Diesen Ball brauchten die Stadtwerke bloß noch aufzunehmen und die "unglücklich und mißverständlich formulierte Erklärung" zu wiederholen, daß "weiterhin keine Gefahr" bestehe, weil man sich auch in diesem Fall "innerhalb der zulässigen Schadstoffmengen" bewegen würde. Mit diesem kleinen, einvernehmlichen Theater von Stadt und Presse ist die leidige Affäre auch schon erledigt, denn der Verweis auf die "vom Amt für Umweltschutz festgelegten Grenzwerte" reicht al- lemal als Beweis für die Unschädlichkeit des Gifts. zurück