Quelle: Archiv MG - BRD WIRTSCHAFTSPOLITIK STAHLINDUSTRIE - Der Fall Rheinhausen usw.
zurück Zum Kampf gegen Entlassungen 3 Maxhütte Vor knapp 3 Wochen wurde in Haidhof und in Sulzbach-Rosenberg ge- streikt und wieder aufgehört. Hat jemand geprüft, ob die damali- gen Ziele erreicht wurden und man deshalb wieder aufhören konnte. Was waren überhaupt die Streikziele gewesen? Oder habt Ihr weder mit klar bestimmten Streikzielen begonnen, noch mit einer Bilanz von Sieg und Niederlage aufgehört? Vielleicht sind das aber auch ganz falsche Fragen in Bezug auf Euren Streik. Bei euch war offenbar vorher und nachher Einigkeit:"MEHR GEHT SOWIESO NICHT!" - WOHER WISST IHR DAS?
Habt Ihr es je probiert? Habt Ihr je die andere Seite an der Durchsetzung ihrer Ziele hindern wollen? Mit dem Streik vor 3 Wochen doch wohl nicht. Da ging es um etwas anderes: Dieser Streik wurde rechtzeitig zu den entscheidenden Verhandlungen in München angesetzt und nach dem Machtwort aus München wieder beendet. Mehr als den Franz Josef Strauß a u f E u c h a u f m e r k s a m m a c h e n, kann die Absicht nicht gewesen sein. Vielleicht nennt man das auch d e m B e t r i e b s r a t i n d e n V e r h a n d l u n g e n d e n R ü c k e n s t ä r k e n, auch wenn keiner sagen kann, was das genau ist und leisten soll. Mit demonstrativen Arbeits- niederlegungen macht man ein bißchen deutlich, daß die Betriebs- raäte, die in München mit am Tisch saßen, die eigenen Leute sind und ein M a n d a t d e r B e l e g s c h a f t haben. Aber wozu soll das gut sein? Eine Machtposition, mit der es etwas zu verhandeln gäbe, wird daraus nie. Weil hinter dem Betriebsrat am Verhandlungstisch nur eine Belegschaft steht, die nichts anderes signalisiert, als daß sie sich von ihm vertreten lassen will. So ein Unterhändler unterschreibt Kapitulationen, er nimmt, was er kriegt - und das hat er ja auch gemacht. Auf Durchsetzung war Euer Streik jedenfalls nicht berechnet. Vielleicht wolltet Ihr mit der demonstrativen Arbeitsniederlegung die bayerische Staatsregierung auf das Unrecht des harten Schick- sals aufmerksam machen, das Ihr nicht verdient habt, wenn es Euch nun bald trifft. Massenhaftes Aufstellen ehrlicher und betroffe- ner Arbeiter, deren Schicksal die Mächtigen im Lande nicht gleichgültig lassen könne - war es so gemeint? Glaubt Ihr das? Daß die Unternehmen und Regierungen für Euch sorgen wollten, und daß es in der Wirtschaft eigentlich auch um Euren Lebensunterhalt geht? Wenn es so wäre, würde man Euch jetzt nicht entlassen und Ihr hättet nie demonstrieren müssen. Wenn es den Kapitaleignern und der Regierung aber um Euer Wohl nicht von selber geht, wenn der Profit allemal wichtiger ist als der Lebensunterhalt von Ha- benichtsen, dann kann das b l o ß d e m o n s t r a t i v e N i e d e r l e g e n d e r A r b e i t n i c h t s n ü t z e n. Probiert habt Ihr das Kämpfen jedenfalls nicht. Ihr habt schon vorher gewußt, daß es sich nicht lohnt. Woher nur? Weil Ihr Euch als Abhängige wißt, die, nichts tun können. Ihr lebt in der Profitwirtschaft davon, daß ein Kapitalist Euch für seine Geschäfte brauchen kann. Jetzt erfahrt Ihr, daß Euch gerade mal keiner brauchen kann. Ihr dürft Euch Euren Lebensunterhalt also nicht erarbeiten, weil seine kapitalistische Vorbedingung, der Profit mit Euch gerade nicht zu machen geht. Also fällt Euer Lebensunterhalt aus. Wer in dieser Lage nun so bescheiden ist, nichts anderes zu wol- len, als wieder von einem Kapitalisten benutzt und bezahlt zu werden, der muß wirklich warten, bis wieder einmal ein Kapitalist vorbeikommt. Wen dessen Bereicherung die Vorbedingung des Arbeiterlebens bleiben soll, dann kann ihn niemand zu seinen Vor- teil zwingen. Aber man könnte ja auch einmal bemerken, was für eine merkwürdige Sorte Lebensunterhalt die freie Marktwirtschaft bereithält. Man könnte ja auch die Gewinnkalkulation bekämpfen und dem Profit eine Geltung als Vorbedingung des Arbeiterlebens bestreiten. Das hat in Deutschland schon lange keiner mehr probiert. Die mittel- bayrische Zeitung in Regensburg freut sich: "Die in Haidhof sind bestimmt keine Revoluzzer!" - ob sie damit gut beraten sind? zurück