Quelle: Archiv MG - BRD WIRTSCHAFTSPOLITIK ELEKTROINDUSTRIE - Von AEG bis Grundig


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       "Pleitewelle" am Beispiel AEG
       

DIE FEINDLICHEN BRÜDER

Der Pleitegeier geht um, und jedermann soll glauben: Der Wirt- schaft geht es schlecht. Traurig. Die Wahrheit schaut hingegen so aus, daß es manchen Betrieben nicht gut genug geht, wofür es einen eindeutigen Maßstab gibt - die Konkurrenten. Diese wissen mit dem maroden Betrieb sehr wohl etwas anzufangen: Sei es, daß sie seine völlige Aufgabe betreiben, um sich Marktanteile und verwertbare Restbestände anzueignen, sei es, daß sie sich - selbstverständlich großzügiges Entgegenkommen des Hilfsbedürfti- gen fordernd - mit Kapital und Kooperation bei ihm engagieren, um einen neuerlichen Aufschwung unter eigener Anleitung anzukurbeln. Schließlich gibt es noch eine Reihe fallieren der Betriebe, deren bestimmte Eigenschaften sie dazu befähigen - sehr wohl auch unter partieller Anwendung der zwei zunächst genannten Verfahrensweisen -, gerade aus dem Fallieren die Grundlage für ein in aller Selb- ständigkeit vollzogenes, neu beginnendes Ein- und Überholen der Konkurrenz zu verfertigen. Sehr deutlich läßt sich dabei die fürs Kapital gar nicht paradoxe Erscheinung studieren, daß die Entwer- tung des Kapitals - richtig gewendet - eine günstige Vorausset- zung für seine Vergrößerung ist, wobei das Verlustemachen eben nur eine Form der Entwertung, also durchaus auch eine Chance ist. Wie so etwas geht, zeigt das Beispiel der AEG-Sanierung. Justament in dem Augenblick, als die AEG tief in die roten Zahlen zu rutschen begann, war allen der tiefere Grund für diese Malaise schon immer klar: "Die Hybris, sich am Konkurrenten SIEMENS mes- sen und ihn gar überholen zu wollen, führte zu unverantwortlichen Engagements". Aber niemand, schon gar nicht das neue Management unter H. Dürr wollte diese Vergangenheitsbewältigung als Auffor- derung verstanden wissen, in Zukunft kleinere Brötchen zu backen. Im Auftrag und mit der Unterstützung der Eigentümer und Gläubiger der AEG - fast der gesamten deutschen Groß- und Kleinbanken -, unter "solidarischer Hilfe" des deutschen Kapitals und in verant- wortungsbewußter Zusammenarbeit mit den Gewerkschaften wird ein Konzern flottgemacht, indem ehemalige Konkurrenten und andere In- teressenten an seinen Geschäften beteiligt werden. Die daran ven- tilierte öffentliche Sorge über einen "Ausverkauf der AEG", über die "Zersplitterung eines deutschen Traditionsunternehmens" ist sehr blöd. Die Tatsache, "daß dann die anderen am Steuer sitzen", ist schließlich ziemlich egal, solange die Richtung stimmt; und die stimmt trotz aller Unkenrufe ("Chirurgie am toten Mann") of- fensichtlich so sehr, daß der Staat seine Unterstützung tatsäch- lich als "Heraushalten" ausgeben und die Sanierung der AEG als "Bewährungsprobe des privatwirtschaftlichen System", d.h. als weitgehende Schonung eigener Mittel einfordern kann. Dies, nicht ohne zuvor deutlich sein Interesse an solcher privatwirtschaftli- cher Lösung verkündet, also auch ein paar - "im äußersten Not- fall", versteht sich - Bürgschaften angedeutet zu haben. Bürg- schaften, die übrigens im Falle des Gasturbinengeschäfts (s.u.) ganz real gegeben wurden und als "erweiterer Exportkredit" schon recht massiv eine Unterstützung der Produktion beinhalten - frei- lich aus dem speziellen Grund, daß der Staat an diesem Geschäft ein ganz eigenes Interesse entwickelt. 1. Die erste Voraussetzung für eine gewinnbringende Pleite ist die, daß der Pleitier ein umfangreiches Kapital angehäuft hat. Worauf man sich dann verlassen kann, ist, daß die kapitalmäßig relevan- ten Gruppen nicht nur im Betriebsgeschehen engagiert sind, son- dern sich auch um die Wiederherstellung einer profitablen Produk- tion mitkümmern werden. Da nehmen neben den vielen Lieferanten, die auf ihr Geld warten, und den Käufern, die auf bestellte Ware warten sowie in künftige Produktion den bestimmten Lieferanten fest eingeplant haben, die Banken eine prominente Stelle ein: Daß Schulden dem Kapitalisten zum Gewinnemachen dienen - je mehr de- sto... -, ist ja ganz unmittelbar ihr Geschäft, das sie sich nicht haben entgehen lassen. Die in letzter Zeit aufgetretenen Verluste gehen ja nicht zuletzt darauf zurück, daß ein nicht un- beträchtlicher Teil der Fixkosten den Zinszahlungen an die Banken geschuldet ist. Das verpflichtet, nämlich im Sinne des Eigennut- zens - insbesondere dann, wenn die Banken (wie im Fall AEG) zugleich Eigentümer ihres Zinsesels sind. Sehr einfache Kalkula- tionen lassen es da ratsam erscheinen, mit sanftem Druck auf einen sogenannten Akkord, den freiwilligen (?) Forderungsverzicht hinzuarbeiten. Der mit den ersten roten Zahlen gleich mitverbreitete Glaube, die AEG könne, dürfe und werde wegen der Tausenden von Arbeitsplätzen nie sterben, sieht sich zwar im Resultat - die AEG gibt's noch - bestätigt (auch wenn eben dies über die Streichung von 13.000 Ar- beitsplätzen hergestellt wurde!) -, war aber von vornherein eine Verkennung jener Sorgen, die die Großen des Geschäfts wirklich bewegt: "Trotz aller Bitterkeit wissen die Bankiers, die mit über 3 Mrd. DM Kredit allein im Inland und mit weit mehr als 50% des Aktien- kapitals bei dem Elektrokonzern engagiert sind, daß die AEG wei- terleben muß. Ein Zusammenbruch des Unternehmens hätte bei den Banken Abschreibungen auf Aktien und Kredite zur Folge, die ei- nige nicht verkraften könnten." (Manager Magazin, 1/82) Dies ist allerdings nur die eine Seite der Wahrheit. Ein völliger Konkurs der AEG stand nie zur Debatte, da selbst der 79er Kon- zernverlust von 1,31 Mrd DM durchaus Gewinne einiger rentabler Unternehmensbereiche enthielt. Nur aufgrund dieser "produktiven Reserven des Unternehmens" erlaubten es sich die Banken, ihre ge- schäftsmäßige Überlegung, die Kuh zu schlachten oder zwecks wei- terer Melkerei erstmal wieder aufzupäppeln, zugunsten letzterer Alternative zu entscheiden. Daß eine "Schwäche der Banken das Überleben der AEG (garantiere)", ist also nicht nur angesichts der (auch in Verlustzeiten) eingefahrenen Zinsgewinne ein Ge- rücht, sondern auch deswegen, weil die Banken in der Aussicht auf zukünftige Geschäfte bereits einiges abgeschrieben haben - ohne darüber mehr Schaden als eine gewisse "Bitterkeit" in Kauf nehmen zu müssen. Die Entscheidung zur Sanierung der AEG war für die Banken nämlich gleichbedeutend damit, die in Form der Verluste stattgefundene Entwertung von Kapital nun nicht zum Anlaß zu nehmen, um zum Kon- kursrichter zu rennen und sich aus der Konkurenzmasse schadlos zu halten, sondern anzuerflennen und die Firma mit neuem Eigenkapi- tal auszustatten. 2. Den Beschluß, durch Entwertung des Kapitals zu besserer Verwer- tung zu gelangen, ließen die Banken auch die Kapitaleigentümer, nämlich die Aktionäre, spüren. Das ist nicht so mißzuverstehen, daß sie die Lasten auf "die Kleinen" abgewälzt hätten: Erstens sind die Banken selbst die Hauptaktionäre und zweitens drückt sich hierin pur die Sorge um das Funktionieren des Kapitals aus, wofür die Eigentümer gleichermaßen ihren Obulus zu entrichten ha- ben. Schließlich ist das Schöne an der Aktiengesellschaft, daß in ihrer massiven Kapitalanhäufung - die dem einzelnen Kapitalisten gar nicht möglich wäre - das Interesse der Kapitalistenklasse ge- bündelt ist, die Kapitalisten selbst "nur noch" Anteilseigner und Gewinnzieher sind. Aus dem banalen Grund, daß sie viel Geld in solchen Gesellschaften stecken haben, machen die Banken den Vor- reiter für eine vorbehaltlose, "sachliche" Umgestaltung des Be- triebs, appellieren nachdrücklich an Lieferanten und Abnehmer und bieten der gesamten Kapitalistenklasse profitable Beteiligung an der Sanierung an. Als Kapitalschnitt ging das so vor sich, daß jeder AEG-Aktienbe- sitzer zunächst zwei von drei Aktien verlor: Weil das Grundkapi- tal "verwirtschaftet" war, d.h. nicht zur Erzielung eines Über- schusses, sondern zur Deckung der laufenden Kosten ge- und ver- braucht war, wurden die es repräsentierenden, getrennt davon exi- stierenden Eigentumstitel - die Aktiennennwerte - von 930 Mill. auf 310 Mill. zusammengestrichen - so als hätte es dieses Kapital nie gegeben. Anschließend wurden für 620 Mill. DM neue Aktien aufgelegt, von den Banken zum Kurswert von 200% gekauft und die damit neu gewonnenen 1,3 Mrd DM als Grundkapital und als Rückla- gen, d.h. als Mittel für die Umgestaltung und Rentabilisierung der Produktion verbucht. Abgerundet wurde diese zukunftssichernde Kapitalwegwerfaktion von Seiten der Banken durch eine 2%ige Zins- stützung, Aufrechterhalten der Kreditlinien über vereinbarte Fäl- ligkeiten hinaus und einen Forderungsverzicht in Höhe von 250 Mill. DM; von Seiten der AEG selbst durch Grundstücksverkäufe in Berlin und Braunschweig und Firmen- und Beteiligungsverkäufe an Kapitale wie Bosch und Mannesmann, die den eigenen Erfolg in je- weils ihrer Branche zum Anlaß und Mittel dafür nahmen, sich auch an anderen Fleischtöpfen zu bedienen. Das Angebot an VW, ein aus- gedientes Olympiawerk zu kaufen, macht diesem die Kalkulation auf, ein unrentables Unternehmen dadurch in die Gewinnzone zu führen, daß der aufzubringende Vorschuß (= der enorm niedrige Verkaufspreis) den zur Zeit noch niedrigen Gewinn plötzlich r e l a t i v mächtig anschwellen läßt. Die Vernichtung von Reichtum beim V e r k ä u f e r gestaltet also das Verhältnis von Kosten zu Überschuß beim K ä u f e r so günstig, daß über Nacht eine rentable Produktion wieder möglich erscheint. Nicht nur für die Mitglieder im Bankenkonsortium, die anläßlich immer weiterer, nötig werdender Finanzspritzen sich ihrer recht unterschiedlichen Beteiligung an dem Verlusthaufen besannen und dementsprechend "bitter" wurden, gilt die alte Wahrheit von Feindschaft und Liebe im kapitalistischen Lager, sondern auch für das Verhältnis der AEG selbst, zu ihren Konkurrenten: "Sobald es sich um die Teilung des Verlusts (handelt), sucht je- der soviel wie möglich sein Quantum an demselben zu verringern und dem anderen auf den Hals zu schieben. Der Verlust ist unver- meidlich für die Klasse. Wieviel aber jeder einzelne davon zu tragen hat, wird dann Frage der Macht und der List..." (Kapital, Bd. 3, S. 262) Sobald aber die im Verhältnis zu "stabilen, aber nicht mehr wach- senden Märkten" existierende Überproduktion von z.B. elektrischen Haushaltsartikeln samt den daraus notwendig werdenden Verlusten eindeutig auf die AEG verteilt worden ist, mag die an der Ent- wicklung des eigenen Geschäfts orientierte Besinnung auf die "praktische Bruderschaft der Kapitalistenklasse", die in der Be- setzung nicht nur des AEG-Aufsichtsrates durch "Größen der deut- schen Industrie- und Bankenwelt" eh schon existiert, durchaus dazu führen, daß nun die AEG-Sanierung auch darüber hinaus zu ei- nem Werk der gesamten deutschen Bourgeoisie wird: Ungesichertes Options-Schuldschein-Darlehen der deutschen Versicherungswirt- schaft zu fast geschenkten Konditionen und "Solidarhilfe" der deutschen Industrie über 250 Mill. DM. Ergänzt werden diese soli- darischen Aktionen zur Verlustdeckung und Ausstattung mit Liqui- dität durch einen tiefen Griff in die Tasche des AEG-Proletari- ats: Pensionsrückstellungen - d.h. Bestandteile des Lohns, die nicht ausgezahlt, sondern als A n s p r u c h auf "Ruhegeld" (ein Ausdruck, der alles über die Freuden moderner Arbeitswelt sagt) bilanziell verbucht, damit real der betrieblichen Akkumula- tionsmasse zur Verfügung gestellt werden - werden als "zu große soziale Leistung" entdeckt und mit Einwilligung der Gewerkschaft samt Betriebsrat entsprechend behandelt. "Die künftigen Ruhegelder werden auf rund ein Drittel der bishe- rigen Leistungen reduziert. Ferner fällt die doppelte Dynamik aus Dienstjahren und Einkommenshöhe weg. Zwischen 1981 und 1990 ver- mindert sich dank der neuen Regelung die Notwendigkeit, Rückstel- lungen für laufende Pensionszahlungen sowie für Pensionäre zu bilden, um 1,1 Mrd DM (!)." (Süddeutsche Zeitung) 3. Aus der Pleite die Beschaffung von neuem, "wert v o l l e m" Ka- pital zu machen, ist nichts anderes als den alten Prozeß wieder in Gang zu setzen - Steigerung der Kapitalgröße zum Zwecke der Stückkostensenkung. Wenn dafür Produktionsbereiche abgestoßen werden müssen und andere sie kostengünstig in ihre Produktion einverleiben - nun gut. Dies sind "vorübergehende Kapazitätsbe- schneidungen" und widersprechen dem Hauptzweck keineswegs. Eine dazugehörige Variante des Einvernehmens mit der Konkurrenz ist die, sich mit dem Erfolgreichen einerseits nachgiebig, anderer- seits ihn eben so überflügeln wollend zu arrangieren: Koopera- tion. Fast überflüssig zu erwähnen, daß Kapitalerweiterung und Stückko- stensenkung noch allemal Arbeitsplatzminderung und Leistungsstei- gerung im Sinn haben. Das rangiert in der Abteilung "Sachzwang" und ist mit Sozialplänen ausreichend berücksichtigt. Schon ein Gutteil des letztjährigen AEG-Verlustes bestand aus Ab- schreibungen auf enorme Neuinvestitionen. Um die AEG in eine "Cash-Kuh" ("Traditionsunternehmen"!) zurückzuverwandeln - dafür taugen Finanzspritzen und Verlustdeckungen eben nur dann, wenn sie zur Umgestaltung der Produktion unter einem verschärften Kri- terium der Rentabilität benutzt werden. Ganz unmittelbar bedeutet dies, sich "von unrentablen und wenig zukunftsträchtigen Produktionen zu trennen. Das tut oft weh, be- sonders (?) für die direkt davon Betroffenen." (Dürr) Werke für die Farbfernsebröbrenproduktion in Lyon, Ulm und Rom werden stillgelegt usw. usw. Natürlich werden alle Mittel, über die das Kapital verfügt, um eine rentable Produktion (wieder) sicherzustellen, in aller von der Gewerkschaft zugestandener Freiheit benutzt: Verteilung der- selben Arbeit auf weniger Leute (Originalton Dürr: "Ihr müßt die Overheads runterbauen") - Automatisierung der Produktion zur Sen- kung der Stückkosten; Beseitigung unnützer Arbeit (Dürr: "Eine alte AEG-Krankheit: Da ladet Ihr Kühlschränke per Hand ein, aus und wieder ein. Was das kostet."), die nicht mit Arbeitsverringe- rung zu verwechseln ist, sondern die "Befreiung" zu vermehrter Arbeit, die sich rentiert, bedeutet. Der Hauptwitz an der AEG-Sanierung aber liegt in den "Kooperationen" mit ehemaligen Konkurrenten und anderen Firmen. Weil sich die Herstellung von Hifi- und Audiogeräten angesichts der Produktivitätsvorteile japanischer Firmen nicht mehr lohnt, entdeckt die AEG eine neue, ganz sympathische Seite an der "gelben Gefahr", der sie eben angeblich zum Opfer gefallen ist: Um den Erfolg des ehemaligen Konkurrenten zum eigenen Mittel zu machen, "verzichtet" sie auf eigene einschlägige Produktion und vertreibt unter dem alten eingefahrenen Namen japanisches Zeug. Und was die unrentabel gewordene Herstellung von Farbfernsehröh- ren betrifft - die Japaner haben ja eben gezeigt, daß sie's bil- liger können: "Was der Kapitalist hier benützt, sind die Vorteile des gesamten Systems der gesellschaftlichen Arbeitstellung. Es ist die Ent- wicklung der Produktivkraft der Arbeit in ihrer auswärtigen Ab- teilung, in der Abteilung, die ihm die Produktionsmittel liefert, wodurch hier der Wert des vom Kapitalisten angewandten konstanten Kapitals relativ gesenkt, also die Profitrate erhöht wird." (Kapital, Bd. 3, S. 92) Die andere Abteilung von "Kooperation " geht so: "Um die notwendigen Losgrößen zu erreichen, um zu wirtschaftli- chen Stückzahlen zu kommen, werden wir, wie wir es jetzt bei den Videorecordern vorhaben, Fabrikationsgesellschaften gemeinsam mit Partnern aufbauen. Die Produkte werden dann von den Muttergesell- schaften wieder einzeln vertrieben:" (Dürr in Manager Magazin 4/81) Also von wegen "Ausverkauf der AEG"! Bisherige Unternehmensberei- che werden ausgegliedert und andere Firmen daran beteiligt. Das aus dem Beteiligungsverkauf gewonnene Kapital ist wertvolle Li- quidität für Investitionen und Rationalisierungen in anderen Be- reichen u.v.a. im verbleibenden Unternehmensbereich Anlagentech- nik, Zusammenlegung der Produktion, Produktion auf großer Stufen- leiter ermöglicht andererseits nicht nur die Ausnutzung fremder Lizenzen, sondern insgesamt eine enorme Senkung der Stückkosten: "Ökonomie in der Anwendung des konstanten Kapitals selbst. Durch die Konzentration der Arbeiter und ihre Kooperation auf großer Stufenleiter wird konstantes Kapital gespart. Dieselben Gebäude, Heiz- und Beleuchtungsvorrichtungen usw. kosten verhältnismäßig weniger für große als für kleine Produktionsstufen. Obgleich ihr Wert steigt, fällt er relativ." (Kapital, Bd. 3, S. 92) Und: "Auch ich sehe hier einen Schlüssel für das Überleben von vielen Produktionsbetrieben in der BRD. Das hat, so glaube ich fest, auch das Kartellamt erkannt." (Dürr) Hat es! Was den verbleibenden Unternehmensbereich Anlagentechnik be- trifft, so ist bezeichnenderweise nichts über tiefgreifende Ände- rungen der Produktion bekannt geworden. Dort, wo 40% des Konzern- umsatzes gemacht werden und letztes Jahr noch leichte Verluste ausgewiesen wurden, wird ein überdurchschnittlicher Anstieg des Umsatzes und ein Anstieg des Auftragseingangs von 20% vermeldet. Hauptmärkte dieses Unternehmensbereiches sind Energie-, Indu- strie-, Verkehrs- und Verteidigungstechnik. Durch den Auftrag über 47 Gasturbinenanlagen im Rahmen des Erdgasröhrengeschäfts mit der Sowjetunion wird die AEG-Gasturbinenfabrik in Nürnberg zu einer rentablen Angelegenheit - es sei denn, die Ost-West-Kon- frontation macht dem Geschäft den Garaus. Aber andererseits scheint die beschlossene Aufrüstung dem Unternehmensbereich Anl- agentechnik auch gar nicht so schlecht zu bekommen. Aktueller Nachtrag: Die Dual-Werke ---------------------------------- Das "traditionsbewußte Familienunternehmen" mußte erfahren, daß weder Tradition noch Familienzusammenhalt groß was nützen, wenn es darum geht, möglichst viel Kapital für möglichst kostengün- stige Produktion aufzutreiben, selbst wenn bornierter schwäbi- scher Proletarierfleiß für lange Zeit eine beachtliche Kompensa- tion darstellt. Der Beschluß für diese Firma lautet: Konkurs, was weder die Ei- gentümer ans Hungertuch bringt, noch die Firma vom Erdboden ver- schwinden läßt. Zunächst wollen sich jedoch die Banken in ihrem Gläubigersland punkt befriedigt sehen, was automatisch die Auflö- sung bisheriger Eigentumsverhältnisse zur Folge hat. Welche neuen Eigentümer sich finden werden, wird sich noch herausstellen; jetzt haben die Banken erst einmal 5 Mill. für die ordnungsgemäße Durchführung des Konkurses nachgeschossen, was nichts anderes heißt, als daß dort einiges an "Substanz" vorhanden ist. So wer- den die Gläubiger im wesentlichen an ihr Geld und ein T e i l der Dual-Proleten zu einem neuen Herrn kommen. Sie werden dann die tröstliche Gewißheit haben, daß dieser es im Einvernehmen mit den Banken mit ihrer Ausbeutung noch ein Stück weitertreibt. Die- jenigen, die diesen Vorzug nicht genießen, können ja nach Japan oder Frankreich umsiedeln, denn dort werden auch Plattenspieler gebaut. zurück