Quelle: Archiv MG - BRD WIRTSCHAFTSPOLITIK BETRIEBE - Vom Umgang mit dem Arbeiter
zurück 2-Mann-Kolonnen im Gerüstbau beim VulkanDER DRITTE MANN WAR ZUVIEL
Die Gerüstbauarbeiten beim Vulkan waren einmal als Vier-, später als Drei-Mann-Kolonne organisiert. Mittlerweise hat die Ge- schäftsleitung beschlossen, daß die gerüstbauerische Tätigkeit im Schiffbau auch mit jeweils Zwei-Mann-Kolonnenzahl (bei gleich- bleibender Kolonnenzahl) zu erledigen ist. Groß geändert hat sich die Tätigkeit der Gerüstbauer nicht: Weder sind die Planken oder die Stahlrohre leichter geworden, noch hat der Vulkan die neue- sten hydraulischen Hebevorrichtungen eingekauft und damit die Ar- beit der Gerüstbauer erleichtert. Da gilt schließlich die simple kapitalistische Devise: moderne Maschinen werden nur eingesetzt, wenn durch sie die Einrüsterei pro Schiff billiger wird, vergli- chen mit der vorhandenen "Hand"arbeit. Andernfalls verteuert der "technische Fortschritt" den Gerüstbau und unterbleibt deswegen. Aus demselben Kostenkalkül heraus ist der Vulkan auf die Idee ge- kommen, daß der dritte Mann in der Kolonne überflüssig ist wie ein Kropf: Daß die Gerüstbauer die Planken immer zu zweit heben, mag ihnen zwar Anstrengung ersparen, aber g e h e n tut das auch alleine - so der Standpunkt der Geschäftleitung. Schließlich kostet es nur mehr Kraft, deswegen aber nicht automatisch mehr Zeit, wenn einer statt zwei Leuten die Teile hochstemmen. Also definiert die Kraft den dritten Mann ab sofort als zuschüssige Arbeitskraft, die b l o ß der A r b e i t s e r l e i c h- t e r u n g dient. Und sowas hält der Vulkan mit sicherem Instinkt für vom Standpunkt des Profits überflüssige Kosten, für reinste Geldverschwendung. Also wird pro Kolonne ein Mann gestrichen. Weil der Zweck der Operation Senkung der Lohnkosten heißt, er- gänzt der Betrieb die Verkleinerung der Kolonnen durch Senkung der Vorgabezeiten um circa 30%. Bei den alten Vorgabezeiten wür- den schließlich zwei Mann den Lohn von dreien einsacken, bloß weil sie für drei arbeiten. Und das war nun wirklich nicht der Sinn der Sache! Also wird die Streichung des dritten Mannes mit Senkung der Vorgabezeit kombiniert, ganz als ob mit dem dritten Mann auch dessen Teil des Arbeitspensums wegfallen würde. So wird der Lohn für alle Gerüstbauer auf den gewohnten Durchschnitt be- schränkt, damit die gewachsene Anstrengung der Gerüstbauer sich für den Vulkan in Heller und Pfennig auszahlt. zurück