Quelle: Archiv MG - BRD WIRTSCHAFTSPOLITIK BETRIEBE - Vom Umgang mit dem Arbeiter
zurückWARNSTREIK FÜR LEISTUNGSSTEIGERUNG
Vor kurzem gab's bei VW in Wolfsburg eine kleine Arbeitsniederle- gung. Der Grund: Der Betriebsrat ist empört, und das sollte die Belegschaft demonstrativ unterstützen. Und worüber empört er sich? Über folgendes: Da hat sich doch der Betriebsrat in aller Kooperationsbe- reitschaft und Beflissenheit bereiterklärt, das Kostensenkungs- programm von VW "mitzutragen". Das freut VW, dann geht die Umsetzung ohne unnötigen Clinch mit der Arbeitervertretung. Eine "Bedingung" wollte der Betriebsrat aber erfüllt haben. VW sollte zusagen, daß dann auch die Polo-Produktion in Deutschland bleibt. Schließlich hat der Betriebsrat ja seine konstruktive Mitarbeit am Lohnstreichen unter das Motto "Standortsicherung" gestellt. Der Betriebsrat stellt sich das so vor: die Arbeiter zahlen einen Preis in Form von weniger Geld und mehr Arbeit - dafür bekommen sie von VW das Versprechen, daß VW möglichst viele d e u t- s c h e Arbeiter fürs Gewinnemachen benutzt. Das hält der Betriebsrat für ein gutes Geschäft. Jetzt hat VW dem Betriebsrat einen Strich durch die Rechnung ge- macht: der Betrieb mochte sich zum Dank für das Betriebsrats-An- gebot nicht auf eine Polo-Produktion in der BRD festlegen. Wieso auch: für VW hat das beides ja auch wirklich nichts miteinander zu tun. Kostensenkung in der BRD macht man sowieso, und zwar so- viel wie geht - ansonsten schaut sich ein weitsichtiger Betrieb in aller Herren Länder um, wo sich sonst noch profitbringend aus- beuten läßt. Wieso das eine nicht mehr tun, weil man das andere vom Betriebsrat "zugestanden" bekommen hat! Jetzt ist der Betriebsrat beleidigt. Jetzt ist doch glatt seine Lüge von höchstoffizieller Seite dementiert, daß Kostensenkung in der BRD ein Mittel zur "Standortsicherung" wäre! Folgerichtig entdeckt er für die Belegschaft einen Grund zur Arbeitsniederle- gung, die er bei den Angriffen von VW auf Lohn und Leistung hin- ten und vorn nie entdecken konnte. Im Gegenteil: jetzt soll man glatt dafür warnstreiken, daß der Betrieb sich auf das Angebot des Betriebsrats, die Belegschaft als Sonderangebot zu handhaben, einläßt! zurück