Quelle: Archiv MG - BRD WIRTSCHAFTSPOLITIK BETRIEBE - Vom Umgang mit dem Arbeiter


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THOMSON ALS "JOBKILLER" IN VERRUF GERATEN

Der französische Elektronik-Konzern Thomson entläßt in Villingen. Aber erhitzen sich hier die Gemüter wirklich darüber, daß das Un- ternehmen ein paar hundert Leute entläßt, oder nicht vielmehr darüber, daß eine a u s l ä n d i s c h e Firma Arbeitsplätze, die für d e u t s c h e A r b e i t e r da sind, abschafft? Mal ehrlich, wenn VW in einem Werk in Amerika Leute entläßt, oder dieses gar schließt, dann geht das doch wohl völlig in Ordnung, oder? Da wissen dann die gleichen, die sich bei Thomson empören, sofort Bescheid, daß es da halt gute Gründe gibt, die das Unter- nehmen zwingen, dort zu entlassen oder zuzumachen und an einer anderen Stelle zu erweitern. Jedenfalls ist klar, daß es sich hierbei um eine zwar bedauernswerte, aber leider unumgängliche, eben eine gerechtfertigte Notwendigkeit handelt, insbesondere dann, wenn dies doch angeblich hier Arbeitsplätze rettet. Was also in dem einen Fall recht ist, wird in dem anderen noch lange nicht gebilligt. Es kommt offensichtlich schwer darauf an, wer wo Arbeitsplätze abbaut. Durch die nationale Brille ist halt nicht jeder Arbeits- platz, jeder Arbeitslose und jedes Unternehmen gleich, da sind "unsere" immer die wichtigsten, besten und redlichsten. Schaffen deutsche Firmen Arbeitsplätze ab und entlassen haufenweise, was ja auch nicht so selten vorkommt, hat man stets eine Entschuldi- gung parat: Mal ist es die Konjunktur, die schlecht geht, dann der Weltmarkt, der angeblich in Unordung geraten sein soll. Sogar das Management hat angeblich manchmal versagt. Arbeitsplatzver- nichtung als unternehmerische Kalkulation und kapitalistische Ab- sicht wird deutschen Firmen nicht vorgeworfen. Handelt es sich um ein ausländisches Unternehmen, soll dieses sowieso nichts anderes im Schilde führen, als alle Vorteile in sein Land zu ziehen und "uns" zu schädigen: 'Der Franzmann Thomson killt deutsche Ar- beitsplätze.' Übrigens behaupten die Franzosen das gleiche von Hoechst in Pa- ris, wenn dort mal entlassen wird. zurück