Quelle: Archiv MG - BRD WIRTSCHAFTSPOLITIK BETRIEBE - Vom Umgang mit dem Arbeiter


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       Das Neueste von der Lohnfront
       

"NEUE SPARSAMKEIT BEI MERCEDES"

Zur Erinnerung: Vor einem Jahr etwa hatte Daimler Benz-Chef Reu- ter angekündigt, daß ihm die Lohnkosten zu hoch seien und es Lohnerhöhungen deswegen nicht mehr geben könne. Ihm fehlt wahr- scheinlich die eine oder andere Milliarde für den Kauf weiterer Rüstungsbetriebe. Der IG Metall-Steinkühler hatte damals scharf gekontert: Wenn der Reuter sich über die hohen Lohnkosten be- schwere, dann sollte er sich erstmal an die eigene Nase fassen, denn bei Daimler Benz lägen die "Effektivverdienste beachtlich über den Tariflöhnen". (MAZ, 11.2.88) Jetzt h a t sich Reuter an die Nase gefaßt und beschlossen, den guten Rat seines Gewerkschaftskollegen aus dem Aufsichtsrat zu beherzigen: Wenn schon der Lohn in einen t a r i f l i c h e n und in einen ü b e r t a r i f l i c h e n Bestandteil zer- fällt, dann stellt er doch geradezu eine - von der Gewerkschaft ausgesprochene und von Steinkühler noch einmal erneuerte - E i n l a d u n g z u m K ü r z e n d e r L o h n k o s t e n dar! Ganz lässig werden so vom Unternehmen Lohnbestandteile, mit denen Daimler-Arbeiter durchaus etwas anzufangen wissen, wie z u v i e l g e z a h l t e s G e l d behandelt. Wie eine stille Reserve des Betriebes zum "Sparen"! Wie Geld, das der Be- trieb völlig zu Recht wieder kürzen könnte, weil e r es gezahlt u n d weil die G e w e r k s c h a f t nie das Interesse gel- tend gemacht hat, es t a r i f l i c h a b z u s i c h e r n. Wie Geld, das deshalb auch die Leute schon ü b r i g hätten. Bei Daimler fällt dieser Vorschlag unter "S p a r e n"! Das muß etwas verwundern, weil es sich um eine etwas ungewöhnliche Spar- Methode handelt: Einfach für d i e s e l b e W a r e - nämlich die Arbeit der Leute - w e n i g e r b e z a h l e n! Toll! So geht bei Daimler Sparen. Die Methode sollten sich die Beschäftig- ten mal zu Herzen nehmen: Bei Karstadt, Horten oder Wertkauf ein- fach nur einen Teil des Preises der gekauften Sachen zahlen! Und zwar mit der Begründung: Weil man sparen muß, könne man leider keine Rücksicht auf den Gewinn des Kaufhauses nehmen! Seltsam, bei den Lohnarbeitern geht Sparen genau anders herum: Sie können sich, wenn sie sparen müssen, nur w e n i g e r k a u f e n. Ergänzen tun sich diese beiden sehr unterschiedlichen Spar-Metho- den prächtig: Wenn nämlich Daimler-Benz beschließt zu sparen, dann heißt das immer, am Lohn der Leute soll gespart werden. Und deshalb müssen die Leute dann sparen, d.h. sich einschränken. Wenn Daimler-Benz spart, dann geht es um die Vergrößerung seines R e i c h t u m s. Für die Daimler-Beschäftigten bedeutet das, sich in der Tugend der Sparsamkeit zu üben, also mit der neuen Geld-N o t zurechtzukommen. Das gilt als kapitalistisches Natur- gesetz: Wenn der Betrieb ankündigt, beim Lohn z a h l e n zu sparen, dann dürfen eben die Leute beim Lohn a u s g e b e n sparen. Was bekanntlich immer wieder die "Motivation" für die Fortsetzung dieser Lohn-Spar-Gemeinschaft schafft. zurück