Quelle: Archiv MG - BRD WIRTSCHAFTSPOLITIK BETRIEBE - Vom Umgang mit dem Arbeiter


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       Jede Nachfrage nach Arbeit wird prompt bedient:
       

WIEVIEL DARF'S DENN SEIN?

Vor 6 Wochen war bei LDW noch alles ganz anders. - Da waren mal eben um die 30 Arbeiter entlassen worden. Es gilt als selbstverständlich, daß es LDW nichts angeht, wovon diese Leute weiter ihren Lebensunterhalt bestreiten. - Die knapp 60-Jährigen wurden durchsortiert - Kündigungsschutz hin oder her - und etliche in den durch noch weniger Geld ver- schönten Vorruhestand entlassen. - Die ausgedünnte Mannschaft der LDWler war ganz unter sich. Keine Fremdfirmen nahmen ihnen die Arbeit weg und keine Leihar- beiter störten die vertraute Atmosphäre. - Überstunden waren bei der Geschäftsleitung verpönt. Die Über- stunden, die ihre Abteilungsleiter haben wollten, mußten um- ständlich angemeldet und von oben genehmigt werden. - Ob Kurzarbeit "kommt" oder nicht oder wie lange, war das übli- che Frühjahrs-Dauerthema bei den Arbeitern. Beim Arbeitsamt ange- meldet hatte sie der Betrieb schon mal vorsorglich für den Fall, daß er auf diese Variante, vorübergehend Lohnkosten einzusparen, zurückgreifen würde. Das war vor ein paar Wochen. Inzwischen haben nicht nur die Aufträge turnusmäßig zugenommen, sondern LDW hat außerdem jede Menge Reparaturaufträge an Land ge- zogen. Bedenken, ob die Lieferfristen bei der reduzierten Beleg- schaft eingehalten werden können, gab es keine. LDW sah sich kei- neswegs in einer Klemme angesichts seiner Sparsamkeit mit bezahl- ten Arbeitsstunden, sondern braucht nur auf die vielfältigen In- strumente zurückzugreifen, mit denen jeder Bedarf an Arbeit be- dient wird. - Lässig wurden Leute eingestellt. Der Arbeitsmarkt liefert sie, kein Problem. Was die Leute kosten, steht im Tarifvertrag. Das Lohnbüro schlägt in der Tabelle nach, der Arbeiter geht mit sei- ner Abrechnung nach Hause. Sonst keine Fragen. - Unter den Neueingestellten sind etliche Leute mit Zeitverträ- gen. Eine elegante Methode für LDW, seinen Bedarf an zu be- zahlenden Arbeitsstunden zu terminieren, ohne sich festzulegen. Den Zeitvertrag zu erneuern, steht dem Betrieb ja frei. Die Arbeiter haben bei der Einstellung gleich ihr Kündigungsdatum mitgeteilt bekommen. Das ist die Sicherheit, die ihnen zusteht. - Bei der Vergabe von Arbeit an andere Firmen entscheidet einzig die Frage, ob sich das für LDW lohnt. Desgleichen bei der Be- schäftigung von Leiharbeitern. Daß sie in Ostfriesland wohnen oder sonstwo, daß sich ihr Arbeitstag um etliche Stunden Fahrzeit verlängert, alles kein Hindernis für LDW, zumal das alles auf Ko- sten der Arbeiter geht. - Beinahe überflüssig anzumerken, daß Überstunden natürlich wie- der die Regel sind. All die hübschen Rechnereien über verkürzte Arbeitszeiten stehen auf dem Papier. Den Freitag z.B. zwischen Himmelfahrt und dem Wochenende, der ursprünglich bei der Ver- rechnerei von Arbeitszeitverkürzung und Vorholzeit als freier Tag ermittelt worden war, konnte LDW gut gebrauchen, also war er ein Arbeitstag. Es wird rund um die Uhr je nach Bedarf gearbeitet. Über Samstage und Feiertage verfügt der Betrieb nach seinem Er- messen. Schließlich hat er mit niedrigen Löhnen für die Erpreß- barkeit der Arbeiter gesorgt. Das Entlassen wie das Einstellen von Leuten, "fest" oder auf Zeit, das Mieten von Arbeitern oder ganzen Produktionsstätten, das Abrufen von Arbeitsstunden und die Frage, wann welcher Tarif gilt, alles ist geregelt in dieser unserer freien Marktwirt- schaft. Für jeden Bedarf an Arbeit, den ein Kapital aufmacht, findet es ein Instrument vor, mit dem es sich auf dem Arbeits- markt bedienen kann. Es ist, als ob die Arbeiter gar nicht w e g e n d e s L o h n s in die Fabrik gingen. zurück