Quelle: Archiv MG - BRD WIRTSCHAFTSPOLITIK AUTOINDUSTRIE - Von Daimler bis VW


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VW STEIGERT DIE LEISTUNG - DIE GEWERKSCHAFT POCHT AUF PARAGRAPHEN!

Da legt der VW-Vorstand ein Programm vor, in dem jedes Moment der Arbeit nur unter einem Gesichtspunkt betrachtet wird: Wie ist mit jedem Lohn mehr Leistung aus den Arbeitern rauszuholen, damit entsprechend viele Löhne überflüssig werden. Die IG Metall begrüßt das Kostensenkungsprogramm aufs herzlichste - im Namen des deutschen Standortes - und sichert ihre "Mitwirkung" auf allen Ebenen zu. Sämtliche Ansprüche von VW un- ter dem Titel "Maßnahmen zur Ertragsverbeserung" werden in einer "Kommission auf Werksebene nach Lösungsmöglichkeiten abgeklopft". Also hat die IG Metall all das abgehakt, was VW unter den Punkten 2-4 des Vorstandskataloges fordert und bietet ihre tätige Mit- hilfe bei der Durchsetzung dieser Leistungssteigerungen an. Schließlich will die Gewerkschaft ja i h r e n Beitrag dazu leisten, daß 'Ausbeutung in deutschen Landen frisch für den Pro- fit' dem Kapital immer schön schmackhaft bleibt. Mehr Leistung aus den Arbeitern rausholen - aber klar. Bloß "Anhebung der VW-Standardleistung" (Punkt 1) - darüber will sie nicht mal mit sich reden lassen. Wieso denn plötzlich so zauder- lich? Ganz einfach. Die Gewerkschaft hat extra 20 Seiten Papier in einem Tarifvertrag bedrucken lassen, nur um zu dokumentieren, daß i h r e Unterschrift unter das B e t r i e b s interesse an Leistung nie und nimmer das pure I n t e r e s s e des Be- triebes ist. Nein, an der A r b e i t soll es liegen, wie schnell sie zu gehen hat. Als würde der Betrieb unter Kontrolle und Mitwirkung der Gewerkschaft "untersuchen", wie arbeiten geht, und d a r a u s würde folgen, welche Leistungsanforderungen ein VWler zu erfüllen hat - und zwar "objektiv"; nicht weil VW das will, sondern weil arbeiten "so geht"! Das ganze heißt MTM und ist nichts anderes als die Lüge, daß des- wegen, weil man zum Reindrehen einer Schraube einen Schraubenzie- her benutzt und dann "dreht", auch schon feststehen würde, wie s c h n e l l man dabei drehen müßte. Aber genau auf diese Ideologie legt die Gewerkschaft schwer wert! Wenn die Leistungsanforderungen erhöht werden, dann müssen eben die MTM-Vorgaben verkürzt werden. D a s haben wir schließlich vereinbart. Wenn wir behaupten, daß der Arbeits v o r g a n g die Leistung bestimmt, dann k a n n man doch die Leistung nicht erhöhen, o h n e einen g e ä n d e r t e n Arbeitsvorgang als B e g r ü n d u n g vorzustellen - oder wir müßten unsere kleine Lüge sang- und klanglos über Bord werfen. Also muß am "Arbeiten" ein bißchen rumgeändert werden. Das pas- siert ja auch, wenn "Taktausgleich reduzieren" usf. gemacht wird. Auf gewerkschaftlich heißt das dann "effektivere Arbeitsorganisa- tion". So kann der Betrieb jede Leistungssteigerung, die er will, haben. Als "Gegenleistung" hat die Gewerkschaft weiterhin ihre tarifver- tragliche Begründung. Die neue Leistungsanforderung heißt wieder 100% VW-Standardleistung, und dann weiß jeder, daß die Bänder schneller laufen müssen, weil die Gewerkschaft weiterhin ihre MTM-gemäße Begründung hat. So geht "Standortsicherung" durch erhöhte Ausbeutung als Kampf gegen "unternehmerische Willkür"! zurück