Quelle: Archiv MG - BRD WIRTSCHAFTSPOLITIK AUTOINDUSTRIE - Von Daimler bis VW
zurück Korrespondenz Betrifft: --------- Korrespondenz der Kollegen von Audi in der MAZ vom 5. April ----------------------------------------------------------- Als langjährige MAZ-Leser sind wir mit Eurer Antwort nicht ganz einverstanden. Daß Stimmzettel kein geeignetes Mittel sind, um sich seinen Ar- beitsplatz zu sichern, ist klar. Dennoch solltet Ihr nicht gleich abblocken und den Schreibern vorhalten, sie würden sich nicht wehren wollen. Daß es keine Instanz gibt, die sich für die Arbei- ter verwendet, ist auch klar - Arbeiter müssen sich schon selber wehren. Deshalb ist die MG sicher kein Hoffnungsträger für Ar- beiter, aber als Hilfestellung für Widerstand wird die MAZ doch schließlich gemacht. Zumindest haben wir das so verstanden. J. D. u. Kollege, München Antwort der MAZ-Redaktion ------------------------- Wir wollten nicht abblocken und haben auch nicht abgeblockt. Wir haben an dem Vorhaben der Audi-Arbeiter kritisiert, daß ein Denk- zettel per ungültiger Stimme ein untaugliches und falsches Mittel ist, der Maßnahme der Firma zu begegnen. Damit haben wir nicht den Willen der Audi-Arbeiter bestritten, sich zu wehren, sondern darauf hingewiesen, daß die Richtung nicht stimmt. Weiter wollten wir den Arbeitern aus Ingolstadt sagen, daß man mit der Klage über den Abbau von Arbeitsplätzen, die anderswo hinkommen, ziemlich hilflos dasteht. Ganz abgesehen davon, was eigentlich die Kollegen in Hof dazu sagen, die ja auch Ar- beitsplätze möchten, ist das lediglich die Bitte, die Firma und die Politik möchten doch anders entscheiden. Hat man ein Mittel, durchzusetzen, daß dieser Bitte entsprochen wird? Nein! Die Ar- beitsplätze fallen weg, und die Arbeiter, die jetzt noch an ihnen arbeiten, sind dann auch weg. In Ingolstadt will Audi sie einspa- ren. Wo die Firma einen nicht mehr braucht, kann man sie auch nicht mehr unter Druck setzen. Das haben wir gemeint, als wir darauf hingewiesen haben, daß man sich wehren muß und kann, so- lange die Firma die Arbeiter für ihr Geschäft braucht. Und Gründe, nicht zuzulassen, wie die Firma den Arbeitsplatz einrich- tet, welchen Lohn sie bezahlt, welche Leistung sie verlangt, gibt's ja genug. Wieso faßt Ihr das als "Abblocken" auf, wenn wir sagen, daß es beim Abbau von Arbeitsplätzen zu spät ist, diesen zu verhindern? Im übrigen wissen das die Kollegen in Ingolstadt längst selbst. Ihr Versuch, über das Vorhaben der Firma etwas Öffentlichkeit herzustellen, belegt das ja nur. Wir sind jedenfalls keine Politiker, die sich für eine gedeckelte Mannschaft als "Hoffnungsträger" aufspielen. Wir können Arbeitern sowieso nichts abnehmen, nur ein paar Einsichten nahelegen. Und wir fänden es geradezu zynisch, den Audi-Arbeitern dafür auf die Schulter zu klopfen, daß sie sich ü b e r h a u p t über eine Maßnahme der Firma beschweren und sich i r g e n d w i e dage- gen wehren wollen. zurück