Quelle: Archiv MG - BRD WIRTSCHAFTSPOLITIK AUTOINDUSTRIE - Von Daimler bis VW


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OPEL-EMBLEM IM KOPF INTEGRIEREN

Opel-Betriebsrat Heller erklärt für die Belegschaft: Allzeit be- reit zu jedem Dienst - aber bitte mit der gebührenden Anerken- nungsprämie! Die Opel AG will zwecks geschäftstüchtiger Ausnutzung der regen Nachfrage 4 bzw. 6 Sonderschichten in Rüsselsheim und Bochum fah- ren lassen. Der Betriebsrat --------------- "hat sich mit diesem Antrag beschäftigt und ist zu dem Ergebnis gekommen, daß zuerst die von uns geforderte Sonderzahlung verein- bart werden muß." (Richard Heller laut 'Frankfurter Rundschau' vom 11.9.) Und die BILD-Zeitung schlagzeilt, daß Opel womöglich ein Streik ins Haus steht. Ein gelungener Scherz. Denn nur üble Verleumder können unserer Gewerkschaft unterstellen, sie wollte das Kapital tatsächlich erpressen, bloß weil das auf eine erweiterte Ausnut- zung seiner Arbeitskräfte scharf ist. Schließlich "fordert" Be- triebsrat Heller die jährliche Sonderzahlung mit der bezeichnen- den Begründung, daß der Opel-Rekordgewinn von 1989 "vor allem der hohen Leistungsbereitschaft der Beschäftigten zuzuschreiben" sei (Rüsselsheimer Echo). Wer so redet, der hat doch nichts dagegen, daß die lieben Mitarbeiter als jederzeit bereites und billiges Leistungsreservoir für alle Ansprüche des Kapitals funktionieren, sondern ist dafür, daß das so bleibt. Wer die Belegschaft aus- gerechnet mit dem Argument ihrer erfolgreichen Ausnutzung für die Gewinnvermehrung hochleben läßt, der stellt keine Ansprüche gegen das Unternehmen, sondern will die Anspruchslosigkeit der Arbeiter gewürdigt sehen. Der fordert eine Anerkennungsprämie für diejeni- gen, die ihre Interessen wie selbstverständlich dem Erfolg des Kapitals zu opfern haben. Es war ja auch gar nicht der Betriebsrat, der auf die Idee oder gar Forderung eines Lohnzuschlags gekommen ist. Es war bekannt- lich das Firmenmanagement selber, welches es voriges Jahr für "angemessen" gehalten hatte, pro Person 550,- DM zu spendieren - gewissermaßen als Dankeschön für die gute Profitbilanz. Und zwar ohne die Gewerkschaft vorher zu fragen. Folglich konnten Heller und Co sich diese "Sonderzahlung" nicht an die eigene Brust hef- ten und waren beleidigt. Nach dem Motto: 'Wenn Opel schon zahlt, dann nur über Verhandlungen mit uns', erkundigt sich Heller nun schon seit Monaten, wieviel das Unternehmen dieses Jahr als Hono- rar für treue Dienste springen lassen will. Unter Berufung auf die 500,- Mark vom Vorjahr fände er nur gerecht, wenn die Arbei- ter pro Mann diesmal das Doppelte bekämen. Und zwar nicht, weil er in deren Geldbeutel einen Fehlbetrag von genau 1100,- Mark pro Jahr ausgemacht hätte, sondern weil - der ausgewiesene Gewinn der Firma sich "ebenfalls verdoppelt" habe. Da sieht man mal wie- der, wozu es eine Gewerkschaft samt Rechenschieber braucht! Diese Arbeitervertretung versteht es glatt, einen Lohnzuschlag für Bil- liglöhner, die der Profit nichts angeht und die Höhe ihres Ein- kommens der 'Großzügigkeit' ihres 'Arbeitgebers' überlassen, in eine gerechte "Gewinnbeteiligung" (Heller) zu verwandeln. Das hebt die Stimmung. Denn so bekommt man schwarz auf weiß betitelt, daß letztlich auch der fleißige Arbeitsdienstler entsprechend profitiert, wenn das Kapital aus ihm Gewinne schlägt. Und das ist doch viel wichtiger als die Frage, wieviel er in der Tasche hat und wo seine Gesundheit bleibt. Da ist es dann schon ziemlich wurscht, was Opel letztlich sonder- zahlt. Schon jetzt steht nämlich fest, daß es sich um die maximal erreichbare Gerechtigkeit handelt, für die man sich - diesmal - beim Betriebsrat persönlich bedanken darf. Da (sonder)schichtelt es sich doch gleich viel besser! *** PS: Zur Zeit gibt sich Richard Heller verärgert, weil Mister Hughes bei seinem Zeitplan nicht mitspielt (erst Vereinbarung, dann Sonderschichten). Er sieht deswegen einen "Verstoß gegen die gute Unternehmenskultur" am Werk. Bekanntlich handelt es sich bei der Profitmacherei ja um eine kulturelle Veranstaltung, die dann 'besonders wertvoll' ist, wenn der Dialog mit dem Betriebsrat diesen bei Laune hält. zurück