Quelle: Archiv MG - BRD WIRTSCHAFTSPOLITIK ALLGEMEIN - Erfolgsrezepte einer Nation
zurück Positionen für eine kommunistische Plattform 1GEGEN ILLUSIONEN UND AUGENWISCHEREI IN FRAGEN DER WIRTSCHAFTSPOLITIK!
1. Kommunisten hatten einmal eine Kritik am Kapitalismus. Diese un- terschied sich von den Klagen und Wünschen anderer sozial und christlich empfindender Menschen nicht dadurch, daß Kommunisten besonders schlechte oder andere Erfahrungen mit dem Kapitalismus gemacht hatten als diese, sondern nur durch das W i s s e n u m d i e N o t w e n d i g k e i t solcher schlechten Erfahrungen im kapitalistischen System. - Die Arbeit, als durch die Drohung mit der Mittellosigkeit er- preßte Zwangsarbeit: ein Dienst an der Vergrößerung fremden Eigentums. - Der Lohn, der eine ewig beschränkte Kaufkraft bei übervollen Regalen im Konsumparadies erlaubt, der durch eine den ganzen Tag ausfüllende Arbeit erworben wird - und das bei einer gigantisch gewachsenen Arbeitsproduktivität, die - bei vernünftiger Teilung der Arbeit - ohne Verzicht nur noch wenige Stunden Wochenarbeit nötig machen würde. - Die Millionen Arbeitslosen, deren Mehr-Arbeit sich für den Pro- fit gerade nicht lohnt, deren notwendige Arbeit für den eigenen Lebensunterhalt deshalb schon gleich unterbleibt. - Der Hunger in der Dritten Welt, weil heutzutage alle Menschen auf ein Leben und Arbeiten fürs private Eigentum festgelegt sind, deshalb aber noch lange nicht alle Menschen auch dafür benutzt werden. Alles dies wissen Kommunisten als n o t w e n d i g e K o n s e q u e n z e n d e s S y s t e m s d e s P r i v a t e i g e n t u m s. Es gibt keinen Grund, diese Ein- sichten zurückzunehmen, nur weil die bisherige Art, Sozialismus zu machen, es auch nicht gebracht hatte; bzw. weil die Länder des ehemaligen Sozialismus nun der Einflußzone der kapitalistischen BRD anheimfallen. Eine imperialistisch siegreiche Sache ist darum noch lange nicht eine gute und vernünftige Sache; eine Niederlage ist keine Widerlegung. Mögen die Antikommunisten und Deutschnationalen nun triumphieren, die Kommunisten brauchen sich nicht auch noch anzuschließen, wie es die SED oder PDS nun tut: Sie ist direkt bemüht, den Unter- schied und Gegensatz von Sozialismus und Kapitalismus zu verwi- schen, alle bekannten und gar nicht bestrittenen schlechten Ei- genschaften des Kapitalismus sollen vermeidbare Fehler sein, die schlechten Eigenschaften des alten Sozialismus aber unkorrigier- bare Systemmängel! Bei Marktwirtschaft, Kapitalimport und dem Schmieden eines großen Deutschland soll es nach Gregor Gysi nicht mehr auf das w a s ankommen, sondern auf das w i e: Wenn man die Gesetze des Kapitals und des Imperialismus s o z i a l, ö k o l o g i s c h, d e m o k r a t i s c h u n d f r i e d l i e b e n d in Kurs setzt, dann sollen die guten Ab- sichten der Organisatoren die Sache zu einer anderen machen. Die Rückverwandlung von Sozialisten in Sozialdemokraten geht nicht ohne einige Dummheiten ab. 2. Entweder die DDR entschließt sich zu einem klaren und kompromiß- losen Nein oder sie wird und macht sich in Riesenschritten zum Entwicklungsland des westdeutschen Kapitalismus: Was ihre Bürger davon haben, und wie sie leben werden, entscheiden die Ge- winnkalkulationen der BRD-Unternehmer, was sich für sie auszahlt, werden sie tun, was nicht nicht. Die Zonis haben zu nehmen, was abfällt. Die erste Option, die eine Kritik der Fehler der alten Wirtschaftsweise und die Organisation einer vernünftig geplanten, für alle nützlichen Arbeitsteilung einschließt, ist in der DDR absolut unpopulär. Kommunisten aber müssen die Härte und Unvermittelbarkeit obiger Alternative vertreten. Alle derartigen Phrasen wie:" sozialistische Marktwirtschaft"," Dritter Weg"," Soziale Marktwirtschaft"," Joint Ventures aber unter starker so- zialer Kontrolle" etc. sind barer Unsinn. 3. Eine "sozialistische Marktwirtschaft" gibt es nicht! Marktwirtschaft heißt ja wohl, daß die Betriebe das Recht bekom- men sollen, die Produkte zu produzieren, die ihnen belieben, und so hohe Preise zu verlangen, wie sie bekommen können. - Wenn sie also das gesellschaftliche Bedürfnis nach ihrer Pro- duktion in ihrem betrieblichen Sonder- also Privatinteresse best- möglich ausbeuten dürfen, dann bedeutet das für die verordnete Produktionspalette in der DDR-Wirtschaft, daß erst einmal all die Produkte aus dem Angebot verschwinden werden, die zwar gebraucht aber von den Betrieben nicht mit betrieblichen Sondervorteilen hergestellt werden. Zweitens bedeutet die Freisetzung der Preise in der heutigen Mangelwirtschaft puren Wucher: Wer Waren produ- ziert, auf die andere Leute oder Betriebe bedingungslos abgewie- sen sind, wird tolle Gewinne machen können. - Auf Basis des Sozialismus führt dies gar nicht zu einer stei- genden Produktivität der Arbeit oder steigendem Angebot an gefragten Waren: Mehr verdient wird ja schon allein durch die Preiserhöhung! Die Erwartung, daß höhere Gewinne für Ausweitungen oder gar Rationalisierungen reinvestiert würden, ist unange- bracht, solange es den Betriebskollektiven erlaubt ist, von ih- rem Produkt b l o ß z u l e b e n, und bei hohen Gewinnen eben besser zu leben: sie werden das Geld verteilen und verfres- sen und sich schon gar nicht damit selbst entlassen! Erst die kapitalistische Trennung des besitzlosen Arbeiters von den Pro- duktionsmitteln, die dem Kapitalisten gehören, schafft das Akku- mulationsmotiv dessen, dem der ganze Gewinn gehört, der schon durch seine Größe persönliches verjubeln ausschließt. - Für die Produkte anderer Betriebe wird es, wenn alles am Geld hängt, keine zahlungsfähige Nachfrage mehr geben, was nicht be- deutet, daß es gleich kein Bedürfnis mehr danach gäbe. Das Geld fehlt dann halt, Pleiten stehen an, ein Unterlassen von bisheri- ger Versorgung und natürlich Arbeitslosigkeit. Wird das Außen- handelsmonopol aufgegeben und jeder DDR Produzent muß mit auswärtigen konkurrieren, dann natürlich erst recht. - Die Erlaubnis an Betriebe, ihre Produktion meistbietend - auch ins Ausland - zu verkaufen, wird die bisher recht und schlecht organisierte Arbeitsteilung und die Proportionalität der Produk- tionen weiter zerstören. Jeder Verkaufserfolg im Export wird noch mehr als bisher einen Mangel im Inland schaffen. Soweit die Marktwirtschaft auf sozialistischem Boden eingeführt werden soll, bedeutet sie nichts als Zerrüttung. Soll das Ganze aber nur der beschöngende Name sein für den simplen Import des westdeutschen Kapitalismus, dann ist auch ein gewisser Anteil "Volkseigentum" an den großen Betrieben kein Trost: entweder diese Betriebe werden dann nämlich nicht kapitalistisch kalkulie- ren, Verluste machen und nicht mehr lange da sein, oder sie be- währen sich an den Gesetzen des Kapitals, ihre Betriebsleiter tun dasselbe, was ein privater Unternehmer tun würde, dann kann es für die Werktätigen aber wirklich gleichgültig sein, wem der La- den dem Namen nach gehört. 4. Politische Humanisierung und soziale Einhegung des internationa- lisierten Kapitals gibt es nicht! Dies ist die große von allen marktwirtschaftlichen Reformern in und außerhalb der PDS geschürte Illusion: Man könne Joint Ventu- res machen, das internationale Kapital ins Land locken, dann aber durch eine starke, die Regelungen in der BRD weit überschrei- tende, Rechtsstellung der Gewerkschaften, der Betriebsräte, durch juristisch festgelegte Mitspracherechte der Kommunen und ökologi- schen Verbände dem Kapital all die Zähne ziehen, um die man gleichwohl weiß. - Das geht nicht: Sollten die genannten Instanzen dem Geschäfts- gang Hindernisse in den Weg legen und dem Kapitalisten Kosten (für Löhne, Soziales, Ökologisches) aufdrücken, die das in einem beliebigen konkurrierenden kapitalistischen Land übliche über- schreiten, dann werden die eingeladenen Herren Unternehmer mit ihrem Weltgeld erst gar nicht kommen, oder mit ihren verdienten Geldern schnell wieder gehen. (Investitionsschutz- und Gewinn- transfer-Abkommen, also das Recht dies zu tun, muß die DDR ja so- wieso unterschreiben, ehe die erste Investitionsmark anrollt!) Sofern diese sogenannten Kontrollinstanzen dies aber nicht tun, braucht es ihre starken Kontrollrechte gar nicht. Ihre Leistung besteht dann nur in der Ausgestaltung und Mitverantwortung der Arbeiterbenutzung, die der Unternehmer auch allein hinkriegen würde. Vertretungsorane der Betroffenen unterwerfen die Interes- sen der Belegschaften und der DDR-Territorien lediglich aktiv und mit dem Segen von unten der internationalen Konkurrenz um Kapitalanlage und wissen selbst, daß sie stets billiger und/oder leistungsfähiger sein müssen als ein beliebiges Billiglohn- oder High-Tech-Land im Westen, um in dieser Konkurrenz zu siegen. Ihre starke Rechtstellung ändert an diesem Zwang überhaupt nichts, weil die Erpressung nicht über das "Nicht-Mitreden-Dürfen", son- dern über die E i n s i c h t i n d i e S a c h z w ä n g e d e r K o n k u r r e n z läuft. Diese "Sachzwänge" regeln al- les, wenn man den Kapitalisten erst einmal die Freiheit zugesi- chert hat, alle Welt nach dem Vorteil für ihren Gewinn zu ver- gleichen. Die starken Vertretungsorgane sind dann wie im Westen nichts anderes als a u t o n o m e D o l m e t s c h e r d e r I n t e r e s s e n d e r K a p i t a l i s t e n f ü r i h r e j e w e i l s v e r t r e t e n e K l i e n t e l: Im Namen der Arbeiter und ihres Interesses an Arbeitsplätzen sieht man dann ein, daß Gewinne gemacht werden m ü s s e n, und zwar höhere als in Portugal, daß Rationalisierungen und Entlassungen sein müssen, damit "die Belegschaft" weiterhin ihr Geld verdienen kann, auch wenn sie dann gar nicht mehr dieselbe ist; daß Kosten für die Luft- und Abwässerreinigung die internationale Konkur- renzfähigkeit des DDR-Standorts beeinträchtigen würde, usw. - Durch die Internationalisierung des Kapitals, die offenen Gren- zen für das Geld, die Organisiation der ganzen Welt als Anla- gesphäre für kapitalistische Geschäfte werden erst seit dem 2. Weltkrieg im Westen und erst jetzt auch im Osten alle Nationen, mit a l l e n i h r e n i n n e r e n E i n r i c h- t u n g e n an ihrer Tauglichkeit für die Profitwirtschaft gemessen. Nur durch die Herrichtung für diese können Nationen leben und überleben, an diesem Maßstab reformieren sie sich und a l l e s, was sie bei sich daheim eingerichtet haben: von der industriellen Infrastruktur über das Transport-, das Geld- und Steuersystem, die Bildung, die Renten, das Gesundheitswesen und die Arbeitslosenversicherung. Wenn die Menschen in der DDR unbedingt diesen Weg gehen wollen, bitte - dann sollen sie halt. Kommunisten aber haben ihnen zu sa- gen, auf was sie sich da einlassen, und Illusionen über die Ver- einbarkeit von allem und jedem zu zerstören. Kommunisten dürfen nicht versuchen einen Rest von Popularität zu wahren, indem aus- gerechnet sie sich als den sozialen und ökologischen Garanten dieses Kurses empfehlen. Das ist verlogen und nützt noch nicht einmal. Das paßt zu den Wahlparteien, die dem Stimmvieh schmei- cheln, um es dann zu regieren; nicht aber zu Kommunisten. zurück