Quelle: Archiv MG - BRD SOZIALPOLITIK WOHNUNGEN - Der Staat bestellt sein Haus
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Bremer Hochschulzeitung Nr. 54, 11.05.1982
Bremen aktuell
Von Bausenator Meyer beim DGB geklaut:
DIE REICHEN SOLLEN ZAHLEN!
Im Geldbeutel von Bremer Sozialmietern hat Senator Meyer eine
neue Einahmequelle entdeckt. Der Beschluß zum Abkassieren heißt
"Fehlbelegungsabgabe". Er besagt, daß Mieter von Sozialwohnungen
und Bewohner staatlich bezuschußter Eigenheime zur Kasse gebeten
werden, die mehr verdienen als einen Höchstsatz. Dieser ist sin-
nigerweise so niedrig angesetzt worden, "daß eines Tages zwischen
15 und 25% der Mieter von Sozialwohnungen Ausgleichszahlungen be-
rappen werden" (Weser-Kurier vom 6.5.)
Die im Bausenat sind halt auch nicht von gestern; wie ihre Res-
sortkollegen haben sie gemerkt, daß sich vom Mülleimer über die
Kinderkrippe bis hin zur Paragr. 5-Wohnung, alles, was der Staat
dem heutigen Menschen unentbehrlich gemacht hat, weil der mit
Lohn ein Leben zu bestreiten hat, prima benutzen läßt, um daraus
Geld für die Senatskasse zu schlagen. Dafür sind die Sozialwoh-
nungen also gar nicht "fehl", sondern genau richtig "belegt".
Immerhin sollen schon 1985 ca. 9 Mio. aus dieser Quelle in den
Bremer Haushalt sprudeln. Ein echter Schachzug sozialstaatlicher
Gerechtigkeit ist es, diese Schröpferei als "F e h l bele-
gungsabgabe" durchzuführen. Das hat nämlich noch eine andere
nützliche Seite zum alten Zweck. Denen, die im schönsten
Amtsdeutsch als Schmarotzer definiert worden sind, ist nämlich
die Alternative aufgemacht, aus ihren sozialen Löchern in
freifinanzierte Wohnungen umzuziehen. Dann haben die Besitzer von
Grund und Boden neue Kunden für ihre gepfefferten
"Staffelmieten". Man kann sich also aussuchen, von wem man sich
schröpfen lassen will. Und der Bausenator kann sich brüsten, auch
etwas für die getan zu haben, die unter dem von ihm beschlossenen
"Höchstsatz" mit noch weniger Einkommen auszukommen haben. Das
sind nun die Armutsexistenzen, mit denen n u r in Sozialwohnun-
gen Mietgeschäfte zu machen sind. Für sie wird das eine oder an-
dere Loch frei, und der Senat schlägt auch die ehemals für den
Bau von Sozialwohnungen angesetzten Mittel dem zu, worauf es ihm
jetzt ankommt: den Ausbau der Rüstungsschmiede Bremen und die Er-
schliessung des Landes für lohnende Kapitale.
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