Quelle: Archiv MG - BRD SOZIALPOLITIK GESUNDHEIT - Ökonomie des Gesundheitswesens
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Münchner Hochschulzeitung 5. Sonderausgabe, 18.02.1981
Fortbildung zur Katastrophenmedizin:
WO BITTE GEHT'S ZUR FRONT?
"Nur der kann auf Katastrophen unterhalb des Krieges gewappnet
sein, der auf den größtmöglichen Katastrophenfall, den Verteidi-
gungsfall vorbereitet ist."
Mit dieser kleinen Lüge, daß mit einem Dammbruch nur fertig wird,
wer mit dem Atomkrieg rechnet, wollte der Oberst a.D. H. Finke
klarstellen, daß von nun an Kataskophenmedizin gleich Kriegsmedi-
zin sei; daß es also durchaus seine Richtigkeit habe, wenn die
niedergelassenen Katastrophenbewältiger zum Zwecke ihrer Fortbil-
dung auf diesem Sektor heuer bei den Militärs in die Schule ge-
hen, wozu sie von der Landesärztekammer eingeladen werden. In
seinem Einführungsreferat "Bedrohung Mitteleuropas - mögliche
Kriegsbilder" bewies der Oberst eindringlich, daß Katastrophen
von der Sorte "begrenzter nuklearer Krieg in der Linie um Kassel"
im Rahmen des "Gesundheitssicherstellungsauftrages" der Ärzte-
schaft durch nichts anderes zu bewältigen sei, als eben durch die
Umrüstung des Gesundheitswesens auf den Kriegsfall, in Zusam-
menarbeit mit den Militärs.
Der lapidare Kommentar eines Kollegen: "Hat noch wenig gebracht",
zu den vom Oberst vorstellig gemachten apokalyptischen Bildern,
zeigt, daß sich der Staat auf die politische Reife und das Ver-
antwortungsbewußtsein der Ärzteschaft verlassen kann:
In der Gewißheit, daß die deutsche Wehrmacht schon das Ihre tun
wird, steht auch der deutsche Arzt, wenn es nottut, seinen Mann,
ohne wenn und aber, dort wo er seine Aufgabe hat.
Die einzige offene Frage "was ist für mich dabei zu tun", beant-
wortet zunächst der Chef der bayerischen Landesärztekammer
Stordeur mit einem
"klaren Ja zu einem Gesundheitssicherstellungsgesetz, dessen
Zielsetzung die Vorbereitung und Steigerung der Leistungsfähis-
keit des zivilen Gesundheitswesens im R a h m e n der zivil-mi-
litärischen Zusammenarbeit im Kriegsfall ist. Ein klares Ja zur
Mitwirkungspflicht bereits im Spannungsfall!",
und stellte damit klar, was deutsche Ärzte heute schon für ihr
Land tun können, wenn es für den Krieg bestens gerüstet sein
soll:
"Dann herrscht schon im Frieden klare Ordnung, dann sind wir
Deutsche opferbereit und handlungsfähig." -
und es kann endlich losgehen!
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