Quelle: Archiv MG - BRD SOZIALPOLITIK GESUNDHEIT - Ökonomie des Gesundheitswesens
zurück Münchner Hochschulzeitung, 28.01.1981 WochenschauBEHINDERTEN-NACHTRÄGE
Die Parolen der letzten MHZ zum "Jahr der Behinderten" hinken leider hinter dem schon erreichten Stand der Behinderten-Eigenin- teressenvertretung hinterher, wie die MSZ Nr. 1/81, S. 51 auf- deckt. Die Vorkämpfer für ein garantiert normales Selbstbewußt- sein und extra gleiche Chancen - nach dem doppelten Motto: "Wohlwollender Spott. Gut. Taktlosigkeit. Nun gut. Verweigerung von Hilfeleistung. Na schön. Aber Mitleid: Nein!" "Da ich mir als Behinderter selbst nichts gelte, kann ich natür- lich auch keinen anderen Behinderten gelten lassen... Und er nimmt mich als Behinderten auch nicht für voll." schmücken den "Behindertenkalender 1981" mit lustig bebilderten Sinnsprächen wie: "Spastisch aber elastisch", "Mei Krück ist mei Glück", "Umwelt schützen - Rollstuhl benützen". Weil sie sich selbst und die Gesellschaft an dem Anspruch messen, als "vollwertiges Mitglied der Gemeinschaft" anerkannt zu sein, be- weisen sie krampfhaft, wie lässig und offen der Behinderten-Stand über den eigenen Zustand zu witzeln vermag, brechen ein "Tabu" nach dem andern und schleudern der Welt ununterbrochen die Parole entgegen: "Behindert, na und!". Man könnte fast Mitleid mit ihrer erzdemokratischen Gesinnung ha- ben, wenn es nicht den Prinzipien des Marxismus-Leninismus wider- sprechen würde, über körperliche Gebrechen zu spotten. * Mit Freude und Genugtuung haben wir jedoch die Nachricht vom letzten Samstag zur Kenntnis genommen, daß einige charakterlich ungebrochene Versehrte den Bundespräsidenten am Abhalten einer Auftaktrede zum "Jahr des Behinderten" schwer behindert haben, so daß er die Halle wechseln und vor den Krückenfunktionären seine Sprüche ablassen mußte. zurück