Quelle: Archiv MG - BRD SOZIALPOLITIK GESUNDHEIT - Ökonomie des Gesundheitswesens


       zurück

       "Katastrophenalarm AIDS"
       

STAAT UND SEUCHE

AIDS auf allen Kanälen. Vom ZDF-"Gesundheitsmagazin Praxis" bis zur "Bild am Sonntag": "Was wissen Sie über AIDS:" Das wissen wir nun: Kondome, Kondome; Zungenküsse nicht zu heftig. Und: Selbst C-Wähler dürfen sich noch frei entscheiden zwischen Zwangsunter- suchung (Gauweiler von der CDU) und der totalen Beratung (Fink von der Berliner CDU). Trotzdem bleiben einige Fragen noch offen. - Warum riecht Gauweilers Reihenuntersuchungsvorschlag eigentlich so auffällig nach Gefängnis? Nein, nicht bloß deswegen, weil die- ser bayerische Straußjünger mit seinem ganzen Auftreten für Qua- lität bürgt und den Gedanken des Einsperrens als ganz normale "Problemlösung" erscheinen läßt. Es gibt auch einen sachlichen Grund: Im Unterschied zu den bisher bekannten Seuchen kann der AIDS-Bekämpfer von der CSU kein Heilmittel und keine Hei- lungschance vorzeigen. Damit entfällt der Schein, staatliche Seu- cheneindämmung hätte irgendetwas mit Hilfe für die Betroffenen zu tun. Daß Reihenuntersuchungen, wenn der Staat sie zwangsweise einführt, das passende Aufklärungsangebot an jedermann sein könn- ten - man weiß Bescheid und kann seine Liebschaften entsprechend ordnen -: Das kommt niemandem auch nur von ferne in den Sinn. Zu Recht! Gemeint ist das Rezept: Wo die Arzneien versagen, muß mehr Staatsgewalt her. Was soll die wohl tun?! - Warum sind Gauweilers Kollegen eigentlich gegen das Gauweiler- Projekt, alle Angesteckten zu erfassen und zu isolieren? Sonst sind sie doch auch überhaupt nicht zimperlich; eine allgemeine AIDS-Hysterie - ohne unpraktische Panik natürlich - wäre ihnen doch ganz recht! Offenbar ist ihnen klar, daß es mit einer Abson- derung gewisser moralisch anrüchiger "Risikogruppen" schon längst nicht mehr getan ist. Sie gehen davon aus, daß das Virus schon ziemlich allgemein verbreitet ist. Sie sehen voraus, daß eine Isolierung aller Virusträger die Gesellschaft in gar nicht abseh- barer Weise auseinandersortieren müßte und daß das gar nicht geht. Ein allgemeines Angebot, sich untersuchen zu lassen, kommt ihnen als Gegenmaßnahme aber auch nicht in den Sinn. Sie halten es für angemessener, den Leuten von oben ein allgemeines Miß- trauen gegen ihre "Sexualpartner" beizubringen und sie zu einem neuen "Sexualverhalten" zu erziehen - nicht viel anders als die Bischöfe, die gleich auf eine Hochkonjunktur für i h r e tradi- tionsreichen Sexpraktiken hoffen. Wo der Staat seinen Zwangsmit- teln mißtraut, setzt er auf die guten Sitten - eine interessante Klarstellung über Sinn und Zweck der Moral! - Schließlich: Warum äußert sich weit und breit kein Experte zur Herkunft des tödlichen Virus, gegen das - bis auf weiteres - noch kein Kraut gewachsen ist? Daß es von amerikanischen Forschern in ungefährlicher Gestalt aus Afrika abgeholt und in tödlicher Form nach Afrika zurückimportiert worden sein soll, war in den Zeitun- gen zu lesen, als AIDS noch als exotische Fixer- und Homo-Krank- heit galt. Offenbar hat man in fortschrittlichen Labors erfolg- reich die Gene manipuliert. Den Effekt hat sicher niemand ge- wollt. Er gehört aber zu den Unkosten des staatlichen Willens, unbedingt über alles zu herrschen, was irgendwann einmal und ir- gendwie als Macht- und Geschäftsmittel in Frage kommen könnte. Dieser Wille steckt hinter den neuen Forschungszweigen, auf die auch die BRD um keinen Preis verzichten will - nicht ein Franken- stein'scher "Forscherdrang" oder ähnlich unschuldig-dummes Zeug. Jetzt ist natürlich die Krankheit ein extra guter Grund für die Staatsgewalt, erst recht die Welt der Mikroorganismen zu erobern - "Restrisiken" allemal eingeschlossen, das kennt man ja. Zugegeben: Unendlich viel interessanter als diese drei Einsichten ist natürlich der tägliche Report darüber; wer jetzt schon wieder das Virus gefangen hat und wie es dabei wohl zu gegangen sein mag. "Bild" war dabei. Wohl bekomm's! zurück