Quelle: Archiv MG - BRD RECHTSSTAAT DEMORECHT - Die Sorge um den inneren Frieden
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Die Ideologie der Woche
"MÜSSEN POLIZISTEN GESCHÜTZT WERDEN?"
Rein menschlich betrachtet, überaus einleuchtend: Von w e m
sollen Polizisten eigentlich geschützt werden? Von der Polizei
vielleicht? Und vor allem: Vor w a s sollen sie denn geschützt
werden? Vor der Ausübung ihres berufs etwa? Denn daß die Herr-
schaften in grünem gewand und mit dem passenden Gerät ausgestat-
tet es in schöner Regelmäßigkeit mit Situationen zu tun kriegen,
die - sogar für sie! - lebensgefährlich werden können, liegt ja
nicht daran, daß es Menschen wie du und ich sind. Ihr exquisiter
Beruf ist es, zur Unterwerfung des Bürgers unter das staatlich
gesetzte Recht Staatsgewalt in ihrem unmittelbaren Sinne a m
Bürger zu exekutieren. Dieser beruf verlangt also auch den ganzen
Einsatz des Menschen. So ist es die Aufgabe der Polizei, gewisse
"Objekte" (z.B. Mutlangen, Wackersdorf usf.) zu schützen, die der
Staat zu seiner notwendigen Infrastruktur zählt, und bei denen er
ganz zu Recht davon ausgeht, daß sie Unwillen aus der Bevölkerung
auf sich ziehen. Es ist ihr Beruf, diesen Unwillen mit allen nö-
tigen Mitteln zur praktischen Unwirksamkeit zu verurteilen, d.h.
das Demonstrationsrecht vor seinem Mißbrauch zu schützen - ideo-
logisch den Protest auf "Gewaltlosigkeit" zu verpflichten. Das
geht selbstverständlich nur mit Gewalt, denn dazu müssen schon
einmal Demonstrationen aufgelöst, Uneinsichtige aufgemischt und
Strafverdächtige arrestiert werden. Und ebenso selbstverständlich
ist es, daß diejenigen, die diese Gewalt von Berufs wegen und in
ihrer Person ausüben, den Unwillen, den sie niedermachen, a l s
M e n s c h e n auch einmal zu spüren kriegen. Deswegen wird ja
auch gar nicht ungeschützt, sondern im Kampfanzug aufmarschiert
und im Panzerfahrzeug vorgefahren. das gehört zum Beruf des Poli-
zisten - und der soll ja wohl nicht in Frage gestellt sein!
Also ist das ganze Menschlichkeitsgedudel mit Trauer und Betrof-
fenheit auch eine Heuchelei der ekelhaftesten Sorte. Ekelhaft
schon deswegen, weil einem ausgerechnet bei dem Stand, dessen Be-
ruf es ist, unter Einsatz der eigenen Person staatliche Gewalt zu
exekutieren, das moralische gebot der Unverletzlichkeit des Men-
schen einfallen soll. Dann aber vor allem deswegen, weil diese
Heuchelei beredt Auskunft gibt über die gültige Sichtweise des
Verhältnisses von Staat und Bürger. Denn was soll man sich den-
ken, wenn einerseits verlangt ist, daß die Polizei ihre Aufgabe
löst und die dabei fälligen Auseinandersetzungen führt und be-
steht, und andererseits gefordert wird, daß der Polizist als
Mensch dabei unversehrt bleiben soll? Jeder Mucks, der auch nur
p o t e n t i e l l zu einer Auseinandersetzung führen könnte,
muß dazu schon im Keime erstickt werden, also schon im Vorfeld
jeden möglichen Protestes alles in den Griff gebracht und klarge-
macht werden. Die keimfreie Republik - ein schönes Staatsziel und
ein weites Betätigungsfeld für die Polizei!
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