Quelle: Archiv MG - BRD RECHTSSTAAT DEMORECHT - Die Sorge um den inneren Frieden
zurück Student und Rechtsstaat Wackersdorf - Hafenstraße - Startbahn West - Bürgerinitiativen - Grüne - "Autonome"DIE ANTWORT DES RECHTSSTAATES AUF ALLE FRAGEN: DIE GEWALTFRAGE
1 Viele Bürger haben noch nie demonstriert und haben es auch in diesem Leben nicht mehr vor, außer wenn der Papst, ein Mitglied des englischen Königshauses oder ein amerikanischer Präsident auf öffentlichen Plätzen ihre freie Meinung äußern - und natürlich ihr Gesicht herzeigen. Diesen Bürgern ist auch das Argument ge- läufig, daß es der Demokratie hoch anzurechnen ist, daß man in ihr auch demonstrieren darf. Sie schätzen dieses Argument, mit dem sie die Großzügigkeit ihres Staates hervorheben, vor allem als Belehrung, die sie Demonstranten gegenüber vorbringen. Sol- chen, die zum Zwecke der Beschwerde und Kritik auf die Straße ge- hen. Mit dieser grundsoliden Einstellung dürfte es ihnen auch nicht schwer fallen, im gegenwärtig tobenden Streit um das Demon- strations-Straf-Recht Partei zu nehmen. Gegen Gewalt haben sie überhaupt nichts. Sie sind sogar von ihr angetan, wenn sie orga- nisiert und als Monopol daherkommt. 2 Viele andere Bürger haben schon demonstriert und tun es immer noch. Die staatliche Erlaubnis dafür verstehen sie als ihr Recht, und nützen wollen sie es, um ihren Interessen öffentlich Ausdruck zu geben. Sie melden sich demonstrierend zu Wort, wenn und weil sie meinen, daß die maßgeblichen Instanzen der Demokratie Sachen machen, die gegen die berechtigten Interessen der Bürger versto- ßen. Diese Bürger kommen nicht umhin, einige schlechte Erfahrun- gen zu machen. Sie dürfen zwar demonstrieren, aber die Notstands- gesetze, die Raketen und AKWs, gegen die sie protestieren, krie- gen sie verpaßt. Manchmal beziehen sie auch Prügel von der Poli- zei, die auf die ordnungsgemäße Wahrnehmung des Demonstrations- rechts aufpaßt - und immer werden sie im Sinne der Staatssicher- heit registriert und katalogisiert. Bei Einstellungsgesprächen, die am Beginn oder beim Wechsel der beruflichen Laufbahn statt- finden, zeigt man ihnen Bilder und macht ihnen Vorwürfe. Oft sind sie dann nicht oder nur bedingt geeignet. Das regt sie auf, weil sie eine andere Vorstellung vom Recht, aufs Demonstrieren zumal, haben. Sie ergreifen im gegenwärtig to- benden Streit um das Demonstrations-Straf-Recht Partei, und zwar erneut gegen die Maßnahmen des Staats. Sie erachten die Neuerun- gen als einen einzigen V e r s t o ß g e g e n R e c h t u n d D e m o k r a t i e, weil sie sich über die G e w a l t, die organisiert und als Monopol daherkommt, t ä u s c h e n. 3 Wenige Bürger, die im Volksmund mindestens "Chaoten" heißen, ha- ben ihre schlechten Erfahrungen und die anderer mit dem Demon- strieren auf ihre Weise verarbeitet. Sie pfeifen aufs Recht und halten nur den Kampf für eine angemessene Form des Demonstrie- rens. Dabei kommen sie sich auch noch "autonom" vor. Das bringt ihnen manche Bewährungsprobe in ihren Auseinandersetzungen mit der Gewalt ein, die organisiert und als Monopol daherkommt. Ihre Erfolgskriterien haben deswegen mit dem Inhalt irgendeines In- halts von Protest und Kritik nichts mehr zu tun. Sie sinnen dar- auf, sich im Kleinkrieg gegen die Polizei zu bewähren, was eine Frage der Wahl der Waffen und des persönlichen Einsatzes ist. Der Ausgang der letzten Schlacht an der Startbahn-West soll die mei- sten dieser "Chaoten" zur Besinnung angestiftet haben. 4 Unser demokratischer Staat in Gestalt seiner führenden Persön- lichkeiten meint, daß er eine "Reaktion" an den Tag legen muß. Dabei ist der in aller demokratischen Offenheit geführten Debatte ebenso wie den Maßnahmen, die demnächst im Gesetzesgewand fällig sind, zweierlei anzumerken. Erstens ist den regierenden Demokraten der I n h a l t irgend- eines Protestes genauso egal wie denen, die er "Chaoten" nennt. Zweitens macht er sich für die E r h a l t u n g d e s R e c h t s stark, und zwar in der eindeutigen Definition dieses hohen demokratischen Gutes: Es ist s e i n M i t t e l und fällt mit s e i n e m G e w a l t m o n o p o l zusammen. Mit solch radikaler Zurückweisung jeglicher Illusion über den Rechtsstaat wollen unsere demokratischen Führer eines ganz be- stimmt nicht: den Marxismus rechtfertigen, der in seiner Theorie dergleichen längst behauptet. Sie sind ja auch nicht so harmlos. zurück