Quelle: Archiv MG - BRD RECHTSSTAAT ALLGEMEIN - Eine humanitäre Errungenschaft?


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       Marxistische Schulzeitung Bremen, 10.12.1981
       

BERUFSVERBOT GEGEN BARABARA LARISCH

"Wegen mangelnder Bewährung in der Probezeit" ist der angestell- ten Lehrerin Barbara Larisch nicht nur die Verbeamtung verweigert worden. Das Oberverwaltungsgericht hat in zweiter Instanz ihre endgültige Entfernung aus dem Schuldienst bestätigt. Begründung: Sie habe es versäumt, sich in Dienstgesprächen ausdrücklich von verfassungsfeindlichen Organisationen zu distanzieren. "Bewährung" als Lehrer heißt kurz und bündig: Man hat sich als Kader der freiheitlich-demokratischen Herrschaftsordnung im poli- tisch beschlossenen Kampf gegen Kritiker der bundesrepublikani- schen Politik zu bewähren. Das qualifiziert zum verbeamteten Aus- bilder z.B. in v. Hassels Friedenskunde. Weil staatlich beschlossene Sache ist, daß Lehrer ihre Schüler zu verfassungstreuem Staatsbürgermaterial zu schulen haben, ist von "Berufsverbot" keine Rede mehr. "Wegen Verletztung der Dienst- pflichten" wird Barbara Larisch rausgeschmissen, betont Bürger- meister Koschnick, nicht wegen "ihres möglichen (!) politischen Engagements". Das Oberverwaltungsgericht kam in sei- nem Urteil ganz ohne Stellungnahme der Inkriminierten zurecht. Es reichte, daß die Lehrerin nicht genügend w i r k l i c h e s politisches Engagement von der Art bewiesen hat, die der Staat in der Ausbildung seines Nachwuchses verlangt. Von "Berufsverbot" ist also deshalb nicht mehr die Rede, weil die staatlichen Stel- len sich nicht mehr damit begnügen, mutmaßliche unsichere Kanto- nisten in Sachen Verfassungstreue aus dem Staatsdienst herauszu- halten, sondern nur noch wehrhafte Demokraten in ihm zulassen. Das kann einer, der für die Kontrolle des Lehrerpersonals gerade- steht, auch so sagen: "Unser Herz schlägt für den Menschen, aber ein anderes Handeln ist uns unmöglich." (Landesschulrat Mews) Schöner Persilschein für einen Demokraten, daß er nicht gleich den Menschen erledigt, der für den Dienst am Staat für untauglich befunden worden ist. Der Verantwortliche für die Bremer Massenschmieden, Horst von Hassel, sorgt für eine ordentliche Kündigung, damit nicht der "Zynismus", sondern die Macht das letzt Wort hat. Im übrigen er- klärt er - getreu den Bremer Haushaltsrichtlinien - die Stunden der gechassten Lehrerin seien durch das Leherkontingent der Ge- samtschule Ost "nahezu vollständig abgedeckt". Zur Schulung in "Gemeinschaftsaufgaben" (Harsel-Erlaß zur Friedenserziehung) sind große Mannschaftstärken in den Klassenräumen gar nicht schlecht. Jetzt sammeln Eltern und Lehrer für die privatrechtliche Beschäf- tigung von Barbara Larisch, weil sie "eine vorzügliche Lehrerin" sei. Dazu wird es nicht kommen. Senator v. Hassel hat erklärt, die Gesamtschule Ost sei "eine staatliche Einrichtung". Wofür diese Schule eingerichtet ist, hat er doch gerade klargemacht, oder?! *** Der diskrete Charme der Bürokratie ---------------------------------- ane. Bremen - Die Auseinandersetzung um die mit Berufsverbot be- legte Lehrerin Barbara Larisch kocht weiter. Gestern morgen, als ihr Kündigungs-Urteil rechtskräftig wurde, erhielt sie zunächst nur einen Computerbogen mit einer Gehaltsanweisung für Dezember - über null Mark! Gestern nachmittag befand Bildungssenator Horst von Hassel, dies sei "kein feiner Stil, sondern zynisch" - und kündigte ihr tele- fonisch und schriftlich! (Bremer Morgenpost) zurück