Quelle: Archiv MG - BRD OPPOSITION WAA - Von Wackersdorf
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Der Veranstaltungskommentar
"WAA-Aktionswoche" / Podiumsdiskussion: "Ausstieg aus der Atom-
energie", 11.11., Kleine Mensa
MAN KANN ÜBER DIE WAA SAGEN, WAS MAN WILL...
...bei den Veranstaltern und Teilnehmern der "WAA-Aktionswoche"
in der vergangenen Woche wird man mit einem gewiß nicht zu rech-
nen (gehabt) haben: Mit Widerspruch, Streit über die Sache gar,
die den "Aktionstagen" zum Anlaß diente. Jeder durfte und sollte
vielmehr seinen Senf neben dem seines Nebenmanns ablassen; ob da
wer mit der DKP mehr irgendeine finstere kapitalistische
"Atommafia" wie hinter allem, so auch hinter der WAA vermutete;
ob ein Ökonom sie mehr als Widerspruch zu vernünftiger kapitali-
stischer Ausbeutung (bzw. den Gesetzen, die bürgerliche Ökonomen
sich über die ausgedacht haben) gesehen haben wollte; oder ob wer
schließlich einfach "JoJo's Disco" oder am Bauzaun das schaurig-
schöne Gefühl des Schlachtfeldbesuchers genießen wollte - falsch
konnte man da jedenfalls gar nicht liegen. Jeder Fachbereich,
jede Fachschaft gab sich alle Mühe mit dem weiß Gott überflüssi-
gen Nachweis, daß man so eine WAA eben auch - wie alles und jedes
in Gottes schöner Welt - unter dem aparten Gesichtspunkt der ei-
genen theologischen, juristischen, ökonomischen, biologischen...
Sichtweise betrachten kann, womit diese sich flugs um einen theo-
logischen, juristischen, wirtschaftlichen "Aspekt" bereichert
sieht. Mit anderen Worten: Ein munteres
Je-Ka-Mi mit Kultur, Basar und Klassenfahrt
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war da in der vergangenen Woche zugange und darüber, daß sich da
ein jeder nur seinen vorab feststehenden Standpunkt b e s t ä-
t i g t hat und mit dessen Reproduktion vollauf zufrieden war,
sind keine Klagen laut geworden. Im Gegenteil: Die Veranstaltung
hat offenbar ihren Begriff gefunden in dem - auf den ersten Blick
- denn doch recht erstaunlichen Phänomen, daß auf der
"Hauptveranstaltung" der Woche, der Podiumsdiskussion am
vergangenen Dienstag, j e d e r Beitrag, - sei es nun der eines
qua Profession vehementen Befürworters von WAA und "friedlicher
Nutzung der Kernenergie", sei's einer eines qua Parteibuch ausge-
wiesenen Gegners oder der eines langsamen "Umsteigers in den Ein-
stieg in den Ausstieg", - gleichermaßen mit dem Beifall des ge-
schätzten Publikums rechnen durfte. Jeder "Beitrag" war da offen-
bar, wie die gleichgültige Applaudiererei des Publikums ebenso
belegte wie die Tatsache, daß ganz und gar nicht gestritten
wurde, weder auf dem Podium noch seitens des Publikums, im wahr-
sten Sinne des Wortes gleich gültig. Fragt sich bloß: Für welchen
Zweck? Vor welchem Maßstab haben sämtliche "Pros" und "Contras",
die WAA samt "Einstieg/Umstieg/Ausstieg" betreffend, gleichermaf-
fen Bestand?
Die Inszenierung der Souveränität des Bürgers...
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Ganz offenbar kann es n i c h t darum gehen und dieser offen-
sichtlich unerhebliche "Aspekt" wurde denn auch am vergangenen
Dienstag von keiner Seite für irgendwie relevant gehalten -, daß
so eine WAA wie die in Wackersdorf erstens jede Menge gesund-
heitsschädlicher Strahlung freisetzt und sich daher offenbar
zweitens Z w e c k e n verdankt, die mit Leib und Leben nicht
nur der Anrainer als einem M i t t e l kalkulieren - Zwecken
also, deren Verfolgung für Krethi und Plethi hierzulande jede
Menge Schädigung bedeutet. N i c h t gehen kann es daher auch
darum, sich über den Charakter dieser staatlichen Zwecke Klarheit
zu verschaffen, um die eigene Schädigung aus der Welt zu schaffen
- ohne einen theoretischen Streit sowie praktische Gegnerschaft
ist das schließlich nicht zu haben. Wenn stattdessen
s ä m t l i c h e Diskutanten bis hin zum Vertreter des Haupt-
feindes im eigenen Land, bis hin zu einem Herrn Heimbrecht von
der DKP, einen geradezu inflationären Gebrauch des keineswegs un-
schuldigen Pronomens "WIR" an den Tag legen, wenn unisono lauter
fiktive, angeblich drohende, unbedingt abzuwendende Schäden für
das große Ganze namens DEUTSCHLAND beschworen werden, dann ist
man sich offenbar - pro "Ausstieg" hin, contra "Ausstieg" her -
in der Sache sehr einig: Daß die N a t i o n Schaden nimmt, de-
ren verantwortliche Sachwalter nicht nur mit der WAA Leib und Le-
ben ihrer Bürger locker als M i t t e l eines nationalen Er-
folgs kalkulieren, der daher gerade n i c h t der der Bürger,
sondern deren sicherer Schaden ist; daß diese Nation am End' der
Grundlage ihrer Machtfülle so ("ganzes Volk verstrahlt" = un-
brauchbar; "Rechtsstaat bedroht" etc.) oder so ("Ohne Kernenergie
könnte die BRD keine Exportnation mehr sein!") verlustig gehen
könnte - diese Sorge um das wie idealistisch auch immer defi-
nierte Staatswohl ist es, die Gegner wie Befürworter von Ein-
stieg/Ausstieg eint. So sehr eint, daß ein geradezu gemütliches
Nebeneinander Platz greift zwischen denen, die sich auf die
Stichhaltigkeit ihrer "Argumente" ("Auch Kohlekraftwerke emittie-
ren Strahlung, das ist nicht verboten. Ein Ausstieg der Kernener-
gie macht daher keinen Sinn." Hausberger, DWK) nicht verlassen
müssen, weil sie die Macht des Staates auf ihrer Seite wissen -
und denen, die von vornherein nicht mehr gesagt haben wollten,
als daß sie sich das geliebte nationale "WIR" besser/lieber ohne
AKWs und WAA vorstellen können dürfen möchten. Jede "Partei"
...in einer inszenierten Konkurrenz nationaler Verantwortlichkeit
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hat da gleichermaßen Recht - und daß p r a k t i s c h irgen-
detwas von den eigenen Auslassungen abhängt, das bildet sich nie-
mand ein.
Daß der bundesdeutsche Staat sein Atomprogramm durchzieht, sich
darin nicht beirren läßt; von keinem noch so stichhaltigen Argu-
ment sich davon abbringen läßt; jeden noch so symbolischen Wider-
stand als Staatfeindschaft (miß)versteht und entsprechender
Miß/Behandlung zuführt - all das ist selbstverständliche
V o r a u s s e t z u n g einer "Diskussion", die sich selbstbe-
wußt n e b e n der praktisch sowieso ablaufenden, als wirksam
zu behindernde nie ernsthaft in den Blick genommenen Politik ein-
haust. Es gehört offenbar - in, Regensburg zumal, wegen räumli-
cher Nähe, und besonderer "Betroffenheit" (nicht etwa von den na-
tionwide und international verfolgten Zwecken, sondern einer aus
einer fingierten b e s o n d e r e n "Lage" abgeleiteten beson-
deren Z u s t ä n d i g k e i t für eingebildete nationale
(Über-)lebensfragen) - ganz einfach zum g u t e n
d e m o k r a t i s c h e n Ton, sich der WAA als eines national
relevanten Themas anzunehmen. Aus dem idiotischen Gesichtspunkt
der H e i m a t - der Nation im Kleinen, vor Ort, wo der
G e g e n s a t z von Herrschaft und Beherrschten zugunsten ei-
ner fiktiven eigentlichen gemeinsamen Bodenständigkeit getilgt
sein soll - wird eine besondere Z u s t ä n d i g k e i t abge-
leitet für die Überlebensfragen der Nation, in die verantwor-
tungsgeile Geister deren Energieprogramm übersetzt haben. Der
Zweck solcher "Diskussionen" wie der am vergangenen Dienstag, der
Zweck solcher "Aktionstage" wie derjenigen der letzten Woche, ist
daher mit ihrem schieren S t a t t f i n d e n voll erfüllt.
Ihr Erfolg besteht in "der" selbstbewußten Pflege des
S c h e i n s, daß es neben der ungehindert stattfindenden Poli-
tik schwer darauf ankommt, daß die von ihr "Betroffenen" sich
eine verantwortliche staatsbürgerliche Meinung z u dieser Poli-
tik zulegen.
Mit einem Wort: Da g e n i e ß e n Opfer des nationalen Ener-
gieprogramms den selbstinszenierten und nie ernst genommenen
S c h e i n, auf ihre unmaßgebliche Meinung(sbildung) z u all
dem, was Vater Staat auf die nationale Tagesordnung setzt und
diensteifrige Geister sofort als "Problem" registrieren, dem sich
unbedingt gewidmet gehört, komme es gerade deswegen sehr an. So
ergreift der universitäre Geist die Gelegenheit, die Bedeutsam-
keit seiner je fachspezifischen Einfälle herauszustreichen und
kundzutun, daß ihm an nichts so sehr gelegen ist wie daran, daß
der - wie idealistisch auch immer zurechtdefinierte - Erfolg der
Nation gelingt. Logisch, daß es da zu streiten nichts gibt: Wenn
alle die Gewißheit eint, daß es darum geht, sich zu den Vorhaben
der Nation eine verantwortungsbewußte, sich fiktiv in die Händel
der Politik einfühlende Stellung zuzulegen, hat alles sein rela-
tives Recht - von der "Atompilzsuppe" eines Kabaretts bis hin zur
dumm-dreisten Propaganda eines DWK-Vertreters. Macht sich doch
ein jeder auf seine Weise verdient uni das, worum es offenbar
ausschließlich geht: Sich irgendwie glaubhaft Sorgen zu machen um
das "WIR", das in seiner realen Gestalt sein Volk allemal als
M i t t e l seines Erfolgs zu verheizen weiß.
N.B. Schon bemerkt, daß genau so die Durchsetzung jeder demokra-
tischen Zumutung gelingt: Politiker handeln - Bürger räsonnieren
über un-/-denkbare gute Gründe?!
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