Quelle: Archiv MG - BRD OPPOSITION WAA - Von Wackersdorf
zurück Der VeranstaltungskommentarDIE ANTI-WACKERSDORF-WOCHE ERLANGER PHYSIKER
Ziemlich unbemerkt von der inner- und außeruniversitären Öffent- lichkeit ging am letzten Samstag die Wackersdorfwoche der Erlan- ger Physiker mit einer Podiumsdiskussion zwischen den Professoren Weiss (München) und Crauzburg (Regensburg) auf der einen und Ver- tretern der Wiederaufarbeitungsanlage Karlsruhe und der Deutschen Gesellschaft für Wiederaufarbeitung abgebrannter Kernbrennstoffe (DWK) auf der anderen Seite zu Ende. Das Desinteresse an Verbrei- tung von Kritik an der Plutoniumfabrik in Wackersdorf seitens der Veranstalter korrespondierte aufs schönste mit Desinteresse an der Sache selbst und umso größerer Akribie im Sammeln technischer Einzelheiten des Purex-Prozessas, der Endlagerung oder der Re- chenmethoden zur Bestimmung der freigesetzten Aktivität und der aufgenommenen Strahlendosen. Kritik an den politischen Zwecken und Absichten eines Staats, der die Produktion von genügenden Mengen Plutonium für unverzichtbar erklärt hat, war auf der Podi- umsdiskussion mit anschließender Expertenbefragung jedenfalls nicht vorgesehen und wurde auch gleich, wo sie aufkam, nach Kräf- ten unterbunden. Umso höher im Kurs standen dafür Beiträge zur Verantwortbarkeit der in Frage stehenden Technik, mit denen sich kritische Naturwissenschaftler ihrem staatlichen Auftraggeber be- ratend und mit warnend erhobenem Zeigefinger zu Diensten stellen wollen. Dieses Berufsethos braver Naturwissenschaftler, die sich mit der Demonstration von unendlich viel Verantwortungsbewußtsein ins Recht setzen, brachte es dann auch konsequent so weit, daß nach der Besprechung der ganzen Wiederaufarbeitungstechnik kein einziger Grund und Zweck mehr auszumachen war, dem die WAA dient. So war z.B. zu hören, daß zum Betrieb von Leichtwasserreaktoren eine WAA gar nicht nötig wäre. Diese Tatsache ist zweifellos richtig, zeigt aber nur, wie wenig diese Naturwissenschaftler aus einfachen Fakten richtige Schlüsse zu ziehen bereit sind, und wie sehr ihnen die mittlerweile in jede Ecke der BRD hingesetzten Atommeiler a la Brokdorf oder Stade zur Selbstverständlichkeit geworden sind, von der aus sie die WAA für unnötig erklären. Dasselbe Argument dann noch einmal zur Versorgung mit Kernbrenn- stoffen, die über die Anreicherung von Natururan auf lange Zeit gesichert und darüberhinaus viel billiger zu bewerkstelligen sei als über die Wiederaufarbeitung abgebrannter Brennelemente. Zur Frage des Strahlenschutzes trug Prof. Weiss das Argument bei, die WAA könne die staatlichen Grenzwerte nur durch falsche Annah- men und Methoden bei der Berechnung der Strahlenexposition ein- halten. Daraufhin befragt, ob er sich tatsächlich für die Grenzwerte der staatlich erlaubten Verstrahlung stark machen wolle, gab er zu Protokoll, daß man sich an den staatlichen Ge- setzen und Verordnungen eben zu orientieren habe. Der staatlichen Lüge von der Wiederaufarbeitung als der sauber- sten Art der Entsorgung das Atommülls wurde dann auch noch durch die Art ihrer Widerlegung rechtgegeben: Mit der Entsorgung ließe sich der Bau der WAA nicht rechtfertigen, wenn man alle Argumente berücksichtige, die die Erlanger und andere Physiker in ihrer Fleißarbeit zusammangetragen haben. Daß der Bau der WAA also nicht nur ein großer Irrtum, sondern darüber hinaus auch noch ziemlich gefährlich sei, beweisen ihre Kritiker abschließend noch mit dar Warnung vor dem möglichen Miß- brauch das plutonischen Metalls. Dar Irrwitz dieses Gedankens, der den Staat (Abteilung gut) vor dem Staat (Abteilung böse) warnt, weil er ja dereinst einmal auf die Idee verfallen könnte, angesichts der vorhandenen technischen Möglichkeiten die Bombe zu bauen, war dabei durchaus beabsichtigt: bevor ein Naturwissen- schaftler, den die Verantwortung umtreibt, einen Zweck des Staats zur Kenntnis nimmt, warnt er ihn lieber vor den technischen Mit- teln, die er sich genau zur Realisierung dieses Zwecks hinstellt - auf daß der Staat seine Unschuld bewahre. Fazit der Anti-Wackersdorf-Woche: der Bau der Wiederaufarbei- tungsanlage zu Wackersdorf ist absolut unberechtigt und entbehrt jeden Grundes, womit die Naturwissenschaftler wieder einmal ihre Verantwortung bewiesen hätten. zurück