Quelle: Archiv MG - BRD OPPOSITION VOLKSZAEHLUNG - Vom Volkszählungsboykott


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RECHTSFANATIKER UNTER SICH

Die Volkszählungskritiker verweigern dem Staat gewußtermaßen kei- neswegs einen Dienst, worauf dieser a n g e w i e s e n wäre. Allerdings verstoßen sie beim Boykott der Volkszählung bzw. sei- ner Propaganda gegen g e l t e n d e s R e c h t. Und in die- ser Frage ist der demokratische Staat ein Fanatiker eigener Art. Ganz gleichgültig gegen den Inhalt des Protests und ebenso gleichgültig gegen seine gewußte Bedeutungslosigkeit in Bezug auf die wirklichen Dienste des Volkes besteht er auf der Gültigkeit des Rechts. Seinem I n t e r e s s e an der Volkszählung hat er mittels eines Verfassungsgerichtsurteils R e c h t m ä ß i g- k e i t verliehen. Grund genug für ihn, souverän u n b e- d i n g t e n G e h o r s a m auf Seiten der Untertanen zu verlangen. An diesem Verlangen gemessen definiert der Staat bereits die bekundete Absicht zu dem kindischen Protest freiheitswütiger Bürger als A u f r u f z u r S t r a f t a t, dessen Verbreitung durch Raumverbot, Beschlagnahme von Flugblät- tern und empfindlichen Geldstrafen Einhalt geboten werden muß. Damit stellt er klar, daß das Recht auf freie Meinungsäußerung, selbst dort, wo der I n h a l t der geäußerten Auffassung eine Sache des politischen Geschmacks ist, nicht zu verwechseln ist mit einem Recht auf Einmischung in die Politik. Als was der Staat die Treffen von Volkszählungskritikem, bzw. ihre schriftlichen Äußerungen gerade nimmt, als Aufruf zur Straftat oder als legi- time Meinungsäußerung, das läßt er bewußt offen. Unter welche rechtliche Einschätzung brave Bürger fallen, daran dürfen und sollen sie sich schließlich abarbeiten. Und wem diese aufgemachte Scheidelinie nicht einleuchtet, den belegt die Politik mit dem Verdacht des Extremismus und läßt ihn vom Verfassungsschutz ob- servieren. Das beweist dann endgültig, daß Graphitstaub auf einem EDV-Bogen ein Z e i c h e n staatsfeindlicher Gesinnung ist. Die guten Menschen von der Boykottfront haben den staatlichen Wink verstanden. Die Einen, stellvertretend für diese Fraktion der Hannoveraner Politologe Jürgen Seiffert, beteuern, daß ihre Einwände gegen die Volkszählung nie als Begründung einer prakti- schen Absicht gemeint waren, sondern in eine "Massenpetition" münden sollten, die die wunderschöne Arbeitsteilung von Volk und Herrschaft in ihrem Recht beläßt. Außerdem beklagen sie sich dar- über, daß in einem Verfassungsschutzbericht aus Niedersachsen die Argumente der Zensuskritiker "undifferenziert (!) als Extremismus gebrandmarkt" werden. Die Anderen, die Aktivisten der Bewegung sehen ausgerechnet in der Kriminalisierung ihres kindischen Pro- tests eine B e s t ä t i g u n g der Wichtigkeit ihrer opposi- tionellen Aufgabe. So kommt die Republik gut voran! zurück