Quelle: Archiv MG - BRD OPPOSITION TERRORISTEN - Die Gegengewalt der Ohnmacht
zurück WochenschauIN STUTTGART-STAMMHEIM
ist der "letzte große RAF-Prozeß" angelaufen. Obwohl in jeder Zeitung "Der blutige Weg nach Stammheim" (Süddeutsche Zeitung vom 2. Februar) bis ins Detail nachzulesen ist, die Richter als U r t e i l s b e g r ü n d u n g nur eine Presseschau verlesen müßten, ist "die Dauer des Prozesses nicht abzusehen". Es ist, als ob der Rechtsstaat seinen Sieg über den Terrorismus g e n i e ß e n wollte. Dabei schreckt er vor keinem der Ingre- dienzen eines S c h a u p r o z e s s e s zurück, der ansonsten heftig kritisiert wird - wenn er außerhalb des Bodens der frei- heitlich-demokratischen Grundordnung stattfindet. Den Angeklagten hat man P f l i c h t v e r t e i d i g e r vorgesetzt, damit sie sich rechtfertigen m ü s s e n auch dann, wenn i h r e Verteidiger nicht recht- und ordnungsgemäß bei der "Wahrheitsfindung" mitmachen (wollen). Klar und Mohnhaupt werden aus der Isolationshaft v o r geführt und, wenn sie sich nicht anständig benehmen, wieder a b geführt. So sie sich überhaupt einlassen, dient das zur Illustration, daß es sich bei ihnen tatsächlich um jene Monster handelt, denen hier die grenzenlose G n a d e eines l a n g e n Prozesses gewährt wird. Dafür bür- gen "rund 200 Leitzordner" und "483 Zeugen und 83 Sachverstän- dige" des Generalbundesanwalts, die beweisen, daß es sich die Staatsgewalt selbst mit dem "düstersten Kapitel des RAF-Terrors" nicht zu leicht macht. Die Vertrauensanwälte dagegen "überziehen" prinzipiell gleich "stundenlang" das Gericht mit einer "Flut von Anträgen und Erklärungen". Doch beim Recht beißen sie damit auf Granit: "Der Vorsitzende Richter Knospe und seine Senatskollegen hören sich g e d u l d i g die Anträge der Anwälte an." Inzwi- schen wertet die Polizei die Personalien der Prozeßbesucher aus. So liefert das Verfahren gegen die "Rädelsführer" als Zugabe gleich noch das Ermittlungsmaterial gegen das "Umfeld des Terro- rismus". Jeder Versuch der Verteidigung und der Angeklagten, die H a f t b e d i n g u n g e n einzubringen, wird als "Prozeßverschleppungstaktik" gewertet. Scharf zurückgewiesen wird der Terminus I s o l a t i o n s f o l t e r, obwohl die darun- ter subsumierten Methoden der "Unterbringung im Hochsicher- heitstrakt" von keiner Seite bestritten werden. Wir sind schließ- lich nicht in Moskau! So liegt auch der "schnauzbärtige Ange- klagte" Klar daneben, wenn er "bleich und ausgezehrt wirkend" im- mer noch vom "anti-imperialistischen Widerstand" gegen den "institutionell faschistischen Staat" spricht: Es ist die D e m o k r a t i e, die ihn lebenslänglich einsperrt und die im peniblen R e c h t s f i n d u n g s p r o z e ß die Überlegen- heit i h r e r G e w a l t demonstriert. zurück