Quelle: Archiv MG - BRD OPPOSITION TERRORISTEN - Die Gegengewalt der Ohnmacht
zurück HEIDUK über den TerrorismusSUMPFAUSTROCKNUNG UNTER DEM PRIMAT DER THEORIE
Während der Bundestag die neuen "Antiterror-Gesetze" verabschie- det, mit denen der Staat die Gleichung Kritiker = Rechtsbrecher = Terroristen ein ganzes Stück voranbringt, indem schon symbolische Widerstandsaktionen als "unerträgliche Gewalt" definiert, den Po- lizeibehörden noch bestehende rechtliche Hindernisse für den Zu- griff auf alle verfügbaren "Dateien" aus dem Weg geräumt werden, damit die "Chaoten" aller Schattierungen endlich in die Fahn- dungslisten des BKA aufgenommen und zum Abschuß freigegeben wer- den können, will sich Herr HEIDUK - seines Zeichens Politologe - Unterabteilung Polizeiwissenschaft - im Proseminar "Terrorismus" ebenfalls mit den "Tätern befassen" und steht dabei vor einem "Dilemma": "Dabei stehen wir vor dem Dilemma, daß dies mit den heutigen Tä- tern nicht möglich ist, sowohl weil sie noch nicht geschnappt sind, als auch, weil von diesen keine Schriften mehr erscheinen." Gemein und hinterhältig von diesen Terroristen! Statt sich schleunigst verhaften zu lassen und vorher noch schnell ihre "Schriften" an die im Vorlesungsverzeichnis angegebene Adresse von Herrn HEIDUK zu schicken, damit dieser mit seinen Studenten Terroristensumpfaustrocknungsforschung betreiben kann, laufen diese Figuren immer noch frei herum! Aber Herr HEIDUK weiß sich zu helfen, schließlich gibt es ja noch das BKA als wissenschaft- liches Hilfsinstitut: "Deswegen kümmern wir uns um die Schriften von Meinhof und Mah- ler, die weitgehend vollständig beim BKA archiviert sind und des- halb nicht gerade leicht zugänglich sind." Gibt es da vielleicht einen V-Mann zwischen Politologischem In- stitut und BKA?? Lassen wir den BKA-Theoretiker zunächst die Frage beantworten: Wie wird man Terrorist?: "Mahler war Rechtsanwalt, typisches Vertriebenenkind (aus dieser Ecke kommen doch immer wieder Terroristen?!), nirgends (?) veran- kert, hat sich in den 60er Jahren quasireligiös (!) mit Marx be- schäftigt (der heimliche Vater aller Terroristen!), distanzierte sich dann von der RAF; führt heute das Leben eines verhinderten Großbürgers, was die psychologische These stützt, daß (jetzt kommt's) Terrorismus aus verhindertem Ehrgeiz entsteht." Peinlich wäre es allerdings, wenn man diese Angaben nach den Kri- terien der Rasterfahndung in die BKA-Computer eingeben würde. Vielleicht würde auf dem Bildschirm nach der Eingabe der ersten zwei Informationen 'Rechtsanwalt' und 'Vertriebenenkind' die Vi- sage des dicken Genscher erscheinen. Aber der mußte sich ja nie von der RAF distanzieren, weil er - und das ist eben der ent- scheidende Unterschied zum Terrorismus - die Staatsgewalt recht- mäßig ausübt, und er wird deshalb - im Unterschied zu Mahler - nie das "Leben eines verhinderten Großbürgers" führen müssen, weil die Politiker unseres Gemeinwesens waschechte Großbürger sind, weil sie ein politisches Amt ausüben, das ihnen Macht über andere Leute verleiht. Ziemlich eindeutig dagegen folgende Indizien: Mahler, Meinhof, Ensslin u.a. haben in ihren "Schriften zum ersten Mal Zionismus und Nationalsozialismus gleichgesetzt"; von der "Komplizenschaft der imperialistischen Staaten" gesprochen, "Schlagworte wie anti- imperialistisch, antifaschistisch, international" gebraucht. Für Herrn HEIDUK sind derartige Aussagen von vornherein keine politi- schen Urteile, die zu widerlegen wären, sondern Indizien für die Bereitschaft zu terroristischer Gewaltanwendung. Entsprechende Beweisketten sind schnell gezimmert: Während der Olympiade 1972 in München wird die israelische Olympiamannschaft von der Palä- stinenserorganisation "Schwarzer September" überfallen, wobei ei- nige israelische Nationalspoitler als Symbol für ihren Staat um- gebracht werden. Daß Mahler in den getöteten Israelis "Opfer ei- ner imperialistischen Show" erblickte, beweist für HEIDUK eindeu- tig, daß die RAF so etwas Ähnliches wie die Nachfolgeorganisation der SS ist: "27 Jahre nach der Beseitigung des NS-Staates unterstützen sie die Judenmordung auf deutschem Boden, wobei sie sagen, daß Zio- nismus gleich Nationalismmus, und die BRD die Fortsetzung des NS- Staates sei" Wo doch jedem anständigen Deutschen einleuchten muß, daß das Pa- lästinensermassakrieren Israels einem legitimen Sicherheitsinter- esse dient - schließlich sind die Juden von gestern unsere is- raelischen Freunde von heute - und die Identifizierung der BRD mit dem Faschismus nur das Werk terroristischer Gesellen sein kann - selbst wenn sich unser schönes demokratisches Gemeinwesen selbst als Nachfolgestaat von Hitlerdeutschland definiert hat. Wer das Gegenteil glaubt und dies auch noch öffentlich kundtut, kann nach der Fahnderlogik HEIDUKs nicht ganz richtig ticken und muß sich wie die Meinhof selig "dabei in einen Rausch (steigern), der sie dazu bringt, Dinge zu- sammenzubringen, die nicht zuammengehören." Merke also: Wer die falschen politischen Vergleiche zieht, steht schon mindestens mit einem Bein im Lager des Terrorismus!! Schindluder haben die "Terroristen" vor allem mit dem "Begriff Soldat" getrieben. Eindeutig terroristisch ist folgende Sicht- weise: "Jeder Vertreter eines Staates ist ein Soldat, es herrscht fort- während Kriegszustand. Deswegen haben die RAFler in Prozessen darauf bestanden, Kriegsgefangene zu sein." Richtig ist es dagegen, säuberlich zu unterscheiden zwischen dem Kriegszustand, den herzustellen und zu befehlen in die alleinige Zuständigkeit der Staatsgewalt fällt, wo die in Uniform gesteckten Bürger "jeden Vertreter eines (Feind)staates" als Soldat zu betrachten und als Feind zu killen haben, und Leuten - Terroristen eben -, die sich durch einzelne Attentate auf Symbole und Repräsentanten der Macht gegen deren überlegene Gewalt durch den ohnmächtigen Versuch behaupten wollen, dem Staat selbst den Krieg zu erklären. Beim Terroristenaufspüren kommt es eben auf die rechte Gesinnung an: Das Recht auf totalen Terrorismus hat eben nur der Staat, und wer das nicht einsehen will, wird eingemacht! Und das zu Recht! So grob soll man die Sache aber nach Auffassung von HEIDUK nicht sehen. Als beamteter Politologe stellt er sich nach 16 Jahren Terroristenhatz, Stammheim und zahlreichen Leichen lieber die in- telligente Frage, warum das "Konzept" des Terrorismus scheitern mußte: "Es ist eine Doktrin der Meinhof, daß sie meint, die Theorie sei überflüssig; und die Praxis habe Primat. Der Prüfstein für die Richtigkeit ist hier natürlich der Erfolg. Dies ist das Kernstück der terroristischen Ideologie." Wie widerlegt man das? Man wendet selbst den Maßstab des Erfolgs an und stellt fest, daß die "westdeutschen Arbeiter nicht an den revolutionären Aktionen der RAF" teilgenommen haben. Wenn sie daran teilgenommen hätten, wäre zwar HEIDUK auch nicht Anhänger der RAF geworden. Aber als Kritik an der RAF taugt das fingierte Erfolgskriterium allemal. Idiotisch ist die im Seminar gepflegte Betrachtungsweise, weil so getan wird, als sei die praktische Verurteilung und Bekämpfung des Ter- rorismus seitens des Staates das Resultat einer politischen Aus- einandersetzung mit den politischen Zielen der RAF. Wo der Staat mit jedem Fahndungserfolg ziemlich kaltschnäuzig klarstellt, daß er wirklich oder bloß vermuteten Widerstand gegen sein Gewaltmo- nopol nicht als politischen Gegensatz, sondern als Rechtsbruch betrachtet und entsprechend behandelt, wird im HEIDUK-Seminar die Heuchelei inszeniert, als sei die eigene Verurteilung des Terro- rismus Resultat einer Auseinandersetzung mit Theorie- und Strate- giepapieren der RAF: "Man sieht, daß in der RAF-Theorie laufend Begriffe von Marx kurzgeschlossen (!) werden. Marx wird als Philosoph (!) nicht ernstgenommen, sondern sein Werk wird (von den Terroristen) als Steinbruch für den Wortschatz verwendet." Man sieht, daß Herr HEIDUK, um seine geistige Linientreue unter Beweis zu stellen, nicht einmal davor zurückschreckt, für einen Augenblick in das Gewand des marxistischen Philosophen zu schlüp- fen, und so zu tun, als sei er nach dem Studium marxistischen Ge- dankenguts auf die Idee verfallen, im Wintersemester 1986/87 ein- mal ein Proseminar unter dem Titel "Terrorismus" abzuhalten, oder hat ihn nicht doch die im Augenblick von oben angesagte Terrori- stenhatz auf die Idee gebracht, persönlich Flagge zu zeigen?? zurück