Quelle: Archiv MG - BRD OPPOSITION REVIS - Links von der SPD


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       Bremer Hochschulzeitung Nr. 33, 28.04.1981
       

DIE DKP: MILITANTE SAUBERMÄNNER NATIONALER GESINNUNG

1. Freitag, 24.4.81 Der Hamburger Bürgerschaftsabgeordnete, Prof. Wulf DAMKOWSKI, SPD, rät der "neuen Friedensbewegung" inklusive der zu seinen Fü- ßen sitzenden Claqueur- und Saalschutzriege von SDAJ bis MSB SPARTAKUS, endlich von den "verqueren Denkmustern sogenannter Ab- rüstungsexperten" aus j e d e r weltanschaulichen Ecke Abstand zu nehmen. Unter dem Beifall der kleinen Bruderpartei der Welt- friedensmacht Sowjetunion ruft er aus: "Nur wenn sich diese Frie- densbewegung gegen die Rüstung in Ost und West richtet" wird sie massenhaft". Dagegen wie ehedem zu kontern, daß die Rüstung der SU einer massenhaften Friedensbewegung in der BRD noch nie im Wege gestanden habe, weil sie sowieso die Heimstatt von Frieden und Freundschaft mit dem deutschen Volk sei, hält die DKP 1981 nicht mehr für opportun. Sie setzt vielmehr auf den einheitsstif- tenden Nationalismus "ganz unterschiedliche(r) Leute, (die) mit- einander ins Gespräch kommen wollen", und findet ihr Anliegen be- stens bei einem freidemokratischen "Vorsitzenden der Gesellschaft BRD - UdSSR" aufgehoben, der die BILD-übliche Unterscheidung zwi- schen dem "unbedingten Friedenswillen des einfachen russischen Menschen auf der Straße" und der sich in der Aufstellung der "SS20 Angriffsraketen" dokumentierenden "Bedrohung Westeuropas" durch sowjetische Militärstrategen zu treffen weiß. Richtig frenetisch wird die Beifallskundgebung der versammelten DKP-Jungschar für die Parteigenossen von SCHMIDT und GENSCHER, als sich ein Teil des Publikums lautstark gegen den Freispruch der Bundesregierung an der Beteiligung am Niederrüsten der SU verwahrt. So geht DKP-Politik heute. Friedensmoskau hin und Pan- kowbrüder her. Hauptsache, man sitzt mit bundesrepublikanischen Friedensfreunden aller Couleur in einem Boot. Einheitsfront, Ein- heitsfront - gegen wen eigentlich? Ein Prof. FRIED, Ami und selbsternanntes "völkerrechtliches Welt- gewissen" fortgeschrittenen Alters, verlegt sich auf den Stand- punkt, ein Atomkrieg gegen die SU sei heutzutage sinnlos, weil für den Westen ein Sieg weder garantiert, noch darüber hinaus nach einer atomaren Verwüstung der SU auf deren Territorium ein ordentlicher Staat auf absehbare Zukunft zu machen wäre. Es gäbe niemand mehr, demgegenüber der "Sieger seine völkerrechtlichen Besatzungspflichten" wahrnehmen könne. Die Mißfallenskundgebungen gegen die offene Kalkulation mit der Vernichtung der UdSSR waren für die DKP Grund genug, dies "als Gewalttätigkeit" gegen die Hilflosigkeit eines alten Mannes zu behandeln. Die deutschen Kom- munisten kehrten den eigenen g u t e n Menschen aus sich heraus und veranstalteten eine photographische Spartakiade zur personel- len Identifizierung der Kritiker. SDAJ und MSB als Verfassungs- schutz der "neuen Friedensbewegung"! 2. Samstag, 25.4.81 Die über Nacht angelegte Privatdatei zeitigt den veranschlagten Erfolg. Vor den Toren der HWP, in der eine offene Diskussion über Ziele und Projekte der "Neuen Friedensbewegung" stattfinden soll, steht die erprobte "Friedenskampftruppe" der gewerkschaftlichen, Orientierung. Lauter gute Menschen mit vom intensiven Photostu- dium rotgeränderten Augen schützen die Friedensbewegung vor Argu- menten und sorgen durch Handgreiflichkeiten dafür, daß man in den Arbeitsgruppen - bis auf Ausnahmen - unter sich ist. In der HWP erfindet sich der "brain-trust" der "Friedenskampf- truppe" eine theoretische Untermauerung für seine vor der Tür lauernde praktische Abteilung. Gegen die Kritik an der Sorge um die Nation, von der sich die "Neue Friedensbewegung" beflügeln läßt, kontert ein erfahrener Spartakist mit folgendem Argument: "Die Monopolbourgeoisie soll die nationalen Interessen verfolgen, ihr spinnt wohl!! Es ist die Arbeiterklasse und ihre Verbündeten, die gegen die Monopolbourgeoisie und ihre Politiker die nationalen Interessen durchsetzen muß!" Der Marxismus als 130- jähriges Programm zur Rettung der Nation gegen Bedrohungen von innen und außen tritt ab sofort in Kraft: "in Frieden leben und arbeiten" wird zur menschlichen Grundtugend erklärt. Kritikern dieser nationalen Unterwerfungshaltung steigt man bis zum Pissoir nach, um sie einer handgreiflichen charakterlichen Umschulung zu unterziehen. So funktioniert die Einheit einer Friedensbewegung, die aus L i e b e z u m V a t e r l a n d gegen seine Kriegsvorberei- tung Bedenken anmeldet und jeden als Feind desselben behandelt, der nicht dafür ist. *** "ANTI-ATOM-FORUM: MARXISTEN WOLLTEN REIN - SCHLÄGEREI! Arm in Arm hatten sich Angehörige der DKP am Sonnabend vor dem Unigebäude aufgebaut - als eine Mauer gegen die Rollkommandos marxistischer Gruppen. Die Chaoten wollten mit Gewalt zu den Ar- beitskreisen des von Kommunisten organisierten Anti-Atom-Forums vordringen. Es kam zu Schlägereien..." (BILD, Hamburg 27.4.) Brav gemacht haben sie das, die DKPler. Kleine Keilerei gegen die "von Springer und Strauß bezahlten Kleinbürger der MG" (DKP über MG), und Meister Springer spendiert ein verhaltenes Lob. Jetzt nur kein Dementi, ihr vaterlandstreuen Tomaten, das macht alles nur noch schlimmer. zurück