Quelle: Archiv MG - BRD OPPOSITION OEKOLOGIE - Reaktionäre Naturphilosophie
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Münchner Hochschulzeitung, 01.12.1982
Sonderausgabe Sozialwesen
Aus unserer Reihe "Gründe für die Revolution"
DER WALD HINTER DEN BÄUMEN
Die Sache mit dem s a u r e n R e g e n ist lange genug als
Problem des d e u t s c h e n W a l d e s verhandelt worden,
so auch wieder letzte Woche "in einem von der Zeitschrift 'Bild
der Wissenschaft' organisierten Pressegespräch." (Süddeutsche
Zeitung vom 24. November). Man sollte sich möglichst bald ent-
scheiden, ob man angesichts dessen, daß "Politiker davon ausge-
hen, daß zur Zeit mit Sicherheit etwa 10% des Waldes unrettbar
verloren sind" und manche Wissenschaftler "den Anteil sogar auf
bis zu 25% schätzen", die Affäre als gelaufen abhaken und ihre
weitere Besprechung Horst Stern, Bernhard Grzimek und der Eichen-
dorff-Gemeinde überantworten sollte - oder ob man sich ein paar
anderen Fragen zuwendet. Hierzu ein paar konstruktive Vorschläge:
Stimmt es wirklich daß ein Regen, an dem Bäume krepieren, bei den
Leuten nur den Haarwuchs fördert? Ist der ständig zunehmende
"Einfluß von Stickoxiden, Schwermetallen und anderen giftigen
Substanzen" langfristig nur eine "Schwächung des Ökosystems" oder
ein wesentlich handfesterer Beitrag zum Thema "Sterben die Deut-
schen aus" als die mangelnde Gebärfreudigkeit? Ist es nicht eine
faustdicke Lüge, wenn sich "Wissenschaft und Politik verblüfft"
darüber geben, "daß eindeutige Ursachen, die man gezielt bekämp-
fen könnte, nicht zweifelsfrei nachzuweisen sind"? Ist nicht die
geplante Verordnung, derzufolge "Großkraftwerke ab 175 Megawatt
elektrischer Leistung nur noch 400 mg Schwefeldioxid je Kubikme-
ter Abgase freisetzen dürfen", alles andere als eine Sicherheits-
auflage, sondern vielmehr die gesetzliche Sicherheit fürs Ener-
giekapital, daß sie überhaupt Gift an die Bevölkerung weitergeben
dürfen? Und dient schließlich nicht der ganze Jammer um Bäume der
ideologischen Durchsetzung von Atomkraftwerken, die laut Bayerns
Umweltminister Dick, überhaupt die "umweltfreundlichste Energie-
produktion" bieten? "Mit großem Engagement, aber auch unverhüll-
ter, Pessimismus haben Wissenschaftler und Politiker" ihre
"Fragestellungen diskutiert". Eine Antwort auf unsere Fragen, die
zu unverhülltem Engagement im entgegengesetzten Sinne führt, böte
den erwähnten Herrn wirklich einmal Anlaß zu großem Pessimismus.
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