Quelle: Archiv MG - BRD OPPOSITION LINKE - Vom langen Marsch...
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WENN SCHRIFTSTELLER GEGEN DEN KRIEG IN NICARAGUA SIND
...w e n d e n s i e s i c h u n t e r t ä n i g s t a n
i h r e R e g i e r u n g in Bonn, deren Politik der "geistig-
moralischen Wende" sie so gerne zum Anlaß kritisch-bemühter Di-
stanzierung vom mangelhaften Niveau der neuen Mannschaft nehmen
(= So einen provinziellen Kanzler haben wir nicht verdient.), und
flehen ausgerechnet diese Politiker um ihre eigentliche Aufgabe
der Erhaltung des Friedens an:
"Wir wenden uns an Sie mit der Bitte, daß Ihre Regierung aktiv
für friedliche Lösungen im Konflikt in Zentralamerika eintreten
möge. ... Wir vertrauen... darauf, daß Ihre Regierung die notwen-
digen Schritte einleitet, damit diese Völker den Frieden finden,
den sie dringend benötigen, um sich auf ihre Weise zu Unabhängig-
keit und Demokratie entwickeln zu können." (Erklärung an Bundes-
kanzler Helmut Kohl und die Regierungschefs von Frankreich, Spa-
nien, Italien, Großbritannien, Österreich und Schweden; Unter-
zeichner u.a.: Graham Green, Günter Grass, Julio Cortazar,
Eduardo Galeano, F.C. Delius, Johano Strasser, Yaak Karsunke,
Christoph Meckel)
Als ob "unsere" Regierung nicht genau wüßte, daß die "Contras" in
Nicaragua um die Sache von Freiheit und Demokratie kämpften, wie
umgekehrt den Sandinisten jeder westdeutsche Kredit gesperrt ge-
hört.
... kritisieren sie am Strafgericht der USA gegen
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Nicaragua dessen vorgebliche Ungesetzlichkeit:
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"Es ist ein Krieg, der nicht erklärt worden ist, der nicht vom
Kongreß autorisiert worden ist, und der deshalb nicht der Verfas-
sung entspricht. Es ist ein geheimer Krieg. Das amerikanische
Volk hat niemals die Verwendung öffentlicher Mittel für einen
Krieg autorisiert, der im Namen angeblicher Geheimdienstoperatio-
nen geführt wird." (Erklärung von Heinrich Böll, Julio Cortazar,
Carlos Fuentes, Gabriel Carcia Marquez, Günter Grass, Graham
Green, William Styron)
Das war ja schon letztes Jahr bei den Briten das Übel, daß sie
ihre Lektion gegen Argentinien nicht ordentlich als Krieg ange-
meldet haben, sondern einfach ihre Flotte ganz unerklärt gen
Falkland auf den Weg geschickt haben!
Und überhaupt die Amis: Geben einfach so dem Reagan ihre Wahl-
stimme und übersehen bei dieser gar nicht geheimen Autorisierung
das Wirken "angeblicher" Geheimdienste! Was fordert das gute Ge-
wissen der Nationen also: E c h t e Geheimdienst-Operationen!
...klagen sie militärische Vernunft ein:
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"Es ist ein irrationaler Krieg, Er lehnt diplomatische Verhand-
lungen ab, ohne sie ernsthaft versucht zu haben."
Kriege - bitte sehr! - erst nach langdauernden Verhandlungen!
Dann aber umso unerbittlichei - diese geistigen Repräsentanten
ihrer jeweiligen Nationen schätzen ja gerade an ihren Staatsober-
häuptern bzw. der westlichen Vormacht, daß sie noch mit ihrem er-
klärten Gegner diplomatisch in Genf verkehrt; wenn dort endgültig
der Nachweis erbracht ist, daß der Westen aufrüsten muß, weil die
Sowjetunion nicht alle ihre Waffen wegschmeißt, stehen
"rationale" Maßnahmen an...
...spielen sie sich als Menschheitsretter auf:
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"Es ist ein inhumaner Krieg. Er zerstört die bescheidenen aber
deutlichen Erfolge der nicaraguanischen Revolution. Er zerstört
die Ernten, die Schulen Nicaraguas. Er tötet die Kinder und die
Bauern Nicaraguas."
Daß die USA die Sandinisten mit Krieg überziehen, reicht den
selbsternannten Wächtern d e r Menschheit nicht aus für ihre
Sorte von Gegnerschaft: 1. ist Nicaraguas Revolution (noch) ein
Symbol für den 'neuen Menschen', 2. fallen ihnen natürlich wieder
einmal besonders "unschuldige" Kinder als Opfer des Krieges auf.
Was ist daran eigentlich schlimmer als der Tod erwachsener Sandi-
nistas?
...entdecken sie einen Gesamtzusammenhang:
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"Es ist ein gefährlicher Krieg. Er reißt die Problematik Nicara-
guas und Zentralamerikas aus ihrem spezifischen Zusammenhang und
wirft sie auf die Bühne des Ost-West-Konflikts. Diese Manipula-
tion kann (!) den Krieg internationalisieren und die Möglichkei-
ten für Diplomatie, Demokratie und sozialen Fortschritt in der
Region zerstören."
Etwas einzuwenden gegen einen 'begrenzten' Krieg in Mittelame-
rika? Nie und nimmer! Angesichts der Exekution des Ost-West-Ge-
gensatzes an Nicaragua fällt den Schriftstellern die mögliche
"Internationalisierung" ein: Als ob die USA nicht tagtäglich und
weltweit der Sowjetunion ihre Existenz bestritten!
...fordern sie eine echte Intervention:
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"Es ist ein verlogener Krieg. Es ist das vierte Mal in diesem
Jahrhundert, daß die Vereinigten Staaten Vorwände erfunden haben,
in Nicaragua zu intervenieren. Dieses Mal geschieht dies durch
den Mißbrauch von Stellvertretern, indem Brüder gegen Brüder und
Länder gegen Länder aufgehetzt werden."
Nichts ist diesen Aposteln einer gerechten Gewalt selbstverständ-
licher als der Anspruch der USA, in Südamerika zu intervenieren,
wenn es die Sache der Freiheit ohne Vorwände und "Mißbrauch von
Stellvertretern" verlangt!
...halten sie dem Imperialismus ihre alternative Moral entgegen:
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"Es ist ein unmoralischer Krieg. Einmal mehr erklärt sich eine
Supermacht als durch die Unabhängigkeit eines kleinen Landes be-
droht und versucht, es durch Einschüchterung oder die gewaltsame
Zerstörung zu unterwerfen."
Wo die USA vorführen, wer wie sie im Besitz von Recht und Moral
ist, wenn es um die Beseitigung eines "Stellvertreters des Bösen"
geht, fällt Schriftstellern nichts anderes als der Gegensatz von
groß und klein ein, der angeblich die Welt beherrscht - wie der
dezente Hinweis auf Afghanistan ("e i n e Supermacht") zeigen
soll.
Selten ist eine windelweichere "Antikriegserklärung" abgegeben
worden als von dieser illustren internationalen Mannschaft. Weil
sie die geistigen Repräsentanten ihrer Nationen sind, bringen sie
in maßloser Selbstüberschätzung ihre Verantwortung für das
'friedliche Zusammenleben der Völker' zur Geltung und erinnern
einmal mehr die Herren Politiker an ihre eigentlichen Aufgaben.
Sich im Namen von moralischer Integrität und dichterischer Per-
sönlichkeit als Gewissen der Nation(en) aufzuführen, geht heute
mehr denn je nicht ohne den Hauptvorwurf, die Politik verzichte
auf die Worte der geistigen Führer der Nation:
"Wir sind in Sorge, daß die USA ihre Politik in Nicaragua durch
das Schaffen von Fakten durchsetzen wollen, ohne Raum für Diskus-
sionen oder Widerspruch zuzulassen."
Etwas dagegen s a g e n möchte man schon noch dürfen!
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