Quelle: Archiv MG - BRD OPPOSITION GRUENE - Alternative - wovon und wozu
zurück Der Veranstaltungskommentar Die Grünen bei den Würzburger Umwelttagen:AUFREGUNG ÜBER DEN ATOMMÜLLSKANDAL - VOLLES VERTRAUEN IN DIE BRD
Bei den Würzburger Umwelttagen fand es der Grünen-MdB Michael Weiß - neben der ungenügenden Sicherheit von AKW's - einen Skandal, daß "angesichts des weltweit ungelösten Entsorgungs- problems weiter Atommüll produziert wird." Hauptpunkt seines Referats war aber der Nachweis, "daß die Weiterverbreitung von spaltbarem Material auch wenn sich der Verdacht bei Pakistan und Libyen vielleicht nicht halten läßt - nicht auszuschließen ist, und das angesichts dessen, daß die BRD doch den Atomwaf- fensperrvertrag unterschrieben hat." Da legt sich der bundesdeutsche Staat Jahr für Jahr mehr AKW's zu und läßt sich nebenbei von seinen Wissenschaftlern "ausrechnen", wie hoch die Wahrscheinlichkeit für einen GAU ist und wieviel Rem Strahlung ein Deutscher aushalten kann, ohne daß zu viele Deutsche aussterben. Dann macht dieser Staat aus dieser Sorte von Produktion sogar noch einen solchen Exportschlager, daß seine Industrie den Weltmarkt für entsprechende Technologie und wiederaufbereitete Rohstoffe zu 80% beherrscht, was der Grüne noch selber erzählt. Wie kommt er jetzt eigentlich dazu, "Skandal" zu rufen und zu meinen, ein Urteil gefällt zu haben? Viel näher liegender wäre doch eigentlich folgende Überlegung: Welche Zwecke verfolgt der Staat, wenn er sich Mittel zulegt, die im Falle des "größten anzunehmenden Unfalls" auf ihn Wirkungen hätten fast schon wie ein kleiner Krieg und die bei "sicherem" Betrieb auch schon etliche "Gesundheitsrisiken" in die Höhe treiben: Wozu nimmt er solche (auch finanziellen) Kosten auf sich? 1. Energiepolitisch sind die AKW's Mittel dafür, "autark" zu sein, vom Standpunkt eines unterstellten Konfliktfalls her unabhängig vom feindlichen, oder auch nur Bedingungen setzenden Ausland gegen es bestehen zu können. 2. Nur so kommt man als Kriegsverlierer, der sich entsprechenden Konditionen und Zweifeln der Sieger zu beugen hat an die Voraussetzungen, die Technologie der Atombombe, d a s Unterscheidungskriterium der Staatenwelt, den Stoff, aus dem die Souveränität gebaut wird und mit dem nur sich so anspruchsvolle Ziele wie die Revision des Resultats eines ausgewachsenen Weltkriegs (Wiedervereinigung) verfolgen lassen. 3. Schließlich kann man dann als jemand, der ja "nur" die "friedliche" Nutzung im Auge hat, verlangen, daß in den Atomwaffensperrvertrag, der die Weitervergabe der Technologie modifizierte, noch die Klausel über die Freizügigkeit des Handels aufgenommen wird, und sich dann als die internationale Agentur der verschiedenen nationalen Brennstoffkreisläufe bewähren und damit auf alle Käufer dieser sehr speziellen Ware wegen der geschaffenen Abhängigkeiten politischen Einfluß gewinnen. So will es ein Grüner aber gerade nicht sehen: Auf keinen Fall sollen all die für die Leute sehr schädlichen Wirkungen und als negativ veurteilten Sachverhalte notwendige Konsequenz staatlicher Zwecke sein oder adäquater Umgang der staatlich eingerichteten Atomwirtschaft mit ihrem Gewinnauftrag. Vielmehr will er partout an seinem Glauben festhalten, daß eigentliche Aufgabe der Politik es sei, sich um die Bürger im Rahmen der nationalen Sachzwänge verdient zu machen, sich um die Probleme der Betroffenen (= den Zwecken der Politik und ihren Wirkungen gewaltsam Unterworfenen) zu kümmern. So kann er dann, nachdem er die negativen Seiten von der Politik als Skandal abgetrennt hat dieser vorhalten, daß sie ihren genuin menschenfreundlichen Zweck gerade verfehle oder außer acht lasse. Und nur darüber, über diesen unterstellten Vergleich zu den "eigentlichen" Zwecken der Politik hat man dann theoretisch mit der Welt abgeschlossen, ist "Skandal" ein fertiges Urteil und sind die bemerkten "Mißstände" nicht Ausgangspunkt für die Überlegung, wieso die Welt so eingerichtet ist, welche Zwecke nach den Mitteln Atombombe und AKW(-export) verlangen. Und wenn man grün daran festhalten will, die gemachte Politik als i h r e e i g e n e V e r f e h l u n g zu betrachten, kommt - darauf angesprochen - logischerweise höchstens folgende kritische Zuspitzung zustande: "In der BRD ist das Wissen da, um die Bombe zu bauen, wenn mal eine entsprechende Willensbildung läuft." So übergeht man locker, welche weltpolitischen Erpressungen sich die zivile Atommacht BRD leistet, übergeht allen Einfluß, den sie sich durch den Stand ihrer "zivilen" Technologie verschafft hat - und kritisiert eine G e f a h r. Das Schöne daran ist, daß man nichts W i r k l i c h e s kritisiert, sondern etwas M ö g l i c h e s. Die Warnung davor, was passieren k ö n n t e, erteilt der BRD, auch wenn als Einwand gegen sie gedacht, einen Persilschein: S o l a n g e das nicht passiert, ist alles in Ordnung. Und d a m i t das nicht passiert, muß man die Politiker an i h r e n besseren Zweck erinnern. So wird aus der wirklichen Politik ihre bessere M ö g l i c h k e i t. Der Glaube versetzt nicht nur Berge. zurück