Quelle: Archiv MG - BRD OPPOSITION GRUENE - Alternative - wovon und wozu


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       Wie aus links grün-alternativ wird...
       

EINE MORALISCHE METAMORPHOSE

In deutschen Landen hat es einmal eine Studentenbewegung gegeben, die dann auch keine solche mehr bleiben wollte. Sogar Frauen ist damals die Frage gekommen, wodurch sich der regierungsamtliche Umgang mit Leuten in der "Dritten Welt", die Ruinierung von Lohnabhängigen in den modernen Fabriken, die widerwärtigen Lei- stungen von Erziehung und Wissenschaft eigentlich unterbinden lassen. Die durchaus einleuchtende Antwort, daß die Revolutio- nierung der Produktionsverhältnisse erforderlich ist, daß dies den Kampf gegen den bürgerlichen Staat einschließt und daß ein solches Programm allein durch die arbeitende Klasse zu vollführen ist, wurde eine Zeitlang von einer ansehnlichen Minderheit für korrekt gehalten. Doch schon bei der Gründung von Organisationen, die für dieses Programm geradestehen wollten, machten sich erhebliche Unarten bemerkbar. Das Proletariat, das durch Klassenkampf dem Kapital und seinem Staat das Handwerk legen sollte, galt plötzlich als enorm g u t. Die Agitation und Aufklärung, die ihm von den kon- kurrierenden Parteien verabreicht wurden, setzten das Interesse dieses gebeutelten Menschenschlags an der Beseitigung seiner Ab- hängigkeit voraus. Als elitär galt die Anstrengung, die für die Arbeiter schädlichen Notwendigkeiten der bürgerlichen Gesell- schaft zu erklären, um sie von der Notwendigkeit der Revolution zu überzeugen. Statt dessen setzte eine agitatorische Schulter- klopferei ein, die vom Lob der Arbeit(er) über die Feier ihres praktischen Sinns bis zur Beschwörung von Perspektiven reichte, die sich noch in den gewöhnlichsten Formen des Mitmachens zeigen sollten. Die Enttäuschungen, die den Vertretern einer ausgerechnet mit Marxismus titulierten Morallehre zuteil wurden, sind von diesen sehr gründlich verarbeitet worden. Statt sich Rechenschaft dar- über abzulegen, was das verehrte Proletariat tut, wozu es gezwun- gen wird und was es ganz frei mit den ihm aufgeherrschten Lei- stungen anstellt, kam die Frage in Mode, ob Revolution m ö g l i c h sei. Damit war man schon meilenweit von dem Vorha- ben entfernt, die N o t w e n d i g k e i t des Klassenkampfes geltend zu machen. So schlichte Argumente wie: Wer sich die Aus- beutung, die ebenso gesundheitsschädlich wie armuterhaltend ist, die staatliche Gewalt bis hin zum Krieg nicht mehr gefallen las- sen will, muß sich organisieren und kämpfen! - solche Gedanken sanken enorm im Kurs. Eine Zeitlang noch tat die Berufung auf die Arbeiter und ihre schlechten Erfahrungen ihre Dienste, die Hoff- nung auf augenöffnende Krisen dazu. Doch dann war der Spuk theo- retisch und praktisch vorbei. Diejenigen, die das M i t m a c h e n der Arbeiter, ihre tätige Unterwerfung unter das Kapital und ihren Nationalismus nie kritisieren wollten, weil sie das für b ö s e hielten und ihre Adressaten mit dem Kompli- ment "manipuliert" bedachten, lernten um. Konsequent deuteten sie ihren Mißerfolg: Wenn sich niemand für die Probleme des Klassenkampfs erwärmt, so sind eben andere "Probleme" auf der Tagesordnung - lautete der Beschluß. Geübt darin, ihren Adressaten R e c h t z u g e b e n, machten sich die Liebhaber von "Bewegung" auf die Suche nach einer Sorte Kri- tik, bei der ihnen mehr Leute, so wie sie gehen und stehen und unzufrieden ihre Pflicht tun, zustimmen als bei ihren früheren revisionistischen Unternehmungen. In "Frieden" und "Umwelt" haben die deutschen Ex-Linken die "Inhalte" von Kritik entdeckt, bei denen wirklich niemand mehr nein sagen kann. Ihr O p p o r t u n i s m u s ist am Ziel - er hat sich nur etwas verändern müssen in Richtung auf die vorgefun- dene Moral guter Bürger, und schon gibt es die ersehnte Bewegung. Die Weltverbesserer müssen sich nicht mehr unter 1% aufhalten - und Deutschland-West hat seine A l t e r n a t i v e, zum Klas- senkampf und zur theoretischen wie praktischen Kapitalismuskri- tik! zurück