Quelle: Archiv MG - BRD OPPOSITION GRUENE - Alternative - wovon und wozu
zurück General a.D. BastianRÜCKKEHR ZUR TRUPPE
Genaugenommen hat der hohe Offizier außer Dienst sie gar nicht verlassen. Weil er die NATO-"Nachrüstung" für ein falsches Ver- teidigungskonzept hielt, ließ er sich in den vorzeitigen Ruhe- stand versetzen. Weil er dieser seiner Kritik an der bundesdeut- schen Aufrüstung politische Bedeutung verleihen wollte, trat er den "Grünen" bei und zog als deren prominenter Kandidat in den Bundestag ein. Jetzt ist er aus der Bundestagsfraktion der Grünen ausgetreten, behält aber sein Mandat. Das alles hätten die Grünen auch vorher wissen können. Immerhin waren sie (und ihre Wähler, nicht nur die konservativen) einmal sehr begeistert über einen ranghohen Nato-Offizier, der grüner Opposition zum "Doppelbeschluß" die Aura von Fachkompetenz verschaffte, ganz ab- gesehen von den Repräsentationsqualitäten eines grauhaarigen Staatsbeamten für seine neue Truppe, die nicht zuletzt mit ihm ihre P o l i t i k f ä h i g k e i t unterstrich. Mit haargenau denselben Qualitäten würgt der General seiner Partei jetzt eine "politische Katastrophe" rein, die die "Leidensfähigkeit" (Schily und Fischer) der Fraktion auf die "Zerreißprobe" stellt: Diesmal kriegen die Grünen nicht nur von kompetenter, sondern auch von einer moralisch unanfechtbaren (weil aus den e i g e n e n Rei- hen stammenden) Autorität "zunehmenden Anti-Amerikanismus", "mangelnde Menschlichkeit im Umgang miteinander" und parlaments- politischen Dilettantismus vorgeworfen - also gleich drei eindeu- tig k o m m u n i s t i s c h e Verbrechen! Der General hat sich auch nicht mit Personalzugeständnissen befriedigen lassen. Sein A n s c h l a g zielt auf die ganze Partei und ihre "heiligen Kühe" vom Rotationsprinzip bis zur "Priorität für die außerparlamentarische Arbeit an der Basis". Bastian möchte ein respektierter Parlamentarier des Deutschen Bundestags sein, und das heißt für diesen General und "deutschen Patriot", daß er seine kurze grüne Kinderkrankheit ablegt und sich auf seine wirk- lichen Werte besinnt, die da sind: - Als gewählter Parlamentarier hat er das Recht auf sein Mandat des Volkes und braucht sich nicht von einer dahergelaufenen Basis hineinreden oder gar absetzen zu lassen. - Als loyaler Offizier von Bundeswehr und NATO, dem nur an der momentanen militärischen Linie einiges nicht paßt, ist es seine Pflicht, im Verteidigungsausschuß verantwortlich für die Landes- verteidigung neuen Panzerhubschraubern und neuen Flugabwehrwaffen zuzustimmen. Und sich nicht von grünen Rotznasen "einmal pro Tag" vorhalten zu lassen, daß man Berufssoldat gewesen sei. - Als überzeugter Verteidiger von Freiheit und Demokratie im Ge- neralsrang ist er überzeugter Antikommunist, der keine Einseitig- keiten gegen die amerikanischen Verbündeten duldet und deshalb auch rein "zufällig" jetzt (zusammen mit Petra Kelly, deren Herz in die gleiche Richtung schlägt) aus dem Krefelder Appell aus- steigt, weil ein Kommunist von der DKP in dessen Leitungsgremium gewählt werden sollte. Eine solche "Diktatur der Inkompetenz" läßt sich ein Bastian weder in Krefeld noch in Bonn bei den Grü- nen gefallen. Da gibt er schon lieber grünes Licht für den Ver- fassungsschutz, indem er als hochdotierter Kronzeuge für die kom- munistische Unterwanderung der "Krefelder Initiative" antritt. So hat also auch dieser General seine Ehre wieder, nachdem er sich so geschämt hat, wenn ihn Burschen von CDU und CSU im Bun- destag mit "Grüner General, links schwenkt, Marsch!" angepflaumt haben. Die Öffentlichkeit - von "Welt" über "Bild" bis zur "Süddeutschen. Zeitung" freut sich, daß sie den kurze Zeit "verdorbenen" Offizier schon wieder gegen die abartigen Grünen ausspielen kann. Jetzt ist er wieder der "fachkompetente", promi- nente, ehrliche Mensch, der zu seiner Sache steht. Irgendwie müs- sen die Grünen aber auch schon mehr als noch zu verantworten ist, vom demokratischen Parlamentarismus und dem dazugehörigen Reprä- sentationswahn verseucht sein, wenn sie den Austritt dieser Figur aus der Fraktion "mit tiefem Bedauern" zur Kenntnis nehmen. zurück