Quelle: Archiv MG - BRD OPPOSITION FRIEDENSBEWEGUNG - Von Waffen und Moral


       zurück

       Der Veranstaltungskommentar
       
       Diskussionsveranstaltung:
       

GEGEN DEN KRIEG ZU SEIN IST ETWAS ANDERES, ALS FÜR DEN FRIEDEN EINZUTRETEN

Warum es verkehrt ist, aus seiner Angst vor oder aus seiner Geg- nerschaft gegen den Krieg ein Bekenntnis zum Frieden zu machen, kann einem schon auffallen, wenn man sich nur die täglichen Sprü- che der einschlägigen Friedenspolitiker klarmacht. "Es gibt Wichtigeres als den Frieden und Schlimmeres als den Krieg", ist so eine Äußerung des US-Außenministers Haig, die von deutschen Politikern im Wortlaut geschont und in ihrer Praxis un- eingeschränkt behauptet wird. Der Friede wird nicht v e r s p r o c h e n, sondern seine Sicherung unter eine B e d i n g u n g gestellt: die von den USA und ihrem westlichen Bündnis durchgsetzte ökonomische und politische Benutzung des ge- samten Globus ist ihre Freiheit, für die der Friede herrscht. Und wo immer östlicherseits dieser Freiheit Schranken entgegengesetzt werden oder der Versuch dazu unternommen wird, handelt es sich um eine Verletzung des Friedens, weil westlicher Freiheit, die den Krieg als letztes "Mittel" zur Sicherung des Friedens nach sich ziehen soll. Das ist Beschluß. Das politische Programm der Frie- denssicherung erklärt damit nicht nur den G r u n d, der west- lichen Politikern einen Krieg w e r t ist, sondern auch die Be- reitschaft, ihn deshalb zu gegebener Zeit zu führen. Es ist also verkehrt, statt gegen Haig, Schmidt, Genscher et al. für den Frieden zu sein. Auf diese Weise werden nämlich die Zwecke der eigenen Nation, die den Krieg so "unausweichlich" machen, kurzer- hand geleugnet und so getan, als sei die große Politik, an die man mit seiner Friedensliebe appelliert, ein prinzipiell taugli- ches Mittel für den eigenen Wunsch, lieber nicht in den Krieg zu ziehen. Die positive Leistung dieses Wunsches besteht darin, den Politikern der Nation alle Handlungsfreiheit zu schenken, mit der sie die Weltlage so gefährlich machen. Friedensliebe ist daher eine Form des nationalen Gehorsams, der das Treiben der nationa- len Führerfiguren in Sachen Aufrüstung und diplomatischer Erpres- sung des Gegners mit der E i n b i l d u n g begleitet, ihr Be- rufsstand hätte mehr denn je für die eigenen Friedenswünsche in der Welt herumzureisen. Es geht also darum, gegen die Alternative Frieden oder Krieg insgesamt Front zu machen, statt sich auf die Seite des Friedens zu schlagen, in dessen Namen noch jeder Krieg vorbereitet und durchführt wurde und wird. Gegen diese Klarstellungen brachten die vorhandenen Vertreter fast aller linken Verein, Bonns drei Argumente vor: 1. Die Friedensbewegung ist für den F r i e d e n, darum darf man nicht dagegen sein. So entfaltet die Friedensliebe also ihre ganze moralische Wucht. Wer gegen dieses hehre moralische Anliegen auch nur etwas zu sa- gen wagt, ist moralisch disqualifiziert, egal, was für Argumente er vorbringt. 2. Die Friedensbewegung ist eine B e w e g u n g, darum ist man als Linker verpflichtet, dabei mitzumachen. Wenn die MG nichts Gutes an dieser Bewegung entdecken kann - im Gegenteil, hilft ihr das in den Augen dieser Linken wenig: Für was man da ist, ist ja sowieso in Ordnung (siehe 1.), im übrigen aber auch egal, weil dafür schon spricht, daß hier die Massen sich bewegen. Auch wenn die Friedensbewegung noch so illusioni- stisch hinsichtlich der Politik und noch so vaterlandstreu ist, - weil sich was bewegt, handelt es sich auf jeden Fall um einen "ersten Schritt". So geht hier das Argument, sich einerseits von den Inhalten der Friedensbewegung - wenn es peinlich wird - zu distanzieren, um sich gleichzeitig für sie auszusprechen. 3. W e i l die MG gegen die Friedensbewegung argumentiert, statt mitzumachen, "tut sie nichts" und ist "reaktionär", = RCDS. Nach 1 und 2 mußte das ja kommen. Wenn Kritik angesichts so hoher Werte wie "Friede" und "Bewegung" ein Sakrileg ist, dann sind die Kritiker böse Menschen und entsprechend einzuordnen. PS.: Ein RCDS-Vertreter machte seiner Zunft alle Ehre. Sich ganz auf die "Überzeugungskraft" der amtierenden Politiker und Journa- listen verlassend, stellte er zur Sache eines fest: Er sei davon überzeugt, daß die westlichen Politiker keine kriegerischen Ab- sichten hätten (aha!). Als Einwand fiel ihm noch ein: Die Linken seien inkonsequent, wenn sie doch etwas gegen die praktizierte staatliche Gewalt hätten, müßten sie doch zuallererst selbst auf jegliche Gewalt (wie z.B. Stinkbomben) verzichten. Logo! Es war ja wohl kein Zufall, daß diesem Erzdemokraten - kaum hatte er nur eines mitbekommen: da gibt es welche, die mit der Politik nicht einverstanden sind - gleich wieder die Gewaltfrage einfiel. zurück