Quelle: Archiv MG - BRD OPPOSITION FRIEDENSBEWEGUNG - Von Waffen und Moral


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       Marxistische Gruppe, Januar 1983, München
       

HEIMATLIEBE IST VERKEHRT

Ausgerechnet die Opposition gegen den Krieg hat die Heimatliebe ganz neu entdeckt. Fast schon so, als wäre ihnen ihr bißchen Le- ben eine Gegnerschaft zum Krieg nicht wert, kommen sie mit der H e i m a t, die es zu schützen gelte. Eine merkwürdige Sorge: Warum soll ausgerechnet die Heimat wichtiger sein als der, der in dieser rumläuft? Bei all diesen vorgestellten Idyllen von Feld und Flur, von der kleinen Stadt oder gar von der Fabrik macht erst das Possessiv- pronomen "unser" es zur Heimat. Nicht, daß einem da was gehört, ist die Vorstellung, sondern, daß man "Teil davon" ist und "irgendwie" darin aufgehoben. Nun laufen die Leute ja tatsächlich als ziemlich vereinnahmter Teil vom "großen Ganzen" durch die Gegend. Praktisch wird man vom Staat als jederzeit verfügbares Mittel für seine Zwecke bean- sprucht und vom Kapital als für nützlich oder unnütz befundenes Mittel Fürs Wachstum. Und daß das nichts Schönes ist, weiß jeder. Bloß: Wer "Heimat" denkt, der hat seine praktische Indienstnahme durchs "große Ganze" haargenau weggedacht Man denkt dann nicht mehr an Arbeit, Steuern usw, sondern "unsere Zeche Augusta", "unser Bürgermeisteramt" und dergleichen - die Welt um einen herum wird zu einem Stück "Lebenskreis", vor, dem man um keinen Preis meint lassen zu können. Patriotismus ist also die Albernheit, als abhängiges Teilchen ei- ner größeren "Ganzheit" umherlaufen zu wollen - nicht der Wirkli- chen "Ganzheiten" Staat und Wirtschaft, die einen als menschli- ches Material hernehmen, sondern einer eingebildeten Idylle, in der Staat und Kapital kaum eine Rolle zu spielen brauchen. Diese Albernheit taugt praktisch aber zu gar nichts anderem als dazu, daß ausgerechnet! die gar nicht idyllische Staatsgewalt sich ih- rer bedient. Die, und nur die, kann Leute sehr gut brauchen, die zufrieden sind, wenn sie sich als "bodenständiges" Produkt ihrer heimatlichen Lebensumstände vorkommen und aufführen. Erst recht ist es überhaupt kein Wunder, sondern die genaue Erfüllung der Heimatliebe, daß dieses Gefühl ausgerechnet vor, im und gleich nach dem Krieg Hochkonjunktur hat. Nie ist der Mensch so sehr "Teil vom Ganzen" wie dann - und nie hat seine Unterwürfigkeit eine Heimat und seine Liebe dazu so nötig wie dann! Die neu vor- gestellte Idylle einer Heimat taugt für nichts anderes, als daß man für sie stirbt. zurück