Quelle: Archiv MG - BRD OPPOSITION FRIEDENSBEWEGUNG - Von Waffen und Moral


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       Münchner Hochschulzeitung, 31.03.1981
       Sonderausgabe Sozialwesen
       

DIE FRIEDENSLIEBE IST NICHT TOTZUKRIEGEN

1. Warum will eigentlich niemandem auffallen, daß alle Appelle für den Frieden überhaupt keinen Adressaten haben? Wer ist denn eigentlich nicht für Frieden? Selbst die Generalität von der Hardthöhe, Apel, Schmidt & Co., also die politischen und militä- rischen Planer und Zuarbeiter für den nächsten Krieg, teilen die- ses Bekenntnis lässig. Krieg überhaupt ist die Sache demokrati- scher Politiker nicht. Da müssen schon Gründe vorliegen, die ih- nen einen Krieg w e r t sind. Daß ihre weltweite Politik solche Gründe in die Welt setzt, weiß jeder schon im Frieden: Deswegen wird immer schon aufgerüstet, entspannt und nachgerüstet. Damit verschafft sich die deutsche und westliche Politik "Handlungsfreiheit", mit der sie in Polen und sonstwo drohen kann. Vorschlag: nicht so tun, als müßte man Politiker mit einem Appell daran erinnern, daß sie vom rechten Weg abgekommen seien. Ihnen lieber Steine in den Weg legen, damit ihr Friede nicht klappt. 2. Daß Reagans Amtsantritt in den USA "die Neuauflage des bereits von Jimmy Carter verfolgten Konzepts bedeutet, das Problem der sogenannten 'nationalen Sicherheit der USA' auf dem Rücken der westeuropäischen Völker und speziell auf unserem Rücken, hier in der Bundesrepublik zu lösen", ist auch so ein Argument. Was wäre von MX- und NATO-Nachrüstungsraketen zu halten, wenn in der ame- rikanischen Militärstrategie Europa n i c h t als Gefechtsfeld vorgesehen wäre? Wieso soll die Tatsache, daß Kriege immer "auf dem Rücken" der Völker ausgetragen werden, die Macher in Bonn von ihrer Kalkulation in Sachen Krieg Abstand nehmen lassen? Tote sind einkalkulierte "Geschäftsgrundlage" jedes Krieges. Das wis- sen die Toten und die Politiker vorher. Wenn Linke mit der Auf- rechnung der möglichen Kriegstoten auch noch an den Materialismus der N a t i o n appellieren, dann bedienen sie sich eines ge- läufigen Arguments aus dem Arsenal des Gegners: die mißliche mi- litärstrategische Konsequenz für die BRD; als Gefechtsfeld der USA eingeplant zu sein, wirft für Politiker und Militärstrategen tatsächlich die Frage nach dem überleben auf, nicht ihrer Leute, sondern der Nation. Ihr Schluß daraus: Auf- und Nachrüsten, daß es kracht, damit Deutschland überlebt, wenn schon nicht die Deutschen. 3. Daß mit der Entspannungspolitk die Waffenarsenale in West und Ost angewachsen sind, ist jedermann geläufig. Wieso soll man aus- gerechnet für die Entspannungspolitik eintreten, weil man gegen die Waffen ist, die sie aufgetürmt hat? "Die Bundesregierung zur Annahme einer sicherheitspolitischen Al- ternative zu bewegen, welche die Grundlage der erfolgreichen Ent- spannungspolitik bewahrt und die Gefahr eines auf Europa begrenz- ten Nuklearkrieges verringert", liest sich wie eine einzige Sym- pathiekundgebung an die Führer der Nation, die man mit seiner Un- terschriften-Aktion behelligen will. Erstens findet der Schreiber die Entspannungspolitik erfolgreich. Für wen eigentlich? Warum, das kann man sich denken: Er tut einfach so, als sei Ent- spannung dasselbe wie Einstampfen der Waffen. Daß das Gegenteil der Fall war, beklagt er heute selbst. Daß sich der Pazifismus aber auch noch für "sicherheitspolitische Alternativen" der Na- tion ins Zeug wirft, ist ein dicker Hund. Wie soßen denn Entspannungsraketen aussehen? 4. Solche Argumente einfach der Unwahrheit zu zeihen, wäre zu we- nig. Sie haben Prinzip: nämlich die heimischen Politikergrößen stets davon reinzuwaschen, aus i h r e n politischen Absichten auf Raketen, Nachrüstung NATO und so Zeug zu verfallen. Aufklä- rung ist da auf jeden Fall am Platze, wo immer sich die Möglich- keit dazu bietet. zurück