Quelle: Archiv MG - BRD OPPOSITION ALLGEMEIN - Von diversen Einmischungen


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       Marxistische Schulzeitung Bremen, 05.11.1981
       
       Räumung des Hüttendorfs im Urteil der Presse:
       

"BLITZAKTION" GEGEN "VERWILDERTES PROTESTGEBAREN"

Lesehilfen für den aufgeklärten Zeitgenossen 1. Was ist passiert? -------------------- "Massive Polizeikräfte aus mehreren Bundesländern haben gestern das Hüttendorf auf dem Baugelände des Frankfurter Flughafens im Handstreich geräumt und am Nachmittag mit der Zerstörung der Hüt- ten begonnen." Natürlich soll das nicht heißen: Von auswärts angereiste Gewalttäter überfielen harmlose Bürger und zerstörten mit beispiellosem Vandalismus deren Selbstgebau- tes. Sondern es soll heißen: Dies war eine gelungene Demonstration der Effektivität und Schlagkraft unserer für den inneren Frieden zuständigen Eingreif- truppe. Herzlichen Glückwunsch! 2. Gegen wen ging der Schlag? ----------------------------- "Die weniger als 100 Hüttenbewohner waren von den Beamten buch- stäblich im Schlaf überrascht worden!" Das soll nicht heißen: Ein kleines Häufchen ohnmächtiger Hüttenbewohner wurde während der Schlafenszeit aus dem Dorf geprügelt! Vielmehr soll es heißen: Und dabei hatten die Chaoten noch angekündigt, sie seien auf al- les vorbereitet und würden sich nicht überraschen lassen. Lasch- männer! 3. Die Rechtslage? ------------------ "Der sofortige Vollzug der Räumung des Hüttendorfs auf dem Bauge- lände für die Startbahn West des Frankfurter Flughafens war rechtswidrig. Das entschied das Frankfurter Verwaltungsgericht gestern abend auf einen sogenannten Stoppantrag hin." Das soll nicht heißen: Der hessische Innenminister und seine Polizeistrategen haben sich strafbar gemacht, die Räumung des Hüttendorfes wird abgebrochen und mit staatlicher Hilfe für den Neubau des Dorfes gesorgt. Sondern es soll heißen: Geräumt ist! Wie das Ganze juristisch zu beurteilen ist, darüber wird es noch lange Debatten geben. 4. Und die Meinungsfreiheit? ---------------------------- "Die massiven Polizeieinsätze gegen Demonstranten in Frankfurt werden voraussichtlich noch ein gerichtliches Nachspiel haben. Die Nachrichtenagentur Associated Press (ap) kündigte gestern die Einleitung der notwendigen Schritte an, nachdem zwei ihrer Foto- grafen bei der Räumaktion von Polizeibeamten in nicht zu ent- schuldigender Weise an der Ausführung ihres Berufs gehindert, ge- schlagen und verletzt worden seien." Das soll nicht heißen: Was diese Pressefritzen sich eigentlich einbilden! Immer sind nachher sie die eigentlichen Opfer. Als ob es um irgendeinen Satz, den diese Brüder n i c h t schreiben, schade wäre. (Vgl. 1.-4.) Sondern es soll heißen: In einem freiheitlichen Staat wie dem unseren sind Demonstranten nur dann k o r r e k t fertig gemacht worden, wenn die Jour- naille mit Mikro und Blitzlicht dabei ist. Man stelle sich nur vor, es hätte bei den Demonstranten wieder einen Toten gegeben und die Presse wäre nicht an Ort und Stelle gewesen! Welch ein Schlag gegen die Pressefreiheit! zurück