Quelle: Archiv MG - BRD MEDIEN TV - Was das Volk aufregt


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TOTAL VERNAGELT!

Westdeutsches Fernsehen. Die Moderatorin tischt einem Wirt- schaftsexperten aus der DDR die Erfahrung eines DDR-Flüchtlings auf, die dieser an seiner neuen Arbeitsstelle in der Bundesrepu- blik gemacht hat: "Nach einer Woche war ich so fertig, daß ich aufhören wollte. Von sieben bis 17 Uhr, mit einer Stunde Unterbrechung, ... für rund 17 Mark Stundenlohn... Eine Überstunde täglich ... Von morgens bis abends 100 Prozent bringen. Die Umstellung ist mir schwer ge- fallen... Drüben, wo wir städtische Gebäude renoviert haben, sind wir oft tagelang ohne Material herumgesessen, solange, bis wieder Nägel kamen." (nach "Süddeutsche Zeitung", 17.10.) Der Mann ist gut. Er merkt, wie Ausbeutung im richtigen Kapita- lismus geht, und hat seinen Entschluß gefaßt, er stellt sich um. Drüben, wo fehlende Nägel den Leistungsdruck gebremst haben, hat er sich eben doch nie richtig eingewöhnen können. Die Moderatorin fragt den Wirtschaftswissenschaftler aus der DDR: "Halten Sie nicht auch ein solches Wirtschaften, wie es der Zim- mermann bei Ihnen erlebt hat, für ineffektiv?" Die Frau ist noch besser. Sie entdeckt in der Schilderung so- gleich die Systemfrage: Hierzulande geht das System in Ordnung, weil der Arbeitseinsatz garantiert ist, bis zum letzten Nagel. Drüben scheitert effektive Ausbeutung bisweilen an den Ar- beitsmitteln - statt dessen Herumsitzen bei vollem Lohnausgleich - einfach unmöglich! Die Antwort des Fachmanns: "Ja, in Sachen Arbeitsleistung müssen wir noch viel ändern." Der Experte ist am blödesten. Fehlt es jetzt an vernünftiger Ar- beitsteilung, oder werden die Leute zu wenig rangenommen? Das kann der überhaupt nicht unterscheiden. Der Fachmann ärgert sich so sehr über mangelnde Arbeitshetze in DDR-Betrieben, daß er auch noch das Fehlen von Arbeitsmitteln durch vermehrte Arbeitslei- stung heilen möchte. Auf die Tour setzen die Experten und Wirt- schaftsleiter im Osten seit 40 Jahren jede Planung in den Sand! zurück