Quelle: Archiv MG - BRD MEDIEN TV - Was das Volk aufregt


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       Fernsehdiskussion
       

"LUST AM UNTERGANG"

Pflichtgemäß versammelten sich am nationalen Totenfeiertag in der ARD-Sendung "Arena" unter obigem Titel mehr oder weniger promo- vierte Köpfe, um zeit- und tagesgemäß einen bekannten Gedanken breitzutreten: D i e M e n s c h h e i t s e t z t s i c h s e l b s t a u f s S p i e l. Was sie so treibt, diese Mann- schaft namens Menschheit, wer in ihr das Sagen hat, wer arbeitet und wer davon profitiert.... all das ist für kulturkritische La- berköpfe natürlich kein Aufhebens wert - das alles ist besten- falls beliebiges Beispiel für den angeblich so problematischen Charakter der Menschheit. Über all das reden sie also schon, al- lerdings vom Standpunkt einer Generalinstanz aus, die zweifach definiert ist: durch den Katalog von Vorstellungen, was men- schengerecht w ä r e sowie durch einen entsprechenden Katalog von V e r s t ö ß e n gegen diese idealistischen Forderungen. Was demzufolge unter 'M e n s c h h e i t' verhandelt wird, sind Klagen über die Nichtexistenz ihres Ideals, die in die Form von Eigenschaften und Bestimmungen dieses Subjekts gekleidet wer- den. Die sind deshalb auch immer negativ. Das ganz und gar nicht kritische Resumee heißt "Selbstzerstörung" - ein verwerfliches Unternehmen, das der milliardenfach vorhandene Generaltäter gegen sich selbst veranstaltet. Der Unwille der Diskutanten, sich den praktisch gültigen Zwecken, ihren staatlichen und ökonomischen Vertretern und den gewaltsamen Mitteln ihrer Durchsetzung zu wid- men, kleidet sich da in den Gedanken, es könne überhaupt keinen Grund geben, - eben nur einen völlig sinn- und zwecklosen: der heißt "Lust am Untergang", und die steckt in uns genauso metaphy- sisch-natürlich drin wie die notorische Erbsünde im Christen- menschen. Die verschiedenen Varianten der Vorstellung, alle Welt führe sich unvernünftig auf, - eine Vorstellung, auf die nur fa- natische Moral- und Sinnvertreter verfallen, die an der Welt al- lein das Fehlen ihrer hehren Vorstellungen von ihr bemerken wol- len - sorgten für einen mäßig geistreichen, eben intellektuellen Ablauf der Veranstaltung: - Der "rastlos sinnsuchende" P h i l o s o p h Prof. Horstmann beschwor gleich die F o l g e n der philosophischen Wahnidee vom selbstgewollten Untergang der Menschheit für die P h i l o s o p h i e: "Die Aufgabe, vor der die Philosophie jetzt steht, ist die Erkenntnis des Faktums der möglichen Nicht- existenz der Gattung homo sapiens." Welch ein Wagnis, der Gedanke an eine mögliche Welt ohne die lebende Voraussetzung für philoso- phische Untergangsvisionen! - Der P s y c h o l o g e Prof. Hacker lobte, Horstmanns Buch "Das Untier" nach Kräften, weil darin der Themafehler - ein uner- findlicher "T o d e s t r i e b" treibt das erfundene Subjekt "Menschheit" ins Verderben - so schön breitgetreten worden sei. Der logische Ungedanke - der Mensch ist kein Tier - ist da näm- lich schon im Titel in die bekannte Moral überfuhrt: Der Mensch ist ein "Untier", = "unmenschlich", nämlich ohne anständige Ord- nung und Sitten. Zum Beweis für die "Gefährdung des Menschen durch den Menschen" führte er - wie könnte es anders sein - die Waffen und Gewalttaten der S t a a t e n an. - Ein Dichter, der aus dem Osten emigrierte Kunert, fehlte auch nicht und fühlte sich wohl; er weiß schließlich aus eigener An- schauung die schlechte Menschennatur zu Hause ist. - Ein schweizer P f a f f e liefert die tröstliche c h r i s t l i c h e Fortsetzung: Der Tod hat seine guten Sei- ten, was nicht nur Jesus beweisen soll, sondern auch die aus ih- rem Heimatland vertriebenen und damit angeblich todgeweihten Is- raeliten. Wer war denn das auserwählte Volk und wo sitzt es denn heute mit all seiner und des Westens Gewalt! - Ein H a u s b e s e t z e r durfte alternativ untergangslü- sten: Wenn schon die Vernichtung der Menschheit nicht zu verhin- dern sei, so gingen doch Kohl und Reagan erfreulicherweise mit drauf. Nicht bloß die Völker, die sie zum Krieg antreten lassen, sondern auch die Führer fallen ihren angeblich sinnlosen Absich- ten zum Opfer - ein wenig alternativer Selbstmordgedanke; und nicht weniger dumm und philosophisch als die Auslassungen seiner Mitrichter über den Seelenzustand der Welt. A l l e s i n a l l e m: Die philosophische Versalbaderung ei- ner modischen "Kritik", mit der in profanerer Form die GRÜNEN und eine ganze Friedensbewegung der NATO nachweisen wollen, sie führe fahrlässig den Weltuntergang herbei. zurück