Quelle: Archiv MG - BRD MEDIEN TV - Was das Volk aufregt
zurück Klaus Mommsen im FernsehenDAS HOHE LIED DES SOZIALEN FRIEDENS
Hans MOMMSEN, Geschichtsprofessor an der RUB, empfahl sich zu ei- ner Fernsehdiskussion zum 1. Mai als Festredner für eine DGB- Kundgebung zum nächsten Jahr. Er zeigte sich so sehr beeindruckt von der Leistung der westdeutschen Gewerkschaft, dem Klassenkampf zu entsagen und die Interessen der Mitglieder zugunsten höherer Notwendigkeit von Staat und Wirtschaft aufzugeben, daß er gegen- über dem Unternehmervertreter sein Unverständnis darüber zum Aus- druck brachte, warum sich nicht auch die Wirtschaft die Forderung nach mehr Mitbestimmung zu eigen macht: "Man darf die psychologische Wirkung für die Gewerkschaften und die einfachen Gewerkschaftsangehörigen nicht unterschätzen. Die Mitbestimmung hat unser soziales Klima in der BRD ganz entschei- dend beeinflußt." (Mommsen im WDR-Fernsehen) Na klar. Ruhe herrscht an der deutschen Arbeitsfront, und damit das auch in Zukunft so bleibt, fordert MOMMSEN eine stärkere Be- teiligung der Gewerkschaften an den Entscheidungen, die in den Unternehmen gegen die Arbeiter getroffen werden. Allerdings nicht ohne den Gewerkschaften nahezulegen, den Zweck der M i t bestimmung auch wirklich ernst zu nehmen und alles zu un- terlassen, was auch nur den leisesten Verdacht eines Gegensatzes zu den Interessen der Kapitaleigentümer entstehen lassen könnte: "Wir müssen aus der Konfrontation Arbeitnehmer-Unternehmerstand- punkt heraus. Die Gewerkschaft muß sich entscheiden, mehr als diese Mitbestimmung wollen wir nicht. Dann ist auch der Soziali- sierungsverdacht aus der Sache heraus." MOMMSEN erinnert die Verantwortlichen in Politik und Wirtschaft daran, daß angesichts der anstehenden Anforderungen an die Arbei- ter, für weniger Geld mehr zu arbeiten und sich zum Wohle der Wirtschaft verstärkt auf Entlassungen einzurichten, der Mitbe- stimmung eine besondere Bedeutung zukommt: "Wir (!) brauchen die Gewerkschaften, um die weitgehende Umstruk- turierung der Wirtschaft aufgrund von Rationalisierungen sowie Veränderungen des Arbeitsmarktes (!) zu bewältigen." Schließlich sind Kapital und Staat bei der Durchführung ihres Programms einer Effektivierung der deutschen Wirtschaft darauf angewiesen, daß sich die Arbeiter das auch gefallen lassen. Wes- halb man es eben erfolgreich verstehen muß - so MOMMSEN - bei den Betroffenen dieser Maßnahmen den Anschein zu erwecken, als würde auf ihre Interessen Rücksicht genommen: "Wir müssen die Arbeitnehmer in das Gefühl versetzen, daß das, was da geschieht, nicht gegen sie geschieht... Deshalb muß eine weiter ausgebaute Mitbestimmung im Interesse beider Tarifparteien sein." Ist sie auch, verehrter Professor MOMMSEN; nur wenn die unterneh- merische Tarifpartei den Zweck der Mitbestimmung ohne viel Drein- reden der Gewerkschaft erreicht, ist es ihr eben noch lieber. zurück