Quelle: Archiv MG - BRD MEDIEN TAZ - Der Spiegel der Szene
zurück Die guten Deutschen von der taz:KRITIK AM STAATSTERROR ISRAELS = ANTISEMITISMUS
Eines kann man der taz nicht vorwerfen. Sie läßt sich nicht lum- pen, wenn es um die selbstauferlegte Verantwortung geht, Mei- nungsbildner und -sortierer zu sein: Welche Auffassung gehört sich für einen kritischen = guten = demokratischen = antifaschistischen Deutschen? Ihr letztes Glanzstück absolvierte sie in der Bremer Lokalbeilage. Die Teilnehmer einer Protestde- monstration gegen den Staatsterror Israels gehören laut taz nicht mehr zur "scene". Der Kommentar ist eine Sauerei. Hier wird der Verdacht ausgestreut, die Demonstranten hätten dem Antisemitismus das Wort geredet, eins der schlimmsten moralischen Vergehen, des- sen ein deutscher Staatsbürger sich in den Augen der taz schuldig machen kann. Dabei ist auch dieser Zeitung nicht entgangen, daß sich die zitierten Parolen gegen den israelischen S t a a t richten und nicht gegen den Gemüsehändler an der nächsten Ecke, der zufällig jüdischen Glaubens ist. Der Einspruch gegen das von Israel praktizierte Programm gegenüber den Palästinensern, ihre staatsoffizielle Erklärung zu N i c h t-Juden, die dem is- raelischen Staat und seinem grenzüberschreitenden "Sicherheits- bedürfnis" im Wege stehen und mit regelmäßigem Terror und KZs befriedet werden, ist der Sache nach ja nun wirklich nicht zu verwechseln mit einer Parteinahme für einen p o l i t i- s c h e n R a s s i s m u s à la Drittes Reich. Die taz schafft diese Verwechslung locker. Für sie ist eine Kritik am S t a a t identisch mit der der M e n s c h e n, die er beherrscht. Diese Schreiberlinge müssen sich also offenbar selbst schwer i d e n t i f i z i e r e n mit ihrem demokratisch-anti- faschistischen Deutschland und eine Nation für den Gipfel der Menschlichkeit halten. Der Kommentar ist geständig. "Gefährlich ä h n l i c h" klingen in den Ohren der taz-Journalistin die Parolen "Boykottiert is- raelische Produkte" und "Kauft nicht bei Juden" deshalb, weil dieser Gewissenswurm beim Stichwort Israel nicht an das denkt, was Israel i s t - ein Staat, der dank ökonomischer und militä- rischer Zuwendungen seitens der USA und nicht zuletzt der BRD als Ordnungsmacht im Nahen Osten existiert und den arabischen Staaten so manche bittere "Lektion" erteilt hat. Einer taz-Journalistin fällt beim Thema Israel sofort was ganz anderes ein. Sie besinnt sich umgehend darauf, voll und ganz ein deutscher Zeitgenosse zu sein, dem die Geschichte auferlegt, jede Kritik am Staat der Ju- den unbedingt zu vermeiden. Diese in der BRD gepflegte öffentli- che M o r a l legt die taz wie selbstverständlich als Maßstab an jedwede kritische Äußerung in Sachen Israel an. Mit dieser Sichtweise wird aus der angemeldeten Gegnerschaft gegen den von Israel praktizierten politischen Rassismus ein Rückfall in den "Geist des Faschismus", hat der Kritiker es doch unterlassen, dem jüdischen Staat einschließlich seiner Machthaber die jüdischen KZ-Opfer des 3. Reichs als Ehrentitel anzurechnen. So, aber auch nur so, spricht eine demonstrierte Gegnerschaft gegen den Terror Israels quasi automatisch gegen die Kritiker. Nicht etwa, weil sie falsche Argumente benutzen. Das "unglaubliche" Vergehen der Demonstranten besteht darin, daß sie es an der nötigen Sensibili- tät haben fehlen lassen, ihre Parolen daraufhin zu überprüfen, ob sich in ihnen auch der gute = antifaschistische Deutsche ankün- digt. Kein Wunder, daß die taz, so sie sich zu Israel zu Wort meldet, umgehend bei dem Motto landet: "Natürlich braucht man nicht alles an Israel gut zu finden, aber ... als Deutscher..." So wird Kritik angedeutet, um sie unter Berufung auf die morali- sche Generalamnestie gleich wieder zu erledigen. Mit dem guten Gewissen von Leuten, die ihr Kritikverbot auch noch als Antifa- schismus ausgeben. Die hier von der taz als "Antifaschismus" eingeklagte Einstellung zum Staate Israel zeichnet sich der Sache nach durch p a t r i o t i s c h e I d i o t i e aus: * Wieso sollen denn eigentlich die Progrome der Nazis gegen die Juden einen fortdauernden Rechtsanspruch des zionistischen Staa- tes auf eine gute Meinung deutscher Staatsbürger über ihn begrün- den? Israel ist doch nicht gegründet worden mit dem Zweck, den überlebenden Opfern des Holocaust eine Wiedergutmachung für den Nazi-Terror zuteil werden zu lassen. Weil 6 Millionen Juden von den Nazis umgebracht wurden, soll man Herrschaft und Untertanen nicht mehr unterscheiden, "Staatsgewalt" mit "Heimstatt" und "Wiedergutmachung" verwechseln? Die brutale Lüge, ausgerechnet die Opfer s t a a t l i c h e r Gewalt würden dafür sprechen, daß eine eigene Staatsmacht samt ihren wehrhaften Mitteln dem Schutz ihrer Menschenleben diene - was man ja wohl besonders ein- drucksvoll an Israel studieren kann, das seine Juden von Anfang an als Kriegsvolk durchorganisiert hat, vom Soldaten bis zu den Wehrsiedlern - muß der taz schon ziemlich einleuchten. * Die von der taz eingeklagte "Verantwortung für die deutsche Vergangenheit", die sich jeder auf seine neudeutschen Schultern laden soll, ist auch nicht ohne. Soll man denn wirklich, weil man einen deutschen Paß hat und dem Zwangsverband BRD unterworfen ist, auch gleich wie eine lebendige Nationalflagge denken und fühlen?! Die eingeklagte Idiotie, sich reuevoll zur eigenen Nazi- Vergangenheit zu bekennen, scheißegal, ob man im 3. Reich über- haupt gelebt hat, tut glatt so, als wäre Deutsch-Sein eine quasi natürliche Qualität und die jeweilige Staatsgewalt deren histo- risch variierender Überbau. Wer sich der S c h a m vor den Ju- denmorden befleißigt, bejaht nicht nur die prinzipielle Güte der deutschen Herrschaft, er nimmt auch noch die deutsche Nation vor Hitler in Schutz - so, als wäre letztendlich d i e das eigent- liche Opfer von Ausschwitz. In dieser Frage will eine taz Kanzler Kohl nicht k r i t i s i e r e n. Sie k o n k u r r i e r t mit ihm darum, wer der glaubwürdigere Vertreter dieser nationalistischen Idiotie ist. Allen voran die begnadete Spätgeburt Barbara Debus. zurück