Quelle: Archiv MG - BRD MEDIEN PRESSE - Von der westlichen Presse


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       Wochenschau
       

KEINE SCHLAGZEILEN

machten letzte Woche ein paar ganz gewöhnliche Meldungen, hinter denen nur die eingeplanten und abgehakten Metzeleien des Imperia- lismus und seiner Kreaturen stecken: Felsendom-Attentäter Goodmann als geistig gesund eingestuft - be- richtet ddp am 30. Juni. Zurecht "widersprachen die Richter dem israelischen Ministerpräsidenten Begin, der sich beeilt hatte, die Tat als Werk eines Geistesgestörten zu bezeichnen". Was Good- man voreilig v e r b r a c h, in einer g e s t o h l e n e n "israelischen Uniform gezielt auf die Araber zu schießen" betrei- ben die o f f i z i e l l e n Uniformträger seit zwei Wochen im Libanon umfassend, gezielt und wesentlich effektiver. Ungerecht ist jetzt nur, daß Goodman wegen Zurechnungsfähigkeit verknackt wird, während die zionistischen Krieger jede Menge Orden kriegen bei ihrer "Bluttat", ohne daß jemand auf den "Vorwurf" kommt, es handle sich dabei um eine "geplante antimoslemische Provokation". Etwas mehr Aufsehen erregte hingegen der umgekehrte Bescheid von US-Richtern John W. Hinckley jr. nicht schuldfähig. Das rief zwar "Bestürzung von Mitgliedern der Reagan-Administration" hervor, das Verdikt geht aber insofern in Ordnung, als seit Gründung der USA alle Präsidentenattentäter als geisteskrank in den Geschichtsbüchern geführt werden. Es gehört einfach zum ungebrochenen Selbstver- ständnis der Weltmacht Nr. 1, daß es für einen Amerikaner keinen vernünftigen Grund geben kann, sich seine Nr. 1 zur Hölle zu wün- schen. Duarte dankt für Hilfe - und zwar für "das Lächeln, das ich in schweren Augenblicken erhalten habe". (FAZ vom 29. Juli), so der abgehalfterte Napoleon, "der sich auf Einladung der Konrad- Adenauer-Stiftung in Bonn aufhält" und auf den CDU-Vorsitzenden Kohl traf. Duarte ist verbittert, weil jetzt die "extreme Rechte" in El Salvador seine Politik mit haargenau den gleichen Mitteln fortsetzt und dabei von den Garanten dieser Politik in Washington unterstützt wird. Deshalb entdeckt er in Europa auf einmal, "mehr Angst vor Rechten als vor der Linken in El Salvador" zu haben. Verständlich: Die Linken ließ er massakrieren, die Rechten haben ihn entmachtet. Trotzdem bleibt er noch im Rennen, kriegt Zu- spruch von der CDU und verschafft dieser die Gelegenheit in Süd- amerika auch einmal auf Seiten der "Opposition" zu stehen. Un- glaublich glaubwürdig! Wie eine Drohung - klang laut "FAZ" vom 30. Juli die "Warnung des türkischen Ministerpräsidenten Ulusu an verschiedene europäische Länder, die Türkei wegen einer Verletzung der Menschenrechte zu verklagen". Ulusus, voll Stolz auf die Bewältigung der "innenpolitischen Probleme" in der Türkei mit Todesurteilen vom laufenden Band, entdeckt jetzt "innenpolitische Erwägungen" in Frankreich, Holland, Dänemark, Schweden und Norwegen", die diese plötzlich veranlassen, "Besorgnis über den Schutz der Menschen- rechte" in der Türkei vorzugeben. Der Mann hat es offenbar gar nicht mehr nötig, die Brutalitäten der Machtausübung durch seine Generale zu verteidigen: die sind NATO-mäßig gebilligt. Er ruft nur noch aufmüpfige Juniorpartner des Bündnisses zur Raison, die Menschenrechtswaffe ausschließlich da anzuwenden, wo sie hinge- hört, nach Polen. Der Papst zu Besuch im Libanon bereit - heißt schließlich die un- verfrorenste Kurzmeldung der letzten Woche (dpa vom 28. Juni). Nach dem Motto 'Kein Völkermord ohne kirchlichen Segen für die Leichen!' will sich Wojtyla "ohne Zögern in das gepeinigte Land Libanon begeben", natürlich nicht um Blut zu spenden, sondern nur, "wenn dies der Sache des Friedens dienlich wäre". Wird sich wohl machen lassen: Ein Kirchenführer zu den Inaugurationsfeier- lichkeiten des christlichen neuen Präsidenten Gemayel würde doch dem neuen Libanon neben dem Faschismus als politischer Grundlage die vatikanischen Weihen als höheren Segen mit auf den Weg geben. zurück