Quelle: Archiv MG - BRD MEDIEN PRESSE - Von der westlichen Presse
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Marxistische Schulzeitung Bremen, 01.02.1982
Wochenschau
IN MEMORIAM
Eduardo Frei, chilenischer Ex-Präsident, dessen Hinscheiden von
der Pinochet-Junta erst mit drei Tagen Verspätung gemeldet wurde,
dafür aber mit Staatsbegräbnis, galt bis zu seinem Tode für die
demokratische Öffentlichkeit als die Hoffnung der chilenischen
Demokratie. Immerhin gelang es ihm und seinen Christdemokraten,
unterstützt durch die Großgrundbesitzerpartei Jorge Alessandris
1964 den Volksfrontkandidaten Salvador Allende noch einmal bei
Wahlen zu schlagen. 6 Jahre später verlor sein Kandidat gegen die
Unidad Popular und Frei setzte sein Programm einer "Revolution in
Freiheit" konsequent als Obstruktionspolitik gegen die Linken
fort. So begrüßte er den Militärputsch und ging erst dann auf Di-
stanz zu Pinochet, als die neuen Herren nicht daran dachten, die
Christdemokraten an der Macht zu beteiligen. So starb er im Rufe
eines Widerstandskämpfers gegen ein Regime, dem er nicht nur gei-
stig den Weg bereitet hatte.
*
Michail Andrejewitsch Suslow, Mitglied des Politbüros der KPdSU
seit 1955, wurde 79 Jahre alt. Letzten Dienstag erlag der im We-
sten als "Chefideologe" geführte Sekretär des ZK (seit 1947 ohne
Unterbrechung) in Moskau einem Herzversagen. Den Nachrufen der
westdeutschen Presse zufolge muß es sich bei Michail Andreje-
witsch um eine Art Wehner der sowjetischen Regierungspartei ge-
handelt haben: "Ihm kam es immer darauf an, die KPdSU, seine Par-
tei, unbeschadet zu wissen." Auf diesem Wege hatte er mehr als
nur ein Godesberg zu verzeichnen, "indem er den Prozeß der Ent-
stalinisierung stoppte" (nachdem er Chruschtschows Stalinverdamr-
nung auf dem XX. Parteitag verfaßt haben soll) "und die Bürokra-
tisierung der Partei betrieb" (Süddeutsche Zeitung vom 27. Ja-
nuar). Prinzipientreuer Opportunismus der Macht, das machte ihn
auch für seine ZK-Genossen zum "großen Parteitheoretiker", wie es
im Nachruf des Politbüros heißt, den die "Prawda" am 27. Januar
veröffentlichte. Diese Elogie auf den Toten ist im übrigen ge-
nauso vernichtend abgehalten wie die bürgerlichen posthumen Be-
schimpfungen, lediglich die Adjektiva sind landesüblich ausgefal-
len: "M. A. Suslow zeichnete sich durch bolschewistische Prinzi-
pienfestigkeit aus... und durch die Fähigkeit, schöpferisch an
scharfe und komplizierte Fragen der Gegenwart heranzugehen. Ein
großherziger Mensch, von kristallklarer moralischer Sauberkeit
und vollkommener Bescheidenheit, erwarb bei der Partei und beim
Volk tiefen Respekt." So wird die Partei - "anderes ist schwer
denkbar - mit einem anderen Ideologen kaum andere Wege beschrei-
ten." (Süddeutsche Zeitung)
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