Quelle: Archiv MG - BRD MEDIEN PRESSE - Von der westlichen Presse
zurück Münchner Hochschulzeitung Nr. 18, 21.07.1982KEINE SCHLAGZEILEN
machte letzte Woche das offizielle E n d e j e n e r p o r t u g i e s i s c h e n "R e v o l u t i o n d e r N e l k e n". Die jetzt vom Parlament beschlossene Abschaffung des "Revolutionsrats", in dem immer noch einige Offiziere aus der ehemaligen "Bewegung der Streitkrafte (MFA)" saßen und jedes Ge- setz mit einem Veto blockieren konnten, fand eine Zweidrittel- mehrheit, als auch die Zustimmung der Sozialisten des Dr. Mario Soares. Der Beschluß ratifiziert was der Militärputsch gegen das Caetano-Regime gewesen ist: Ein Machtwesel zur Rettung des portu- giesischen Staates, der sein sozialistisches Etikett sich allein deshalb zulegte, weil er in Opposition zum Faschismus stattfand. Den land- und lohnhungrigen Massen, die in einem Wechsel der H e r r s c h a f t eine Chance zur Besserung ihrer Verhältnisse erblickten, wurde rasch und mit zunehmender Gewalttätigkeit das Gegenteil eingebleut.. Jetzt, wo der Staat als Demokratie steht und das Elend der Untertanen flott verwaltet, jetzt wird auch das Etikett abgeschnitten. Abschluß eines Demokratisierungsprozesses - von oben, wie er angefangen hat. der Bericht über 3 5 5 9 T o d e s u r t e i l e t ü r- k i s c h e r M i l i t ä r g e r i c h t e seit dem Putsch vom 12. September 1980, vorgelegt von einer Gruppe ausländischer Beobachter in Paris (AFP vom 15. Juli). Demnächst stehen noch 52 "Führer des linksgerichteten türkischen Gewerkschaftsverbandes 'Disk'" auf dem Arbeitsplan des Henkers. Die größer aufgemachten Meldungen vom Vortage, daß in der Türkei der "verfassungsgebende Prozeß" zügig voranschreite und die "Rückkehr zur Demokratie" absehbar sei, ist mitnichten ein Kontrast zur zitierten Kurzmeldung: Die Frage ist nur, wieviele störende Köpfe im Volk noch fallen müssen, bis die Regierung mit dem Volk so zufrieden ist, daß sie die Gewalt über es wieder einmal per Abstimmung legitimieren läßt. die Wahl von Z a i l S i n g h z u m S t a a t s p r ä s i- d e n t e n I n d i e n s. Eine geglückte Inszenierung Indira Ghandis, die ihrem so viel gerühmten Charisma die "materielle Basis" verleiht und einen - Repräsentanten der bewaffneten Organe der Staatsmacht zum obersten Repräsentanten aller Inder küren ließ. Singh, ein Sikh, Angehöriger jener Religionsgemeinschaft, die in der Indischen Union traditionsgemäß die "Kosaken" in Armee und Polizei stellt, soll zugleich dafür sorgen, daß die rebellischen Sikhs im Punjab Frieden halten und ihr Kriegstalent nur im Dienste der Regierung einsetzen. So kommentiert die "FAZ" vom 16. Juli: "Als Präsident muß Zail Singh über den Parteien stehen. Tut er das mit Ernst und Konsequenz, so mag er, wie kaum ein anderer, dazu beitragen, daß die Sikh ruhig und zufrieden sind und dem Extremismus der Nährboden entzogen wird." N o c h e i n K r i e g, n ä m l i c h z w i s c h e n Ä t h i o p i e n u n d S o m a l i a, ist letzte Woche, wie es so schön heißt, "ausgebrochen". Worum es den Völkerschaften da unten geht, wenn sie sich wechselseitig umbringen, interessiert natürlich niemanden. Im Hinweis auf das einzige Interesse, das dieser Krieg hervorruft, daß nämlich in Addis Abeba Sowjet- freunde, in Mogadischu hingegen ein prowestliches Regime regiert, liegt allerdings die Wahrheit, daß damit alles Wesentliche über Grund, Zweck und Verlauf der Konfrontation angegeben ist und sich die partikularen Zwecke des Menghistu Haille Marian bzw. des Mo- hamed Siad Barre daran allemal blamieren, so sie nicht als n a t i o n a l e Politik ein Stück W e l t p o l i t i k exe- kutieren. zurück