Quelle: Archiv MG - BRD MEDIEN PRESSE - Von der westlichen Presse


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       Bremer Hochschulzeitung Nr. 47, 14.12.1981
       
       Wochenschau
       

KEINE SCHLAGZEILEN

machten letzte Woche die folgenden Klarstellungen des Imperialis- mus über das internationale Kräfteverhältnis: Südafrika gibt Zerstörung des SWAPO-Hauptquartiers bekannt - Eine lapidare Vollzugsmeldung über eine dreiwöchige Invasion in An- gola, die "erfolgreich abgeschlossen" wurde. Laut AP vom 6. De- zember legt die RSA gar keinen großen Wert auf die Verklausulie- rung ihres Angola-Kriegs zur Polizeiaktion gegen "Terroristen". Die Behauptungen aus Luanda, die RSA-Soldateska habe die halbe Südprovinz zerstört, findet seine Bestätigung in der südafrikani- schen Feldzugsberichterstattung: Ihr zufolge habe sich "der Hauptstützpunkt der SWAPO über ein Gebiet von 36 qkm erstreckt" und die Truppen seien "240 km tief auf angolanisches Gebiet vor- gedrungen". Mehrheit stützt Salvadors Junta - Auf der Tagung der Organisation amerikanischer Staaten (OAS). "Der US-Botschafter Middendorf be- grüßte das Abstimmungsergebnis und erklärte, das Votum bekräftige die wichtige Rolle der OAS als eines Gremiums, das seine Angele- genheiten selbst bewältigen könne". (AP vom 8. Dezember) Israeli erschießen zwei Araber - Weil israelische Besatzungssol- daten im Gaza-Streifen aus einer Schule mit Steinen beworfen wur- den, fielen einer Vergeltungsmaßnahme zwei Schüler zum Opfer. Ne- ben diese AP-Meldung plazierte die "Süddeutsche Zeitung" vom 8. Dezember das Foto eines lachenden "jungen Siedlers... auf der Si- nai-Halbinsel", der "mit Sturmgewehr und Gitarre... die Dinge er- wartet, die auf ihn zukommen". Weinberger: Türkei kehrt zur Demokratie zurück - So der US-Ver- teidigungsminister laut AP vorn 10. Dezember zu Mrs. Thatcher. "In der Türkei ist nach Angaben Weinbergers ein Zeitplan zur Rückkehr zur Demokratie ausgearbeitet worden." Diese Meldung ist kein Kontrast, sondern das Komplement zur öffentlich ausgespro- chenen Bewunderung der Militärjunta für ihre "Wiederherstellung von Recht und Gesetz", die Weinberger dem General Evren in Ankara zuteil werden ließ. Zwischen der US-Administration und den Herren der Türkei herrscht Übereinstimmung, wie die neue Demokratie am Bosporus auszusehen hat: Kriegsrecht ohne Ausnahmezustand. Tansanischer Minister entlassen - Mr. Abel Mwanga hat sein Parla- mentsmandat und damit sein politisches Amt wegen "Bestechung von Wählern" verloren. Mwanga soll "Maismehl an Bürger seines Kreises ausgegeben haben, um sie zur Stimmabgabe für ihn zu bewegen." Das meldet die "Süddeutsche Zeitung" vom 11. Dezember als Exotikum in der Rubrik "Vermischtes". Wenn ein MdB im Wahlkampf Freibier auf- fahren läßt, gilt das hierzulande nicht als Bestechung, sondern als Wahlgag. In Tansania, wo eine Handvoll Maismehl für einen Tag das Überleben sichert, liegt hingegen ein Mißbrauch der Politik vor, wenn sie einmal alle vier Jahre den Bürgern wirklich was zum Beißen gibt. Als Kuriosium aus der "Dritten Welt" wird der Vor- fall bei uns registriert, weil demokratische Politiker in der BRD über ein so aufgeklärtpolitisiertes Wahlvolk verfügen, daß sie seine Stimmen auch ohne die geringste Gegenleistungen kriegen. zurück