Quelle: Archiv MG - BRD MEDIEN BILD - Nationale Herzensbildung


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DEUTSCHE DEMOKRATISCHE RACHE?

"Bild" ließ am 13.6. auf der "Seite für Deutschland" eine Dozen- tin aus Bischofswerda zu Wort kommen. Diese Dame quält 27 Tage vor der Heimkehr der DDR ins großdeutsche Freiheitsreich nur 1 Sorge: "Die alten Richter, Lehrer, Direktoren - sie sind alle noch da!" Allein der Gedanke, daß Leute, die vor der Wende ihre Pflicht ge- tan haben, dies auch jetzt noch tun, erfüllt die Briefpartnerin der "Bild"-Zeitung mit "neuem Entsetzen". Fragt sich bloß, wovor? Vor dem, w a s die leitenden Angestellten des DDR-Staates da- mals wie heute als Pflicht erfüllen, sicherlich nicht. Das unter- scheidet sich nämlich nicht besonders: Gesetzesbrecher ver- knacken, Kinder zurechtbiegen, Arbeiter und Angestellte komman- dieren und beaufsichtigen - das erfordert Fähigkeiten und Charaktereigenschaften, die offensichtlich so systemübergreifend sind, daß solche Leute nie durch das auffallen, was sie m a c h e n, sondern nur durch den Verweis auf ihre Vergan- genheit d e n u n z i e r t werden können. Selbst der Autorin des "bitteren Briefs" fällt rein gar kein Argument ein, was denn die von ihr angeklagten Personen für Schaden anrichten würden: Sie sind doch allesamt "planmäßig gewendet", machen also genau das, was die neue Führung von ihnen verlangt. Der "entsetzten" Dame will natürlich auch nicht auffallen, daß die neue Regierung aus dem ganz schlichten Grund nicht jeden al- ten Amtsträger feuert, weil sie diese bewährten F a c h- l e u t e ganz einfach braucht. Da könnte man ja glatt auf die Idee kommen, daß das alte "SED-Regime" und die neuen christlich-, liberal- und sozialdemokratischen Herrschaften beim Staatmachen sich in einem nicht unterscheiden: Sie brauchen Bürger, die funktionieren und parieren. Statt dessen spricht Frau B. aus Bischofswerda bei Bautzen laut "Bild" nur aus, "was Millionen von Mitbürgern in diesen Wochen empfinden", wenn sie von der neuen demokratischen Regierung Mas- senprozesse gegen Amtsträger von früher fordern und eine rechts- staatlich, d.h. per Gesetz angeleierte S ä u b e r u n g: "Ein Gesetz zur Bestrafung der Verantwortlichen"! Dann ist die Welt in Ordnung? Knast oder mindestens Existenzver- nichtung für "die a l t e n Richter, Lehrer und Direktoren" und ihre Ersetzung durch neue R i c h t e r, L e h r e r und D i r e k t o r e n. Der Unterschied wäre dann zumindest so ge- waltig wie der zwischen den Schikanen der SED-Regierung gegen Leute o h n e Parteibuch und den von fanatischen Demokraten verlangten Berufsverboten und Strafverfolgungen gegen Leute, die einmal das falsche P a r t e i b u c h gehabt haben. * Frau Ursula Brengel, so heißt die "Bild"-Kronzeugin, teilt übri- gens in schöner Selbsteinschätzung die Wahrheit über sich gleich mit: "Verblendet, belogen - v e r b l ö d e t von den sogenannten kommunistischen Idealen - ich bin zur f a n a t i s c h e n An- tikommunistin geworden." zurück