Quelle: Archiv MG - BRD MEDIEN BILD - Nationale Herzensbildung


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       "Bild" - spricht mal wieder den Massen aus dem Herzen
       

"JETZT HILFT NUR NOCH BETEN!"

Und: W a s hilft es? Oder soll man besser gleich fragen: W e m hilft beten? Dann ist nämlich die Antwort nicht so schwer: Dem Beter. Davon gibt es zwei verschiedene Sorten: 1. D i e B e f e h l s h a b e r: Die gefallen sich in der Pose des verantwortungsgeladenen Auftragsempfängers, der den ide- ellen Chef des gesamten Weltgeschehens auf seiner Seite weiß. So wird nämlich das nationale Interesse zum allerhöchsten Recht, das die Nation zu seiner Wahrnehmung verpflichtet. 2. D a s F u ß v o l k: Die betroffenen Menschen in aller Welt. Die haben nämlich im Himmel eine Adresse, bei der sie ihre Sorgen gleich in der passenden Form eines Gnadengesuchs abliefern können. Sehr hübsch gedacht: Der brave Untertan, der seinen Mei- stern im Regierungsamt niemals andere Absichten zutraut als gute, der also auch Politik für einen höheren Auftrag hält und schlimm- stenfalls zweifelt, ob die Politiker ihn auch verantwortungsbe- wußt wahrnehmen, der denkt sich einen a l l e r obersten Kon- zernchef, der seine Abteilungsleiter auf Linie bringen soll. Der Beter erinnert den Herrn, der alles sieht, daran, den Machthabern ins Gewissen zu reden, appelliert so ans Gewissen der Mächtigen und hat damit zweifelsfrei "W a s g e t a n!". Nämlich sich für mitverantwortlich, aber ohnmächtig erklärt; die Regierenden zu Menschen, die es auch nicht leicht haben; jede Korrektur der Po- litik zur obersten Chefsache; und den Krieg für ein Verhängnis, für das letztlich der liebe Gott mit seinem unerforschlichen Ratschluß zwar zuständig, aber nicht haftbar zu machen ist. zurück