Quelle: Archiv MG - BRD MEDIEN ALLGEMEIN - In Freiheit gleichgeschaltet
zurück Die freie Öffentlichkeit denkt vorwärts:"WANN FÄLLT CUBA?"
Damit keiner auf die Idee kommt, das wäre eine Frage, schlagzeilt BILD stellvertretend für die schreibende Zunft wie immer unkom- pliziert und geradeheraus: "Castro ist der nächste". In diesem Anspruch ist sich nämlich unsere freie Öffentlichkeit von BILD bis Spiegel ganz ohne Gleichschaltung einig: Angesichts der von Gorbatschow angerichteten Freigabe seines Blocks für den Ein- marsch der Marktwirtschaft und seines selbstkritischen Zerstö- rungswerks am "realen Sozialismus" hat der Ableger Cuba mit sei- nem bärtigen Castro keine Existenzberechtigung mehr zu haben. Cuba, "der letzte Dominostein", wird als "immer noch" widerspen- stiger Störenfried einer ansonsten für den Westen so glänzenden Weltlage endgültig auf die Abschußliste gesetzt und schon mal vorausdenkend in den Redaktionsstuben und Fernsehstudios zu Fall gebracht. Und, was stört an dieser Karibik-Insel so, von der die Mehrzahl des Publikums nicht mal weiß, wo sie liegt, geschweige denn sagen könnte, was Cuba sie überhaupt angeht?! Keine Frage für gute Deutsche: Kommunisten sind es, und die gehö- ren weg - wenn sie das nicht freiwillig einsehen. Klar, denen auf Cuba, das wird dabei gar nicht verschwiegen, geht es nicht gerade dreckig in ihrem Insel-, Zucker- und Zigarren-So- zialismus: "Die Cubaner sind die Reichen unter den Armen. Im Unterschied zu vielen Lateinamerikanern hungern sie nicht und sind flott geklei- det." (TV-Bericht) Bloß, das hat kein Gesichtspunkt zu sein! Danach zu urteilen, was für die Leute am bekömmlichsten ist, ist den getreuen öffentli- chen Nach- und Vordenkern staatlicher Ansprüche gänzlich fremd. Daß sich Castro trotz der Erfolge der "Marktwirtschaft" Richtung Osten nicht reumütig und freiwillig dazu herbei läßt, Land und Leute ebenfalls der kapitalistischen Kalkulation zu Füßen zu le- gen, das macht Cuba so unerträglich. Cuba hat sich endlich "der Freiheit zu öffnen", also genau dem System, das andernorts, zumal in der Umgebung Cubas, dafür sorgt, daß massenhaft Leute ums nackte Überleben kämpfen, weil Sojabohnen, Weizen und Fleisch nicht für die Ernährung, sondern für das kapitalistische Geschäft da sind! Aber so wollen sie es nicht gesagt haben, unsere groß- deutschen Weiterdenker, daß Cuba wie Südamerika als Ressource und Standort für weltmarkttaugliche Geschäftemacherei hergerichtet werden muß, und daß dafür nun mal Slums, Hunger und Elend in Kauf zu nehmen sind. Das wäre mal eine ehrliche Auskunft! Statt dessen heuchelt es aus dem freien deutschen Fernsehen: "Der Mensch lebt nicht vom Brot allein. Den Cubanern fehlt die Reisefreiheit." (ebd.) Daß die Cubaner, auch das wird frank und frei berichtet, in ihrer überwältigenden Mehrheit der Meinung sind, mit Castro und ihrem System vergleichsweise gut zu fahren, und jedenfalls überhaupt nicht danach dürsten, Freiheit südamerikanischen oder sonstigen Musters zu genießen, beeindruckt unsere Meinungsmacher nicht im geringsten. Seit wann nehmen denn die ihre eigenen Heucheleien für bare Münze! Vielmehr steht das Urteil von vornherein fest: wenn die Cubaner zu Castro stehen, kann das keine freie Meinung sein, weil eine solche von hier aus nicht erlaubt ist! Die ist nämlich dafür da, mit allem was die "Marktwirtschaft" verlangt, einer Meinung zu sein! Und, wie steht es nun mit der Reisefreiheit? Haben diese viel- gereisten Fürsprecher der "Armen" vielleicht schon mal in den Wellblechhütten Rios nachgefragt, was diese freien Hungerleider dort von der Reisefreiheit halten?! Aber darauf kommt es ja nicht an. Deutschland, die NATO und darin wieder Deutschland sind dabei, den Kommunismus zu erobern, also ist die Dummheit parteilichen Denkens für dieses gar nicht gemüt- liche Programm deutsche Bürgerpflicht! Folglich warten "wir" hämisch auf das unausweichliche Ende des "geschichtlich überleb- ten Revolutionärs". Im Namen der "cubanischen Bevölkerung" und koste es diese, was es wolle. zurück